OWL

Digitaler Wandel: Paderborn gut aufgestellt, Höxter Schlusslicht

Der "Digitalisierungskompass 2018" vergleicht Städte und Landkreise in ganz Deutschland. Großstädte sind am besten aufgestellt. Große Unterschiede in OWL.

Besonders der Kreis Höxter schneidet in Sachen Breitbandausbau schlecht ab. Längst nicht alle Dörfer haben hier schnelles Internet. | © picture alliance/dpa

Leandra Kubiak
26.10.2018 | 26.10.2018, 22:22

Bielefeld. Innerhalb der Region Ostwestfalen-Lippe gibt es im Bereich der Digitalisierung große Unterschiede. Das ergibt ein Ranking des Instituts Prognos und der Index Gruppe, das in Kooperation mit dem Handelsblatt erarbeitet wurde. Im bundesweiten Vergleich des Fortschritts in der Digitalisierung landet OWL in etwa im Mittelfeld.

Im Digitalisierungskompass 2018 werden alle 401 Regionen Deutschlands - Städte und Landkreise - miteinander verglichen. Berücksichtigt wurden dabei drei Bereiche der Digitalisierung: Der Anteil der "digitalen Impulsgeber" am Arbeitsmarkt, die Bedeutung der Informations- und Kommunikationstechnik-Branche (IKT-Branche) für die entsprechende Region und die Breitbandversorgung.

Der Kreis Paderborn landet im NRW-Vergleich auf Platz 13

Klarer Spitzenreiter innerhalb OWLs in der Gesamtauswertung ist der Kreis Paderborn, eindeutiges Schlusslicht der Kreis Höxter. Im bundesweiten Vergleich belegt Paderborn Platz 85, im NRW-Vergleich sogar Platz 13. Der Kreis Höxter hingegen landet bundesweit lediglich auf Platz 342, in NRW steht der Kreis auf dem letzten Rang. Im OWL-Vergleich belegt der Kreis Gütersloh Platz zwei, Bielefeld Platz drei.

Der Landrat des Kreises Höxter, Friedhelm Spieker, sieht das schlechte Abschneiden des Kreises vor allem mit dem mangelnden schellen Internet begründet. In diesem Zuge kritisiert er die fehlende Unterstützung des Landes NRW und des Bundes beim Ausbau des Glasfasernetzes. Zu lange habe man sich primär um den Ausbau in den verdichteten Großstädten gekümmert, bemängelt er.

Bis Mitte 2019 soll in Höxter ein kreisweites Glasfasernetz entstehen

Immerhin: Bis Mitte 2019 soll in Höxter ein kreisweites Glasfasernetz mit einer Länge von 440 Kilometern entstehen. Mit Mitteln des Landes und der EU würden die Kommunen derzeit 15 Millionen Euro in den Ausbau investieren, heißt es. Positiv hebt Spieker die neuen Studiengänge "Precision Farming" und "Digitale Freiraumplanung" der Hochschule OWL am Standort Höxter hervor.

Auch in Bielefeld sei es bis zu einer flächendeckenden Glasfaserinfrastruktur noch ein weiter Weg, räumt Sonja Opitz, Breitbandkoordinatorin der Stadt, ein. Für alle förderfähigen Bereiche habe die Stadt aber Mittel im Bundesförderprogramm Breitband beantragt.

Wirtschaftsförderung Bielefeld sieht das Ranking stellenweise kritisch

Die Wirtschaftsförderung Bielefeld sieht die Stadt in der Arbeitswelt durchaus gut aufgestellt. Organisationen wie der Pioneers Club oder die Founders Foundation seien Ausdruck herausragender Erfolge im Digitalisierungsbereich. Die Ergebnisse des Digitalisierungskompass sieht die Wirtschaftsförderung teilweise kritisch. Erfolge würden sich schließlich nicht immer anhand selektiver Rankings belegen lassen, die nur einzelne Merkmale berücksichtigen. Gerade der Informations- und Kommunikationstechnik-Sektor (IKT) spiele in der Bielefelder Wirtschaft eine wichtige Rolle. Die IKT-Branche zählt laut Wirtschaftsförderung zu den zehn beschäftigungsstärksten Branchen in Bielefeld.

Der Kreis Herford punktet im Ranking vor allem mit dem Breitbandausbau. Hier schlägt er alle anderen Kreise in OWL. Ein weiteres Ziel des Kreises ist es nun, die IT-Branche weiter zu stärken. Ab dem Schuljahr 2019/20 gebe es im Kreis Herford voraussichtlich einen Ausbildungsgang zum Fachinformatiker. Damit sei ein erster wichtiger Schritt getan, heißt es. In Paderborn gibt es keinen Grund zur Unzufriedenheit. Das sei ein sehr guter Platz, der zeige: "Wir sind auf einem guten Weg", sagt Landrat Manfred Müller.

In allen Bereichen punkten deutschlandweit vor allem die Großstädte

Das Fazit der Macher der Studie: Im Bereich der Digitalisierung besteht ein deutliches Stadt-Land-Gefälle. Unabhängig von den Regionen Deutschlands punkten in allen drei Teilbereichen besonders die Großstädte. München erreicht beispielsweise Rang 2, Berlin Rang 6, Stuttgart Rang 8. Die NRW-Metropolen Köln und Düsseldorf liegen auf Position 13 und 19. Unter den Top 20 Regionen in Deutschland finden sich nur fünf Landkreise, die anderen Platzierungen sind (Groß-)Städte.

Prognos und Index sehen vor allem Gründungen, also Start-Ups, als Motor für die Digitalisierung. Regionen, die viele Gründungen im Bereich der informations- und kommunikationstechnik-Branche vorweisen könnten, lägen häufig auch in den anderen Bereichen weit vorne.

Die Macher der Studie kommen außerdem zu dem Schluss, dass ein guter Breitbandausbau allein nicht ausreicht, um die Digitalisierungschancen zu erhöhen. Das bedeutet genauso, dass auch solche Regionen, die einen weniger weit gediehenen Breitbandausbau vorweisen, durchaus digital gut aufgestellt sein können. Ein Beispiel dafür ist der Kreis Paderborn. Er schafft es im Breitband-Ranking zwar nur auf Platz 310, ist im Bereich des Arbeitsmarktes digitaler Berufe (Platz 46) und der IT-Branche (Platz 39) aber sehr gut aufgestellt und führend innerhalb der Region Ostwestfalen-Lippe.

Die Ergebnisse für OWL im Überblick:

Kreis Paderborn: Platz 85 im Bundesvergleich, Platz 13 im NRW-Vergleich

Kreis Gütersloh: Platz 122 im Bundesvergleich, Platz 21 im NRW-Vergleich

Bielefeld: Platz 134 im Bundesvergleich, Platz 24 im NRW-Vergleich

Kreis Herford: Platz 146 im Bundesvergleich, Platz 26 im NRW-Vergleich

Kreis Minden-Lübbecke: Platz 178 im Bundesvergleich, Platz 34 im NRW-Vergleich

Kreis Lippe: Platz 200 im Bundesvergleich, Platz 38 im NRW-Vergleich

Kreis Höxter: Platz 342 im Bundesvergleich, Platz 54 im NRW-Vergleich

Information
Die Top 5 in NRW:

1. Köln
2. Düsseldorf
3. Bonn
4. Städteregion Aachen
5. Münster