Datenschutz

Selbstversuch: Fünf Tage kein WhatsApp, Facebook und Co.

Eine NW-Autorin hat probiert, auf WhatsApp, Instagram und Co. zu verzichten und stattdessen auf vermeintlich sicherere Alternativen zu setzen.

Eigentlich verbringen wir zu viel Zeit am Handy. WhatsApp, Facebook und Co. sind dauerhaft im Einsatz. Geht's auch ohne soziale Netzwerke? | © picture alliance

Teresa Kröger
30.04.2018 | 30.04.2018, 19:43

Der laxe Umgang mit den Nutzerdaten zählt zu einem von vielen Gründen, warum ich einen für viele Social-Media-Junkies eigentlich unvorstellbaren Selbstversuch gestartet habe: Fünf Tage kein WhatsApp, Facebook, Instagram und Co. Nur sichere Alternativen. Kann das funktionieren? Ist überhaupt jemand bei anderen Messenger-Diensten?

Viele werden sich fragen: Wie soll das gehen? Bricht dann nicht das soziale Leben völlig zusammen? Gibt es auch eine Welt außerhalb dieser Dienste? Werde ich nicht alle Nachrichten verpassen?

Die ersten Reaktionen

Viele meiner Freunde und Kontakte reagierten schockiert, als ich ihnen von meinem Experiment erzählte. „Wie sollen wir dich denn ohne WhatsApp erreichen?", war definitiv die häufigste Reaktion. Meine Antwort war immer: „Ihr könnt mir eine E-Mail, SMS oder auch bei Telegram (eine vermeintlich sichere Alternative zu WhatsApp) schreiben. Aber wenn Ihr ganz verrückt seid, dann ruft doch an. Ist zwar nicht mehr in Mode, aber ich freue mich über jeden Anruf."

Anrufe erreichten mich insgesamt zwei. Das ist verhältnismäßig wenig, denn ich bekomme normalerweise rund 50 Nachrichten täglich bei Whatsapp, vor allem in den Gruppenchats.

Mit einem Post in allen sozialen Netzwerken und mit Nachrichten an alle Freunde verabschiedete ich mich aus der sozialen Netzwelt. Dafür gab es am Abend noch viele Likes, Nachrichten und sogar zwei SMS. Am Morgen dann die ungewohnte Stille.

Der Frieden am Morgen

7 Uhr Morgens, der Wecker klingelt. Ich ringe mit mir selbst: Stehe ich jetzt echt auf? Genau in dem Moment geht mein erster Griff zum Handy, um die sozialen Netzwerke zu kontrollieren. Normalerweise. Aber ohne die Dienste? Was tue ich stattdessen? Das waren die Fragen, die ich mir im ersten Moment gestellt habe. Ich entschied mich dafür, sofort aufzustehen.

Ungewöhnlich für mich. Plötzlich trödelte ich nicht mehr so herum. Ganze zehn Minuten früher konnte ich frühstücken. Ein guter Start.

Eine sichere Alternative?

Problematisch wurde während der fünf Tage allerdings der Kontakt zu Freunden. Vor dem Experiment hatte ich mir eine Alternative ausgesucht: Telegram. Ich wusste bereits, dass dort einige meiner Freunde erreichbar sind und diese App etwas sicherer ist als WhatsApp.

Die Besonderheit an diesem Messenger-Dienst ist, dass es nicht notwendig ist, seine Handynummer anzugeben. Es gibt die Möglichkeit, sich über einen Benutzernamen zu registrieren und so den Dienst zu nutzen.

Doch ganz so sicher, wie die App scheint, ist sie nicht. Die sicherste Möglichkeit in einem Chat online zu kommunizieren, nennt sich die Ende-zu-Ende Verschlüsselung. Das bedeutet, dass nur die beiden Menschen, die miteinander kommunizieren, die Nachricht lesen können. Dritte Personen nicht. Das Ganze ist aber nicht automatisch in jedem Chat bei Telegram so, sondern nur, wenn der geheime Chat aktiviert ist.

Ersatz für Google?

Während meines Experimentes wollte ich außerdem auf Google verzichten. Einfach mal weg mit der Filterblase. Bei meiner Recherche stieß ich auf Ecosia und Unbubble.

Ecosia ist eine Suchmachschine, bei der Nutzer mit jeder Suchanfrage auch etwas Gutes tun und das Pflanzen von Bäumen unterstützen. Leider stellte ich fest, dass die Suchmaschine quasi über Yahoo läuft. Sicherheitstechnisch nicht besser, aber zumindest wird etwas Gutes für die Umwelt getan. Es beruhigt einfach das Gewissen.

Bei Unbubble handelt es sich um eine anonyme deutsche Suchmaschine, die man in ganz Europa nutzen kann. Der Vorteil ist, dass es ganz ohne Datenspeicherung geht. Es werden keine Suchprofile, keine Analysen der Suchen oder Ähnliches angefertigt. Allerdings ist die Aufbereitung der Suchergebnisse auch eher gewöhnungsbedürftig.

Das ist das Problem bei beiden Alternativen: Dem Nutzer wird nicht automatisch gleich das favorisierte oder treffendste Ergebnis angezeigt. Auch zeitlich brauchen Unbubble und Ecosia länger als Google.

Fazit

Nach gut fünf Tagen Abstinenz von Facebook, WhatsApp und Co. stellt sich bei mir die nüchterne Erkenntnis ein: Messengerdienste machen nur Sinn, wenn man dort auch die Leute findet, denen man eine Nachricht schreiben will oder von denen man meint, dass sie an meinem Post eventuell Interesse haben könnten.

Alternativen zu der Suchmaschine Google bestehen durchaus, aber sie sind schlichtweg nicht so effektiv und zielführend. Google lässt sich einfach und schnell bedienen. Praktisch, doch wer die Zeit hat, sollte öfter mal eine Alternative nutzen. Das kann die Perspektive auf Themen ändern. Es werden Suchergebnisse angezeigt, die bei Google weiter hinten landen und deshalb weniger gesehen werden. So bekommen Nutzer der Suchmaschine auch Informationen, die sonst in der gefilterten Welt untergehen würden.

Deshalb gilt ab sofort wieder: Same procedure as every morning. Also nach dem Aufstehen erstmal Facebook & Co. checken, kurz kommentieren, Brötchen auf die Hand, Coffee-to-go und schminken im Auto. Stress – Du hast mich wieder.

INFORMATION


Alternative Telegram?
Telegram ist eine sichere Alternative zu WhatsApp. Gegründet wurde der Dienst von den beiden russischen Entwicklern Pavel und Nikolai Durov. Die Server sind weltweit verteilt. Mit dem Messenger lassen sich auch Nachrichten, Bilder, Videos und sogar Dokumente bis zu 1,5 Gigabyte verschicken. Gruppenchats sind auch möglich.
Weitere Alternativen zu Google sind unter anderem DuckDuckGo, Qwant, DeuSu, Wegtam und Unbubble.