Nach den Osterferien beginnt für Schüler stets der letzte große Abschnitt des Schuljahres. Untereinander haben sie sich dann einiges zu erzählen, sie teilen Geschichten aus den Ferien. Eigentlich. Denn in diesem Jahr ist alles anders. Keine vollen Klassenräume, kein Gelaufe über die Flure und kein Beisammensein in der großen Pause.
Die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung des Corona-Virus haben auch die Schulen in ganz Deutschland getroffen, und damit unzählige Schüler, Lehrer und Eltern – eine Herausforderung für alle Beteiligten. Wie an vielen anderen Schulen auch verlief der Unterricht am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Bünde bereits vor den Osterferien digital.
Familien der Schüler stehen vor unterschiedlichen Herausforderungen
Dass es hierbei zumindest technisch keine Probleme gab, liegt auch daran, dass man sich bereits seit drei Jahren mit der Digitalisierung beschäftigt, erklärt Schulleiter Gunnar Woltering. „Darin liegt die Zukunft, aber es war natürlich eine Herausforderung, den Unterrichtsstoff nun ad hoc digital abzudecken." So wurde versucht, das Lernen auf „kleiner Flamme mit Augenmaß weiterköcheln" zu lassen.
Denn eines ist auch Woltering in dieser Zeit wichtig: die Wertschätzung aller Beteiligten. Die Familien der insgesamt 1.014 Schüler stehen vor ganz unterschiedlichen Herausforderungen. Eltern müssen arbeiten, gegebenenfalls müssen sich Geschwisterkinder ein Gerät für die Schulaufgaben teilen. Und auch die Lehrer, die schulpflichtige Kinder oder Partner im Gesundheitswesen haben, stehen vor einer neuen Situation. Von möglichen Krankheitsfällen in den Familien mal ganz abgesehen.
So funktioniert der digitale Unterricht
Über eine Kommunikationsplattform war und ist es möglich, Aufgaben hochzuladen, Feedback zu geben und sich auszutauschen. Andere Apps wie etwa Skype oder bestimmte Aufgaben-Tools haben die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern zudem unterstützt. „Wir haben den Kollegen Freiraum gelassen, wie es aus ihrer Sicht am sinnvollsten ist", sagt Woltering. Vieles sei gut gelaufen, hier und da gab es „aber sicherlich auch mal Probleme", meint der Schulleiter.
Die Schwierigkeit liege trotz der guten technischen Lösungen darin, die Schüler auch individuell zu erreichen. „Nach ein paar Wochen fehlen einfach die Ansprechpartner und die sozialen Kontakte." Woltering zeigt sich aber begeistert von der Kreativität der Schüler und Lehrer während der ungewohnten Arbeit aus dem Home-Klassenzimmer. „Gerade in den Naturwissenschaften wurden zum Beispiel Lernvideos gedreht, von den ersten Bienen im Garten oder von der Entwicklung von Pflanzen. Da sind ganz außergewöhnliche Produkte entstanden", sagt er mit einem gewissen Stolz in der Stimme.
Lehrer des Gymnasiums sagen mit Collage "Danke"
Das digitale Angebot wurde von den Schülern also gut angenommen, auch von den Fünft- und Sechstklässlern, die mit manchen Programmen vielleicht noch gar nicht so vertraut waren. Das hat das Kollegium des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums dazu bewogen, seinen Dank in einer Collage auszudrücken. Die Botschaft: „Danke an unsere Schüler. Wir stehen zusammen." Woltering spricht von einem guten Verhältnis, das sowohl innerhalb des Kollegiums als auch unter Schülern und Lehrern herrsche. „Diese Zeit führt auch zusammen und ich habe die Hoffnung, dass wir alle gestärkt daraus hervorgehen. Auch wir Lehrer haben viel gelernt, wie wir in Zukunft noch besser zusammenarbeiten können."
Wann aber alle gemeinsam wieder an einem geregelten Schulalltag teilhaben können, ist unklar. Zunächst dürfen die Abiturjahrgänge wieder in die Schule kommen und Unterricht in ihren Prüfungsfächern nehmen. Erst später soll der kommende Abiturjahrgang und dann erst alle anderen Jahrgänge folgen, wenn das überhaupt möglich ist. Die von der Landesregierung erhobenen Anforderungen für die Schulen können derzeit noch erfüllt werden, sagt Woltering.
"Der Lernstoff wird nicht zu schaffen sein"
Doch täglich ist mit Änderungen zu rechnen. Für den Fall, dass die Schüler noch längere Zeit nicht in die Schule kommen dürfen, sei man zwar dank der Technik gewappnet. Aber: „Selbst wenn wir über unsere Tools alle erreichen, dann gibt es immer ein paar, denen man besondere Beachtung schenken muss. Die zu Hause eine schwere Situation erleben oder sich noch um Geschwisterkinder kümmern müssen. Da müssen wir auf eine gemeinsame Basis kommen. Aber machen wir uns nichts vor: Der Lernstoff, der für dieses Jahr eingeplant war, wird nicht zu schaffen sein." Überlegungen, was man davon wegfallen lassen kann, weil man darauf nicht aufbauen muss, laufen.
Trotz der derzeit ungewöhnlichen Situation bleibt Woltering überaus optimistisch und positiv gestimmt für die kommenden Wochen. Zum einen, weil die Schule gut aufgestellt sei, zum anderen schon „von Natur aus. Das möchte ich auch gern weitertragen. Die Menschen stehen im Mittelpunkt. Das ist das Allerwichtigste. Die Kinder sind unsere Zukunft und da müssen wir jetzt Vorbild sein". Noch sei gar nicht abzusehen, welche Folgen das Corona-Virus noch haben wird. „Aber ich bin sicher, dass wir das nur gemeinsam schaffen können und alle daran wachsen werden."
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Mit langsamen und vorsichtigen Schritten nimmt das öffentliche Leben wieder Fahrt auf. Damit das so weitergeht, ist es weiterhin geboten, auf sich und andere aufzupassen – durch Distanzhalten, Händewaschen und das Tragen von Masken. Genauso wichtig sind aber Einfallsreichtum, Optimismus, Solidarität und Treue. Wie Ideen in die Tat umgesetzt werden und wie man mit positiven Gedanken an neue Projekte herangeht, zeigen wir in unseren Erfolgsgeschichten aus der Region. Beschrieben werden Menschen, Unternehmen und Institutionen, die trotz Krisenzeiten den Mut nicht verloren haben und die mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln um eine gute Zukunft kämpfen.
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