Bielefeld

Datenschützer warnen: Zeugnisse besser nicht ins Netz stellen

NRW-Ministerin Yvonne Gebauer rät Schülern davon ab, ihr Zeugnis in sozialen Netzwerken zu posten.

Zeugnisse ins Netz stellen? Die NRW-Schulministerin und Datenschützer raten davon ab. | © picture alliance / dpa Themendienst

Leandra Kubiak
07.02.2019 | 07.02.2019, 20:46

Bielefeld. An den meisten Schulen in NRW werden am Freitag die Halbjahreszeugnisse verteilt. Selbst wenn das Zeugnis richtig gut ist, sollten Schüler es nicht in den sozialen Netzwerken posten. Das rät zumindest Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP).

„Ich persönlich halte es für keine gute Idee, das eigene Zeugnis zu posten. Mir wäre das Risiko zu groß, dass ein persönliches Dokument wie ein Zeugnis unkontrolliert im Internet verbreitet wird", sagt die Ministerin. Junge Menschen sollten nach ihrer Meinung in der Schule auch den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien lernen. „Dazu gehört auch, dass sie lernen, selbst zu entscheiden, welche Informationen sie mit anderen in sozialen Netzwerken teilen und welche besser nicht", findet Gebauer.

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sind der Meinung, dass Zeugnisse nichts in den sozialen Medien zu suchen haben, ein Zeugnis sei schließlich ein persönliches Dokument.

„Was einmal im Netz steht, steht immer im Netz"

Jessica Wawrzyniak aus dem Bielefelder Verein Digitalcourage sieht das ähnlich. Würden Schüler in einem Netzwerk nur eine Note nennen, sei das eher unproblematisch. Werde hingegen ein Bild vom gesamten Zeugnis veröffentlicht, halte sie das für bedenklich. Schließlich enthalte das Zeugnis Angaben zur Schule, die man besucht hat, zu den Fächern, die man belegt hat und womöglich auch zur Religionsangehörigkeit. Unter Umständen könnte das noch Jahre später zu Problemen führen.

Gerade Kindern und Jugendlichen sei oft nicht bewusst, welche Auswirkungen ihr Verhalten im Internet habe, ist Wawrzyniak überzeugt. Sie würden dann argumentieren, sie hätten ja nichts zu verbergen. „Was einmal im Netz steht, steht immer im Netz", warnt sie. Kinder würden so schon zum gläsernen Menschen und das sei schlimm.

Bedenken äußern auch Datenschützer. „Einmal veröffentlichte Informationen können schnell kopiert werden und von anderen weiter veröffentlicht werden", sagt der Sprecher der Landesschutzbeauftragen für Datenschutz und Informationsfreiheit in NRW, Nils Schröder. Es sei kaum absehbar, was mit den Informationen passiere – jetzt oder später. „Nicht jeder möchte, dass die Zeugnisse aller Welt bekannt sind, zum Beispiel auch späteren Arbeitgebern oder den eigenen Kindern." Eltern sollten die Entscheidung ihren Kindern nur überlassen, wenn sie die Konsequenzen absehen könnten.

KOMMENTAR DER REDAKTION


NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer rät Schülern davon ab, ihre Zeugnisse in sozialen Netzwerken zu posten. Die Ministerin hält das Risiko für zu groß, dass ein solches Dokument unkontrolliert im Internet verbreitet werden könnte.

Ob es riskant ist, Angaben über die eigene Person ins Netz zu stellen, kann nicht pauschal beantwortet werden. Entscheidend ist immer der verantwortungsbewusste Umgang mit digitalen Medien. Die meisten Schüler sind mit den unterschiedlichsten sozialen Medien bestens vertraut – viele von ihnen sind sich sicherlich trotzdem nicht darüber bewusst, welche Konsequenzen die Preisgabe bestimmter Daten haben kann.

Wichtig ist deshalb das Wissen darüber, welche Daten wo gespeichert und von wem eingesehen werden können. Wer sich beispielsweise mit Klarnamen und einem öffentlichen Profil bei Facebook anmeldet, muss damit rechnen, dass dieses vom potenziellen künftigen Arbeitgeber durchforstet werden könnte. Ein erster Schritt sind die persönlichen Privatsphäre-Einstellungen.

In der Verantwortung sind daher zum einen die Eltern, die früh mit ihren Kindern über den Umgang mit Netzwerken sprechen sollten. Zum anderen sollte das Thema aber auch stärker zum Inhalt im Unterricht werden.