Die Verler Bibliothek hat wieder geöffnet

Viel Zeit und kein Nachschub in Sicht: Die Bibliothek Verl ist von den Corona-bedingten Schließungen nicht verschont geblieben – nicht nur für die Kunden war das eine ungewohnte Situation. Doch jetzt kehrt langsam wieder Normalität ein.

Endlich darf wieder ausgeliehen werden: Auch wenn Heike Schniedermeier vom Leitungsteam Bibliothek Verl und ihre Kolleginnen in den vergangenen Wochen gut zu tun hatten, freuen sie sich nun wieder auf Besucher. | © Jessica Weiser

03.05.2020 | 04.05.2020, 11:17

Ausgeliehenes zurückgeben und Lese- oder Spielefutter besorgen – darauf mussten die Besitzer eines Bibliotheksausweises in den vergangenen Wochen verzichten. Das war nicht nur für Bücherwürmer eine schwere Zeit. „Die Schließung Mitte März war auch für uns Mitarbeiter ein echter Schock", erinnert sich Heike Schniedermeier vom Leitungsteam der Bibliothek Verl.

Gerechnet haben sie damit zunächst nicht. Trotzdem sei der Schritt richtig und vor allem wichtig gewesen. „Unsere Kunden kommen nicht nur zu uns, um Medien auszuleihen", weiß die Bibliothekarin. „Sie nutzen auch unsere Computerterminals, lesen die Tageszeitung oder treffen sich hier." Das alles gehe in Zeiten der Kontaktbeschränkungen eben nicht.

Zunächst nur für Rückgaben geöffnet, mittlerweile aber auch für Ausleihen

Umso größer ist nun natürlich die Freude bei allen Beteiligten, dass mit der Wiedereröffnung der Verler Bibliothek wieder Normalität einkehrt. Zumindest etwas, denn auch hier geht es nicht ohne Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter und Besucher. „Damit der Andrang nicht zu groß wird, hatten wir an den ersten beiden Tagen nur für die Rückgabe geöffnet", erzählt Heike Schniedermeier. Zusätzlich habe man beschlossen, alle zurückgegebenen Medien zunächst 48 Stunden beiseitezulegen, ehe sie wieder in die Regale geräumt werden. „Eine reine Vorsichtsmaßnahme."

Seit Donnerstag darf auch wieder ausgeliehen werden. „Weil sich nur 30 Menschen gleichzeitig bei uns aufhalten dürfen, hat es am ersten Tag vor dem Gebäude sogar eine Warteschlange gegeben", erinnert sich Schniedermeier und ergänzt: „Natürlich mit Mindestabstand."

Einbahnsystem führt durch die Bibliothek

Überhaupt hielten sich alle vorbildlich an die neuen Vorgaben – und das sind nicht wenige. „Neben der begrenzten Zahl bei den Besuchern gibt es ein neues Einbahnstraßensystem", erklärt Heike Schniedermeier. „Betreten wird die Bibliothek durch den Haupteingang, verlassen wird sie durch unseren Nebeneingang." Kleine schwarz-gelbe Pfeile auf dem Boden weisen den Weg. „So verhindern wir, dass sich die Leute zu nah kommen." Zusätzlich stehen Desinfektionsmittel für die Hände und die Bücherkörbe bereit und Hygienewände aus Plexiglas trennen die Mitarbeiterinnen am Ausleihe- und Rückgabetresen von den Kunden.

Erlaubt ist zudem nur ein kurzer Aufenthalt. Die Sitzgelegenheiten sind hinter rote-weißem Flatterband verschwunden und sowohl das Lesecafé als auch die Computer können nicht genutzt werden. Die wohl wichtigste Maßnahme sei jedoch die Registrierung. „Jeder Kunde muss sich mit seinem Ausweis beim Betreten der Bibliothek anmelden."

Bibliotheksteam arbeitet nun im Schichtdienst

Die neuen Regelungen betreffen aber nicht nur Bücherwürmer und Leseratten. Auch für Heike Schniedermeier und ihre Kolleginnen hat sich in den vergangenen fünf Wochen so einiges geändert. „Wir arbeiten seit Mitte März im Schichtsystem. Die erste Schicht morgens und die zweite nachmittags – immer drei bis vier Kolleginnen." Anfänglich sei das sehr gewöhnungsbedürftig und auch ein bisschen mühselig gewesen, weil der direkte Austausch gefehlt habe. Nun spreche man sich halt per Telefon ab. „Zusätzlich führen wir ein Übergabeheft, um die jeweils andere Schicht auf dem Laufenden zu halten." Und das nicht erst seit dem 20. April. Denn auch wenn die Türen der Bibliothek für Besucher geschlossen waren, so waren die Mitarbeiterinnen dennoch nicht untätig.

„Die Zwangspause haben wir genutzt, um notwendige Arbeiten durchzuführen. Tatsächlich hatten wir sogar Glück im Unglück", erinnert sich Schniedermeier. „Wir stellen aktuell alle Bücher, CDs und Spiele auf Selbstverbuchung um." Die dafür benötigten Geräte seien kurz vor der Schließung geliefert worden. „Da wir tatsächlich gerade den gesamten Bestand in die Hand nehmen müssen, konnten wir die Arbeit gleichzeitig dazu nutzen, um aufzuräumen."

Die Verler sind froh, dass sie ihre Bibliothek wieder nutzen dürfen

Manche Medien seien durch häufiges Ausleihen in Mitleidenschaft gezogen worden, andere würden gar nicht nachgefragt – von diesen Medien habe man sich in einem Abwasch getrennt. „Die Bibliothek wird demnächst umgebaut und verändert sich dadurch. Dafür leisten wir gerade wichtige Vorarbeiten, die sonst zusätzlich zum normalen Betrieb angefallen wären."

Trotzdem sind die Bibliothekarin und ihr Team natürlich froh, dass sie nun wieder öffnen dürfen. „Das Telefon hat oft geklingelt und die Leute wollten wissen, ob die Möglichkeit besteht vorbeizukommen oder wann wir wieder aufmachen." Das kann Heike Schniedermeier gut verstehen. „Jetzt hat man einfach mehr Zeit zum Lesen, Basteln, Kochen und Spielen."

Viele Eltern hätten ihr und ihren Kolleginnen erzählt, wie erleichtert sie sind, dass sie sich jetzt wieder mit neuen Spielen und Bastelbüchern eindecken könnten. Langeweile dürfte also in den nächsten Wochen nicht mehr so schnell aufkommen. Vor allem da zusätzlich zum Angebot in der Bibliothek auch immer noch die Möglichkeit besteht, online Bücher, Videos und CDs auszuleihen.

INFORMATION


Mut zur Zukunft: Erfolgsgeschichten aus der Region

Mit langsamen und vorsichtigen Schritten nimmt das öffentliche Leben wieder Fahrt auf. Damit das so weitergeht, ist es weiterhin geboten, auf sich und andere aufzupassen – durch Distanzhalten, Händewaschen und das Tragen von Masken. Genauso wichtig sind aber Einfallsreichtum, Optimismus, Solidarität und Treue. Wie Ideen in die Tat umgesetzt werden und wie man mit positiven Gedanken an neue Projekte herangeht, zeigen wir in unseren Erfolgsgeschichten aus der Region. Beschrieben werden Menschen, Unternehmen und Institutionen, die trotz Krisenzeiten den Mut nicht verloren haben und die mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln um eine gute Zukunft kämpfen.

Hier geht es zu den weiteren Artikeln.