Künstliche Intelligenz: So hilft der Roboter bei der täglichen Arbeit

Paderborn. Medial wird gerne zugespitzt, das gilt vor allem für Zukunftsfragen der Technologie. 1978 titelte der "Spiegel" angesichts der "Computer-Revolution" pessimistisch: "Fortschritt macht arbeitslos". Illustriert wurde die Schlagzeile mit einem Blue Collar Worker, einem Industriearbeiter, der an der Greifhand eines Roboters hängt. Inzwischen geht es längst auch um White Collar Worker, um die Geschäftsmänner und -frauen in den Büroetagen. Künstliche Intelligenz sei zur "neuen Weltmacht" aufgestiegen, konnte man zuletzt lesen. ChatGPT hat für alle greifbar gemacht, was KI eigentlich ist – und wen sie ersetzen kann. Dem Programm scheinen kaum Grenzen gesetzt, es kann Hausarbeiten schreiben, Gedichte verfassen oder Quartalszahlen auslegen. "Das Thema geht mit Ängsten einher", stellt Roman Dumitrescu fest. Dabei könnten diese Systeme in Betrieben "wahnsinnig hilfreich sein". Der Geschäftsführer des Technologie-Netzwerks It’s OWL versucht im Gespräch mit regionalen Bundestagsabgeordneten, die Technologieängste abzubauen. Im Paderborner IOT Xperience Center stellt Dumitrescu "Leuchtturmprojekte" aus der industriellen Arbeitswelt vor. Von der KI-basierten Schmutzwäsche-Sortierung bei der Firma Kannegiesser über die KI-gestützte Plagiatserkennung bei Wago bis hin zur intelligenten Personaleinsatzplanung bei Miele – all diese Anwendungen seien "maßgeblich für den Unternehmenserfolg". It's OWL will über "gerechten Einsatz von KI" sprechen Es liegt im Interesse des Technologie-Netzwerks, die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Deutschland zu sichern. Gleichzeitig wolle man über einen "gerechten Einsatz von KI" sprechen. Den CDU-Bundestagsabgeordneten Ralph Brinkhaus beschäftigt vor allem die ethische Frage. KI treffe eines Tages alltägliche Entscheidungen, ob in der Medizin oder im Straßenverkehr. Der Deutsche Ethikrat hat kurz vor der Veranstaltung empfohlen, bei der künstlichen Intelligenz die Verantwortung des Menschen voranzustellen. "KI darf den Menschen nicht ersetzen", mahnte die Vorsitzende Alena Buyx, schon gar nicht in Medizin und Pflege. Dumitrescu hat die Meldungen selbstverständlich verfolgt. "Dass wir KI nicht unkontrolliert laufen lassen sollten, ist wohl klar", entgegnet er. Wie Unternehmen in Ostwestfalen-Lippe künstliche Intelligenz bereits verantwortungsvoll einsetzten, zeige ein 2020 gegründetes Kompetenzzentrum zur Arbeit. KI steuere den Kraftaufwand, entlaste Beschäftigte und generiere so "einen echten Mehrwert". Wo liegt die gesunde Mitte aus Innovationsfähigkeit und Regulatorik? Das Kompetenzzentrum soll weit über die Region hinausstrahlen. "Wir wollen bundesweit Vorreiter und Wegbereiter für eine menschengerechte Gestaltung von KI in der Arbeitswelt sein", erklärt Projektleiter Dumitrescu. Beteiligt ist auch die IG Metall, deren Vertreter Oliver Dietrich sagt: "Mit Überregulierung geht es nicht vorwärts, aber wir müssen bei der Datenerfassung genau hinschauen." Wo liegt die gesunde Mitte aus Innovationsfähigkeit und Regulatorik? Auf dem Podium tastet man sich langsam vor. Der FDP-Abgeordnete Jens Teutrine möchte am liebsten "zuerst über die Chancen reden". Er sei "für mehr Freude am Erfinden als am Überregulieren". Dominic Hallau, Bezirksvorsitzender der Grünen in OWL, arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Software-Entwickler. Der Anspruch an Datenschutz sei "ein ganz wichtiger", betont er. Es gebe allerdings "auch gewisse Beharrungskräfte gegen den Einsatz von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz, besonders in der Verwaltung, sodass der Datenschutz auch mal vorgeschoben wird". KI sei "nur so gut wie die Daten, mit denen sie gefüttert wird" Dumitrescu teilt die Einschätzung. In Forschungsinstituten sei man "immer wieder erstaunt über die guten Ergebnisse" von Programmen wie ChatGPT. "Wir müssen lernen, damit umzugehen." Zugleich weist der Wissenschaftler auf die Schattenseiten hin. KI sei "nur so gut wie die Daten, mit denen sie gefüttert wird". In seinem Impulsvortrag hat Dumitrescu einen Comic an die Wand geworfen – einen Cyborg, der Bewerbungsmappen aussortiert: "zu alt, zu dunkelhäutig, zu weiblich". Algorithmen können also auch diskriminieren. "Bewerbungsprozesse sollten wieder persönlicher werden", schlussfolgert Dumitrescu, sonst werde nur nach althergebrachten Kriterien eingestellt. In den Pilotprojekten gehe es indes weniger um persönliche, sondern um an Maschinen anfallende Informationen. Sie sollten in Deutschland generell höher geschätzt und leichter getauscht werden können. It’s OWL hat mehr als 400 Menschen aus seinen Mitgliedsunternehmen gefragt, wie sie zum Einsatz von künstlicher Intelligenz stehen. Demzufolge zeigen sich sowohl das Führungspersonal als auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aufgeschlossen. Gefragt nach den persönlichen Kenntnissen über KI, geben sich die Unternehmer selbstbewusst. Die Beschäftigten schätzen ihr Know-how noch als mittelmäßig ein.

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