Union will mehr Forschung

Long Covid: Wann kommen bessere Behandlungsmöglichkeiten?

Am Mittwoch will Karl Lauterbach (SPD) ein Programm für eine bessere Versorgung und Unterstützung von Long-Covid-Betroffenen vorstellen. Die Union im Bundestag verlangt konkrete Schritte, rasches Handeln und mehr Forschungsgelder.

Schätzungsweise fast 36 Millionen Menschen in der WHO-Region Europa könnten seit Pandemiebeginn länger anhaltende Beeinträchtigungen nach Corona-Infektionen entwickelt haben. | © Friso Gentsch

Tim Szent-Ivanyi
12.07.2023 | 12.07.2023, 07:33

Die Union hat die Ampelkoalition aufgefordert, die Behandlungsmöglichkeiten für Long-Covid-Patienten zu verbessern und mehr Geld in die Erforschung der Erkrankung zu investieren. Es müsse endlich der Aufbau von Kompetenzzentren und fachübergreifenden Ambulanzen vorangebracht werden, sagte Unions-Vizefraktionschef Sepp Müller (CDU) dieser Redaktion. Zudem müsse den Betroffenen ein erleichterter Zugang zu Gesundheits- und Sozialleistungen ermöglicht werden. "Bei den Erkrankungen werden Menschen von heute auf morgen aus dem Leben gerissen. Diese Schicksale können wir nicht weiter hinnehmen", betonte er. Müller fordert zudem eine "langfristig und breit angelegte" Forschungsstrategie, für die ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt werden müssten.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will am Mittwoch ein Long-Covid-Programm vorstellen. Nach seinen bisherigen Aussagen geht es dabei unter anderem um Anlaufstellen für Long-Covid-Patienten und deren Angehörige sowie eine Internetseite mit Informationen. "Die Menschen brauchen physische Unterstützung und keine neue Hotline. Damit lässt die Bundesregierung die Betroffenen weiterhin im Dunkeln stehen", beklagte allerdings Unions-Gesundheitsexperte Müller. Die Union hatte im Bundestag mehrere Anträge für eine bessere Versorgung und eine Forschungsstrategie gegen Long Covid sowie zu Hilfen für Patienten mit Myalgischer Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) gestellt. Sie waren vergangene Woche durch die Ampelmehrheit abgewiesen worden.

Lauterbach will nach eigenen Angaben auch die sogenannte Versorgungsforschung ausbauen, bei der es um eine optimale medizinische Behandlung geht. Er wünscht sich allerdings auch mehr Mittel für die Grundlagenforschung. "Langsam entwickeln sich auch brauchbare Therapiekonzepte. Leider ist die Forschung an wirklich durchschlagenden Arzneimitteln unterfinanziert", twitterte der Minister dazu. Im Haushaltsentwurf für 2024 findet sich, abgesehen von 200.000 Euro für die Förderung der Beratung von Betroffenen, kein Geld für den Komplex Long Covid. Die Grünen haben sich damit bereits unzufrieden gezeigt und mehr Geld gefordert.

Nach unterschiedlichen Untersuchungen leiden mindestens zehn Prozent aller Menschen mit einer SARS-CoV-2-Infektion an diversen anhaltenden oder neu auftretenden gesundheitlichen Beschwerden. Die Patientinnen und Patienten sind schnell erschöpft und kurzatmig, ihre Konzentrations- und Merkfähigkeit ist eingeschränkt oder sie leiden unter Muskelschmerzen oder Schlafstörungen. Eine effektive Behandlungsmöglichkeit gibt es bisher nicht.