US-Wahlkampf

Kamala Harris sammelt Rekord-Spendensumme

Kamala Harris läuft sich für eine mögliche Kandidatur der Demokraten im US-Präsidentschaftswahlkampf warm. Die Unterstützung der Spender bricht dabei schnell Rekorde.

Kamala Harris hat bereits viel Spendengeld eingesammelt und laut Medienberichten auch genügend Delegiertenstimmen beisammen. | © IMAGO/SOPA Images

23.07.2024 | 23.07.2024, 11:34

Washington (dpa). US-Vizepräsidentin Kamala Harris startet mit viel Rückenwind als mögliche Ersatzkandidatin für Joe Biden in den Präsidentschafts-Wahlkampf. Die 59 Jahre alte Demokratin hat laut Medien-Schätzungen derzeit die Unterstützung von genügend Delegierten der Demokraten, um im November als Präsidentschaftskandidatin ihrer Partei gegen den Republikaner Donald Trump anzutreten. Zudem sammelte sie seit dem Rückzug ihres Chefs mit 81 Millionen US-Dollar in 24 Stunden eine Rekordsumme an Spenden.

Lesen Sie auch: Kamala Harris – das ist die Frau, die Präsidentin werden möchte

Der Erfolg von Harris weckt bei den Demokraten die Hoffnung auf die langersehnte Wende im Wahlkampf gegen Trump. Wichtige Parteimitglieder, unter anderem Top-Demokratin Nancy Pelosi, stärkten ihr öffentlich den Rücken. Die Unterstützung von den beiden demokratischen Spitzen im US-Kongress steht allerdings noch aus.

Newsletter
Wirtschaft
Wöchentlich die neuesten Wirtschaftsthemen und Entwicklungen aus OWL.

Medien: Genug Delegierte stellen sich hinter Harris

Spätestens beim Nominierungsparteitag der Demokraten vom 19. bis 22. August in Chicago könnte Harris zur Kandidatin gekürt werden. Die Präsidentenwahl findet am 5. November statt. Doch bereits jetzt haben etliche Delegierte angekündigt, der Empfehlung Bidens zu folgen und ihre Stimme der Vizepräsidentin zu geben - sie dürfen wegen seines Rückzugs nun frei entscheiden, wen sie wählen. Um zur Kandidatin gekürt zu werden, benötigt Harris etwas weniger als 2000 Delegiertenstimmen. Diese Hürde hat sie den Schätzungen verschiedener US-Medien zufolge schon erreicht. Allerdings steht es den Delegierten des Parteitags im August zunächst frei, doch noch auch für einen anderen Kandidaten zu stimmen.

Gleichwohl bedankte sich Harris in einer Stellungnahme bei den Delegierten für deren Unterstützung. „Ich freue mich darauf, die Nominierung bald offiziell anzunehmen“, hieß es darin. Sie sei stolz darauf, dass die Delegierten aus ihrer Heimat Kalifornien dazu beigetragen hätten, sie über die entsprechende Hürde zu bringen, betonte Harris. Medienberichten zufolge geht die Unterstützung der vielen Delegierten aus dem einwohnerstärksten Bundesstaat der USA vor allem auf Pelosi zurück, die als Kongressabgeordnete einen kalifornischen Wahlbezirk vertritt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Wir bieten an dieser Stelle weitere externe Informationen zu dem Artikel an. Mit einem Klick können Sie sich diese anzeigen lassen und auch wieder ausblenden.
Wenn Sie sich externe Inhalte anzeigen lassen, erklären Sie sich damit ein-verstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden.
Weitere Hinweise dazu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Pelosi unterstützt Harris „offiziell, persönlich und politisch“

Die frühere Vorsitzende des Repräsentantenhauses hatte sich zuvor „offiziell, persönlich und politisch“ hinter Harris gestellt. Als langjährige Abgeordnete hat die 84-Jährige weiterhin großen Einfluss innerhalb der eigenen Partei - in der Debatte um Bidens Eignung für eine zweite Amtszeit galt sie als wichtige Strippenzieherin. Der US-Präsident hatte Harris als erster die volle Unterstützung zugesagt. Weitere Parteigrößen sprachen sich danach zügig für sie aus - darunter vor allem die ebenfalls als mögliche Bewerber gehandelten Gouverneure Gavin Newsom (Kalifornien), Josh Shapiro (Pennsylvania) und Roy Cooper (North Carolina). Auch Konkurrenz von der einflussreichen Gouverneurin von Michigan, Gretchen Whitmer, muss die Vizepräsidentin nach deren Verzicht nicht fürchten. Aus dem linken Flügel der Partei bekam Harris Unterstützung von der Abgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez.

