Sitz! – Platz! – Bleib! Kurze, prägnante Befehle, die Hunden Orientierung geben. Vorausgesetzt, sie haben gelernt, mit den Wörtern das richtige Verhalten zu verbinden. Dafür gibt es den tierischen Schulunterricht. Doch was ist, wenn der Hund eingeschult ist, aber dank Corona nicht wie gewohnt lernen kann? Dann müssen kreative Lösungen wie die der Hundeschule „Martin Rütter DOGS Bielefeld Gütersloh" her. Dort geben Heike Kleinhans und ihr Ehemann Lars seit 2015 ihre Erfahrungen und ihr Wissen an Herrchen und Frauchen weiter.
Doch zumindest die Gruppentrainings werden am 19. März coronabedingt erst einmal ausgebremst. Das Klassenzimmer auf dem Rasen des Hundeplatzes bleibt vorerst nur für Einzelunterricht geöffnet. Also erst einmal kein gemeinsames Toben, Spielen und Lernen, kein Durch-Tunnel-Flitzen oder Über-Agility-Brücken-Sprinten, keine Junghunde-Ausbildung. „Wir haben natürlich schon damit gerechnet, dass das kommen würde. Es traf uns also nicht unerwartet, aber trotzdem hart", sagt Heike Kleinhans rückblickend. „Denn von jetzt auf gleich Alternativen zu schaffen, ist natürlich gar nicht so einfach."
Trotzdem werden sie und ihr Mann kreativ. Sie drehen, schneiden und vertonen Trainingsvideos, bereiten Handouts für die menschlichen Schüler vor und testen digitale Plattformen, über die sie ihren Kunden Onlinetrainings anbieten können.
Mit Erfolg. Schon bald betreten Mensch und Hund aus ihrem heimischen Garten oder Wohnzimmer heraus die Hundeschule über einen virtuellen Klassenraum, in dem sich die Fellnasen zwar nicht gegenseitig sehen und beschnüffeln können, aber trotzdem gemeinsam lernen.
Heike Kleinhans und ihr Team zeigen dort Videos zu einzelnen Trainingsschritten, die die Teilnehmer mit ihren Hunden direkt nachmachen. „Dabei stellen sie die Kamera ihres Smartphones, Tablets, Laptops oder PCs so ein, dass wir sie und ihren Hund sehen und dadurch anleiten können", erklärt die Hundetrainerin.
Zusätzlich lädt Kleinhans Trainingsvideos hoch, die sie und ihr Mann mit ihren eigenen Hunden gedreht haben – Hausaufgaben für Hunde quasi. Herrchen und Frauchen üben mit ihren Vierbeinern alleine weiter, die kleinen und großen Erfolge oder auch die Probleme halten sie im Video fest, schicken das Material an die Hundetrainerin und „in der nächsten Trainingsstunde haben wir sie online wieder besprochen".
Neue digitale Wege der Hundebildung, die am anderen Ende der Leine richtig gut ankommen. „Die Resonanz unserer Kunden ist durchweg positiv. Einige wenige hatten Respekt vor der Technik, was ich natürlich absolut verstehen kann, aber fast alle haben den Schritt mit uns gewagt." Heike Kleinhans ist dankbar für diese Unterstützung, die sie in den vergangenen Wochen erfahren hat. „Das tat so unheimlich gut in dieser Zeit und hat uns immer wieder aufgemuntert und bestärkt."
Die Online-Kurse sind aber nicht nur eine coronabedingte Notlösung, sondern entpuppen sich als „wirklich tolle Alternative", wie Kleinhans sagt, „Sie waren teils ein Ersatz, teils aber sogar eine neue und durchaus positive Erfahrung." Denn in den eigenen vier Wänden der Vierbeiner ergeben sich viele neue Trainingssituationen, die auf dem Hundeplatz so nicht möglich sind.
Unter der Profiaufsicht am anderen Ende der Datenleitung üben die Halter mit ihren Hunden nicht nur, dass diese entspannt bleiben, wenn der Postbote an der Tür klingelt. Sondern sie trainieren auch das Alleinebleiben und das entspannte Miteinander mit Kindern – „gerade in Home-Schooling-Zeiten wichtig". Außerdem erklärt Heike Kleinhans Suchspiele, das Apportieren und Tricks, damit die Hunde weiterhin körperlich und geistig gut ausgelastet sind.
„Für manche Hunde war das Online-Training sogar einfacher, weil keine Ablenkung durch die anderen Hunde da war", sagt Kleinhans. Trotz aller neu entdeckter Vorteile, gibt es aber auch etwas, dass langfristiges Online-Training nicht ersetzen kann: „Den Sozialkontakt zwischen den Hunden."
Deshalb ist Kleinhans froh, dass sie seit dem 23. April wieder mit kleinen Gruppen in der Hundeschule trainieren darf. Bedingung: Die Kurse dürfen keinen Veranstaltungscharakter haben. „Aber das ist bei uns kein Problem, da wir sowieso immer in kleinen Gruppen mit maximal fünf bis sechs Hunden arbeiten und darauf achten, dass wir immer den Mindestabstand einhalten. Auch im Sinne der Hunde war das ja vor Corona schon der Fall", erklärt Kleinhans.
Sie achtet nun verstärkt darauf, dass sich keine Warteschlangen bilden und dass sich die Kunden nicht direkt begegnen. „Aber auch das ist für uns nicht wirklich neu." Schon vor Corona haben die Hundetrainer Mensch und Tier am Auto abgeholt, um dort mit dem Training zu starten. Zusätzlich werden nun die Tore nur von den Trainern geöffnet und geschlossen, Klinken und Hebel regelmäßig desinfiziert und notwendige Trainingsutensilien muss jeder selbst mitbringen.
Für die Hundeschule ist es ein großer Schritt in Richtung Normalität. Trotzdem bleiben erst einmal bestimmte Online-Angebote erhalten. Wie die Themenvorträge, die nun kontaktlos im digitalen Seminarraum als Webinar stattfinden.
Pläne gibt es also viele, gleichzeitig hofft die Hundetrainerin, „dass alle Menschen verantwortungsvoll mit der Situation und den zunehmenden Lockerungen umgehen. Denn nur, wenn sich alle weiterhin an die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen halten, kann es langsam, aber stetig wieder bergauf gehen".