Lebensmittelverschwendung

Tafeln fordern legales Containern

700 Ehrenamtliche treffen sich noch bis Samstag beim Bundestafeltreffen in Köln. In OWL stoßen die Helfer zeitweise an ihre Grenzen, sie suchen Helfer.

Lebensmittel werden in der Ausgabestelle der Tafel einsortiert. | © picture alliance

07.06.2019 | 08.06.2019, 10:27

Köln/Bielefeld. Jochen Brühl, Vorsitzender der Tafel Deutschland, hätte sich eine Entkriminalisierung des "Containerns" gewünscht und forderte ein gesellschaftliches Umdenken beim Bundestafeltreffen. Der Hamburger Vorstoß wurde bei der Justizministerkonferenz in Lübeck jedoch abgelehnt.

Noch bis Samstag kommen in Köln rund 700 Ehrenamtliche der Hilfsorganisationen aus ganz Deutschland zusammen. Auch Vertreter aus OWL sind vor Ort. Zum Auftakt sagte Jochen Brühl, der am Freitag in seinem Amt bestätigt wurde: Wir sind eine der größten sozial-ökologischen Bewegungen in Deutschland und wirken an den beiden existenziellen Fragen unserer Zeit – Klima und Soziales – ohne sie gegeneinander auszuspielen oder zu gewichten." 

Seit 2007 hat sich die Zahl der Tafel-Nutzer auf derzeit rund 1,5 Millionen Menschen verdoppelt. Die Tafeln haben ihr Angebot in den letzten Jahren entsprechend erweitert und gemeinsam mit Partnern wie Rewe und Penny eine Vielzahl von nachhaltig wirksamen Projekten umgesetzt.

Aufnahmestopp in Bielefeld aufgehoben

Die Situation der Tafeln in Ostwestfalen-Lippe ist zeitweise schwierig: Wolfgang Hildesheim, Geschäftsführer der Paderborner Tafel, berichtet, dass die Kapazitäten mittlerweile ausgereizt seien und man überlege, die Ausgabezeiten zu verlängern. "Wir versorgen jetzt 3305 Personen pro Woche", sagt Hildesheim. Davon seien allein 1500 Kinder. Aber auch viele Rentner kämen, um sich etwas zu Essen zu holen. Die Helfer steuern neun Ausgabestellen in Paderborn und seit März eine in Bad Lippspringe an. Dort hatten "Die Engel" ihre Ausgabestelle geschlossen. Die Paderborner könnten noch fleißige Helfer gebrauchen.

In Bielefeld konnte die Tafel vor acht Wochen ihren Aufnahmestopp beenden. "Das hat vor allem damit zu tun, dass jetzt weniger Flüchtlingsfamilien zu uns kommen", sagt Jörg Steckel, zweiter Vorsitzender der Tafel Bielefeld. Er habe außerdem das Gefühl, dass es momentan weniger Bedürftige insgesamt gebe. Zur Bielefelder Tafel kämen vor allem Hartz-IV-Empfänger. Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchteten liege je nach Stadtteil bei 20 bis 30 Prozent. Auch die Bielefelder könnten weitere Ehrenamtliche gebrauchen, die regelmäßig kommen und auf die Verlass ist, so Steckel.

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Zahlen & Fakten

Die mehr als 940 Tafeln in Deutschland versorgen nach Angaben des Dachverbandes regelmäßig rund 1,5 Millionen Bedürftige mit überschüssigen Lebensmitteln. Rund 60.000 Menschen arbeiten bei den Tafeln mit. Sie leisten jährlich 24 Millionen Stunden Arbeit.

Die lange Tafel in Köln

Bei der Tafel Bad Salzuflen gibt es einen vorübergehenden Engpass: "Momentan kommen einige Familien mit vielen Kindern. Für sie haben wir aber nicht genügend Lebensmittel", erklärt die Vorsitzende Margitta Albrecht-Nestmann. Sie sollten Anfang Juli wieder vorbeischauen, vielleicht habe sich die Situation bis dahin entspannt. Oder sie kommen abends vorbei, manchmal sei noch etwas übrig. Jeden Tag kämen 60 bis 70 Familien zur Bad Salzufler Tafel. "Das ist eine Menge für so einen kleinen Verein wie uns, aber wir kriegen das hin", meint Albrecht-Nestmann. Sie könne vor allem noch männliche Helfer gebrauchen, die mit anpacken würden.

Öffentlicher Höhepunkt des dreitägigen Bundestreffens der deutschen Tafeln wird am Samstag, 8. Juni, eine rund 100 Meter lange Tafel auf dem Kölner Heumarkt sein. Die Tafeln setzen damit ein Zeichen für mehr Mitmenschlichkeit und Solidarität in der Gesellschaft und bringen Tafel-Aktive, Kunden sowie Spender, Unterstützer und Besucher zu Kölschen Spezialitäten und Gesprächen an einem Tisch zusammen.