Forschungsbund zur extremen Rechten in NRW gefordert

Bielefeld. Die Universität Bielefeld hat eine der größten internationalen Konferenzen zu Rechtsextremismus in Europa ausgerichtet. Der Kongress &bdquo;Dimensions of right-wing extremism in Europe“ (Dimensionen des Rechtsextremismus in Europa) zog über drei Tage mehr als 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an – und einige Forderungen nach sich. Die Konflikt- und Gewaltforscher, die am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) tagten, vergewisserten sich in Bielefeld ihrer gemeinsamen Aufgabe. &bdquo;Rechtsextremismus gefährdet demokratische Strukturen und stellt in Europa und darüber hinaus eine konkrete Bedrohung dar“, erklärte das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG). Der Kongress am ZiF ermöglichte nun Gespräche über gemeinsame Projekte. Das Forschungsgebiet zur extremen Rechten wurde in den vergangenen Jahren europaweit ausgebaut. Dazu gehören Studien zu Radikalisierungsprozessen ebenso wie zur Entwicklung neuer rechtsextremer Strömungen. Internationale Zusammenarbeit und transnationale Forschung seien bislang aber selten gewesen, sagten die Initiatoren. Bayern zeigt, wie es gehen könnte Zwischen den Podiumsgesprächen regte sich Kritik an der gängigen Förderpraxis wissenschaftlicher Arbeiten in Deutschland. Zu häufig gehe es darum, Themengebiete zu erkunden, die politisch gesetzt würden, sagte Michaela Köttig von der Frankfurt University of Applied Sciences. &bdquo;In den vergangenen Jahren wurde Islamismus politisch fokussiert, wohingegen Rechtsextremismusforschung viel zu wenig finanziert wurde“, sagte die Soziologin. &bdquo;Dabei zeigen die Zahlen, dass es genau andersherum richtig ist: Wir haben ein gewaltiges Problem mit rechtem Extremismus in Deutschland.“ Wegen der Ökonomisierung der Wissenschaft habe die Grundlagenforschung gelitten, findet auch Katharina Leimbach vom IKG in Bielefeld. &bdquo;Der Trend zur projektbezogenen Arbeit schränkt die Wissenschaftsfreiheit ein – gerade auch in der Extremismusforschung, in der wir eigentlich langfristig gesicherte Stellen benötigen.“ Bayern hat nun vorgemacht, wie es gehen könnte. Die CSU-geführte Staatsregierung fördert mit insgesamt 4,5 Millionen Euro Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus landesweit elf Forschungseinrichtungen. Erforscht werden soll unter anderem die Bedeutung antisemitischer Verschwörungserzählungen für rechtsextreme Kommunikationsstrategien. Eine weitere Forschungsfrage ist, inwiefern die extreme Rechte auch Krisen wie die Corona-Pandemie, den Klimawandel und den Krieg in der Ukraine dafür nutzt, neue Anhänger zu gewinnen. So soll Rechtsextremismus in den kommenden vier Jahren tiefer ergründet werden – mit dem Ziel, Gegenstrategien zu entwickeln. Man sorgt sich um die Sicherheit Nach Meinung der Wissenschaftlerinnen, die sich am ZiF ausgetauscht haben, sollten sich andere Länder wie Hessen oder Nordrhein-Westfalen daran orientieren. &bdquo;In Bayern habe ich früher immer gehört, es gebe Konservatismus, aber kaum Rechtsextremismus“, sagte Köttig. &bdquo;Nun wurde offenbar erkannt, welch großes Problem hier vorliegt. Es wäre sinnvoll, wenn andere Bundesländer nachziehen.“ Die Forscherinnen sprachen sich auch für höhere Sicherheitsstandards bei der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der extremen Rechten aus. &bdquo;Es geht um gewisse Richtlinien“, erklärte Köttig: &bdquo;Dass man beispielsweise nicht allein in ein Gespräch mit einem Rechtsextremisten oder einer Rechtsextremistin geht.“ Angesichts möglicher Gefahrensituationen seien Forscherinnen und Forscher häufig auf die persönliche Einschätzung angewiesen.

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