Gastronomie-Kunden unterstützen ihre Wirte

Die Gastronomie wurde von der Corona-Krise besonders hart getroffen. Es gibt aber Aktionen, die Wirte positiv in die Zukunft blicken lassen. 
Zum einen gibt es finanzielle Hilfe, zum anderen wissen sie, dass sie sich auf ihre Gäste verlassen können.

Ein Bild aus besseren Zeiten: Volle Biergärten mit vollen Gläsern sind die Wunschvorstellung der Gastwirtschaft für diesen Sommer. | © picture alliance/dpa

01.05.2020 | 04.05.2020, 11:36

Die staatliche Soforthilfe ist schnell überwiesen worden und vom Pay-TV-Sender Sky wird derzeit nichts abgebucht. Zwei gute Nachrichten für Karl Richter. Doch der Wirt der Kneipe „Stolander" in der Bielefelder Innenstadt zieht seine Motivation für die Zukunft in einer Zeit ohne Einnahmen aus einer ganz anderen Aktion: Stammgäste haben monetäre Hilfe organisiert – „Homedrinking is killing Corona und Stolander" heißt der Vorstoß, der gut angenommen wird. Auf gut Deutsch: Wer zu Hause trinkt, gefährdet die Gastwirtschaft. Da man in diesen Zeiten nur daheim trinken kann, sollte man doch ein paar Euro übrighaben, um den Wirt des Vertrauens zu unterstützen.

„Das ist der Ansporn für mich weiterzumachen", sagt der 70-jährige Richter. „Die Aktion ist gut angelaufen, das hat mich richtig gefreut." Treue und Solidarität werden großgeschrieben. Die Hoffnung: die Gäste schon bald wieder in der Kneipe oder im Biergarten begrüßen zu können.

Keiner weiß, wann es weitergeht - und vor allem wie

Wirte, Restaurantbesitzer, Barkeeper, Köche und Kellner hat es in diesen Tagen besonders hart erwischt. Die Gastronomie ist ein Wirtschaftszweig, der (fast) komplett auf Null gefahren und der bislang von der Politik noch nicht mit Hoffnung auf ein Ende bedacht wurde. Während der Einzelhandel in großen Teilen wieder seine Ware verkaufen darf, hängt die Gastroszene weiterhin vollkommen in der Luft. Keiner weiß, wann es weitergeht – und wie vor allem.

Unterstützung für Karl: Gäste des Stolander haben eine Aktion initiiert.
Unterstützung für Karl: Gäste des Stolander haben eine Aktion initiiert.

Regine Tönsing, Hauptgeschäftsführerin des Gaststättenverbandes Dehoga in Ostwestfalen, ist enttäuscht. „Wir waren die Ersten, die zumachen mussten, und sollen jetzt die Letzten sein, die wieder öffnen dürfen", sagt sie. „Die Luft für die Betriebe wird immer dünner, uns fehlt die Perspektive." Der Branchenverband fordert ein erneutes Rettungspaket mit direkten Finanzhilfen für die Betriebe sowie die Kürzung der Mehrwertsteuer für die Gastronomie. „Das sehe ich genauso", sagt Karl Richter. „Die Soforthilfe war eine gute Sache, ich hoffe aber, dass es noch einen Nachschlag gibt. Denn soweit kommt man damit nicht."

Arminia Bielefeld hat "Fußballverein(t)" ins Leben gerufen

Der DSC Arminia gibt Fankneipen unter der Marke „Fußballverein(t)" eine Plattform. - © PR
Der DSC Arminia gibt Fankneipen unter der Marke „Fußballverein(t)" eine Plattform. | © PR

Hilfe für die Gastwirte kommt auch vom DSC Arminia Bielefeld. Der Fußball-Zweitligist gibt 25 Fankneipen auf seiner Homepage eine Plattform. Der Sportclub der Ostwestfalen möchte allen Fußballfans die Möglichkeit geben, ihre jeweiligen Gastronomen trotz „sozialer Distanz" zu unterstützen, heißt es da. „Wir wollten etwas Authentisches machen", sagt Arminias Pressesprecher Daniel Mucha. „Es war naheliegend, die zu unterstützen, die an jedem Spieltag von den vielen Fans profitieren, die zur Schüco-Arena gehen oder auf dem Heimweg noch in ihrer Lieblingskneipe einkehren."

Unter der Marke „Fußballverein(t)" bietet der DSC den virtuellen Kauf von Pils, Buletten oder einem Kurzen an. Die Einnahmen werden zu 100 Prozent den Gastronomen zur Verfügung gestellt, damit dort „die Zeche nicht allein bezahlt wird", wie es auf der Homepage weiter heißt. „Die Aktion läuft gut, die heimischen Gastwirte haben sich gefreut", so Mucha.

„Ich freue mich auf den Tag, an dem der Biergarten wieder bevölkert wird"

Karl Richter ist derweil gespannt darauf, mit welchen Ideen die Politik für die Öffnung der Gastronomie aufwartet. „Die Themen Mindestabstand und Personenbegrenzung beschäftigen mich schon. Momentan herrscht eine Ohnmacht, wann und wie es weitergeht", sagt der erfahrene Wirt, der seine Kneipengeschäfte zum Großteil allein stemmt. „Das wird eine große Herausforderung." Vor allem dann, wenn die Bundesliga wieder loslegen sollte. Das Stolander ist als Fußball-Kneipe bekannt, viele Fans schauen sich dort auch die Spiele des DSC Arminia an. „Da müssen schon klare Regelungen her." Zuallererst müssen die Gäste aber überhaupt wieder in die Kneipen kommen dürfen. Richter: „Ich freue mich auf den Tag, an dem der Biergarten wieder bevölkert wird."

Andreas Büscher, Präsident der Dehoga in Ostwestfalen, hat auf die Frage nach einem Termin noch keine Antwort parat: „Das ist schwer zu sagen. Natürlich soll es weitergehen, aber das Schlimmste wäre, wenn erst alles wieder normal laufen würde und dann wieder alles zurückgenommen werden müsste." Die Gesundheit aller geht weiterhin vor.

INFORMATION


Mut zur Zukunft: Erfolgsgeschichten aus der Region

Mit langsamen und vorsichtigen Schritten nimmt das öffentliche Leben wieder Fahrt auf. Damit das so weitergeht, ist es weiterhin geboten, auf sich und andere aufzupassen – durch Distanzhalten, Händewaschen und das Tragen von Masken. Genauso wichtig sind aber Einfallsreichtum, Optimismus, Solidarität und Treue. Wie Ideen in die Tat umgesetzt werden und wie man mit positiven Gedanken an neue Projekte herangeht, zeigen wir in unseren Erfolgsgeschichten aus der Region. Beschrieben werden Menschen, Unternehmen und Institutionen, die trotz Krisenzeiten den Mut nicht verloren haben und die mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln um eine gute Zukunft kämpfen.

Hier geht es zu den weiteren Artikeln.