Ex-Generäle warnen

Vergiftetes politisches Klima in den USA: Droht ein Bürgerkrieg?

Drei ehemalige US-Generäle warnen: Eine Beteiligung des Militärs an einem Trump-Coup bei der Wahl 2024 sei nicht auszuschließen.

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump. | © AFP

Dirk Hautkapp
19.12.2021 | 19.12.2021, 09:31

Washington. Bei der Erstürmung des Kapitols am 6. Januar stand das US-Militär und die Führung im Pentagon auf der Seite der Verfassung - und damit in Opposition zu Ex-Präsident Donald Trump, der sich mit Macht gegen seine Wahlniederlage stemmte.

Ob dies bei der nächsten Wahl auch so wäre, halten drei ehemalige Generäle angesichts des toxischen politischen Klimas in den USA für fraglich und schlagen in beispielloser Form Alarm.

Warnung vor "tödlichem Chaos"

Paul Eaton, Antonio Taguba und Steven Anderson sehen die Gefahr von "tödlichem Chaos" innerhalb der Streitkräfte, was "alle Amerikaner einem schweren Risiko aussetzen würde".

In einem bis gestern 6.000 Mal kommentierten Namensartikel in der Washington Post beschreiben die pensionierten Top-Militärs, dass sich im Falle eines abermals von Trump (oder einem Trump-ähnlichen Politiker) angefochtenen Wahlausgang Teile von Armee, Luftwaffe und Marine auf die Seite des Rechtspopulisten stellen könnten. Was zu "geteilter Loyalität" und einem Zusammenbrechen der Kommandostrukturen führen würde. Ein Bürgerkrieg könne die Folge sein.

"Wir sind ausgekühlt bis auf die Knochen bei dem Gedanken, dass ein Coup beim nächsten Mal erfolgreich sein könnte", schreiben die Ex-Generäle.

Forderung: Loyalität der Streitkräfte überprüfen

Sie verweisen darauf, das bei dem versuchten Staatsstreich am 6. Januar, der von Trump inspiriert war, Dutzende aktive und ehemalige Mitglieder der Streitkräfte aktiv an dem Versuch beteiligt waren, die offizielle Anerkennung des Wahlsieges von Joe Biden zu hintertreiben.

Völlig aus der Luft gegriffen ist das Szenario nach Ansicht von Experten nicht. Mehrere Wortführer in Trumps Umfeld hatten im Nachgang der vergangenen Wahl massiv dafür plädiert, dass der Präsident mit Hilfe des Militärs etwa Stimmzettel beschlagnahmen lässt und in umkämpften Bundesstaaten Nachwahlen anordnet. Besonders tat sich hier Trumps ehemaliger Nationaler Sicherheitsberater Michael Flynn hervor, ein ehemaliger Drei-Sterne-General. Im Mai vergangenen Jahres zogen zudem über 120 ehemalige Generäle und Admiräle in einem offenen Brief den Wahlsieg Bidens in Zweifel.

Die Autoren der Warnung rufen die Spitze des Verteidigungsministeriums dazu auf, sich in „Planspielen" mit der Gefahr zu beschäftigen und die Streitkräfte auf Loyalität hin zu überprüfen.