Der ehemalige US-Präsident Barack Obama sprach dagegen nur von der Zuversicht, dass „ein herausragender Kandidat“ gefunden werde. Ebenfalls zurückhaltend blieben zunächst der Minderheitsführer der Demokraten im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries, und der Mehrheitsführer der Partei im Senat, Chuck Schumer. Sie attestierten Harris zwar „einen guten Start“. Direkte Unterstützung gab es aber nicht.

Harris-Wahlkampfteam verkündet Rekordspenden

Nicht nur der innerparteiliche Beistand scheint Harris weitestgehend sicher - auch finanziell würde sie gut ausgestattet in ein Rennen gegen Trump starten: Ihr Wahlkampfteam hat eigenen Angaben zufolge in den vergangenen 24 Stunden 81 Millionen US-Dollar gesammelt (73 Millionen Euro). Dabei handele es sich um die höchste Summe, die jemals in dieser Zeitspanne von einem möglichen Kandidaten oder eine Kandidatin gesammelt worden sei, hieß es. Die 81 Millionen US-Dollar fließen demnach in eine bereits mit rund 240 Millionen US-Dollar gefüllte Kasse (220 Millionen Euro).

Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Der Rückzug des US-Präsidenten als neue Chance

Bei dem Auftritt vor Wahlkampfhelfern in Wilmington im US-Bundesstaat ließ Harris schon einmal durchblicken, wie sie sich als Gegenkandidatin zu Trump präsentieren würde. Sie sagte unter anderem, sie habe als Staatsanwältin und Generalstaatsanwältin von Kalifornien mit Verbrechern aller Art zu tun gehabt. „Verbrecher, die Frauen missbraucht, Betrüger, die Verbraucher abgezockt und Schwindler, die Regeln zu ihrem eigenen Vorteil gebrochen haben“, sagte sie. „Hört mir also zu, wenn ich sage, dass ich Typen wie Donald Trump kenne.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Wir bieten an dieser Stelle weitere externe Informationen zu dem Artikel an. Mit einem Klick können Sie sich diese anzeigen lassen und auch wieder ausblenden.
Wenn Sie sich externe Inhalte anzeigen lassen, erklären Sie sich damit ein-verstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden.
Weitere Hinweise dazu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vance: Harris „eine Million Mal schlimmer als Biden“

Die republikanische Gegenseite ging ihrerseits zu weiteren verbalen Attacken auf Harris über. Bei Auftritten in den Bundesstaaten Ohio und Virginia bezeichnete Trumps Vizekandidat J.D. Vance sie unter anderem als „eine Million Mal schlimmer als Biden“. Sie habe die Politik des Amtsinhabers mitzuverantworten, so der Tenor. Vance zeichnete das Bild von „vernebelten Räumen“, in denen „Elite-Demokraten“ den Sturz von Biden konspirativ geplant hätten. Vergangene Woche hatte das Harris-Team den Vizekandidaten als „Extremisten“ bezeichnet, der selbst von Großspendern aus dem Silicon Valley „gekauft“ worden sei.

Trumps Vizekandidat J.D. Vance hat sich bereits auf Kamala Harris eingeschossen. - © 2024 Getty Images
Trumps Vizekandidat J.D. Vance hat sich bereits auf Kamala Harris eingeschossen. | © 2024 Getty Images

Ob Harris Trump schlagen kann, ist offen. Viele Demokraten hoffen darauf, dass sie zumindest verhindert, dass die Republikaner am Ende auch beide Kammern des US-Parlaments kontrollieren - denn bei der Wahl im Herbst werden auch alle Sitze des Repräsentantenhauses sowie rund ein Drittel der Sitze im Senat neu vergeben.