Kampf um den Vorsitz

So schlugen sich die CDU-Kandidaten beim ersten Schaulaufen

Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen trafen bei der Jungen Union erstmals aufeinander. Jetzt stimmt der CDU-Nachwuchs schon einmal ab.

Lothar Schmalen
17.10.2020 | 17.10.2020, 20:35

Berlin/Bielefeld. Ein auf gesellschaftlichen Zusammenhalt bedachter, staatstragender Armin Laschet, ein dynamischer Norbert Röttgen, der vor allem eine Erneuerung der Partei will, und in der Mitte ein Friedrich Merz, der mit Wirtschaftskompetenz überzeugen wollte – in Berlin hat es bei der Jungen Union das erste Schaulaufen der drei Bewerber um den CDU-Vorsitz gegeben. Live vom Fernsehsender Phoenix übertragen, dürften auch viele Nicht-Mitglieder von Junger Union und CDU bei dem „Kandidaten-Pitch", wie es der CDU-Nachwuchs in Neudeutsch nannte, zugeschaut haben.

Das Kräftemessen der drei Matadoren – Frauen bewerben sich bislang nicht um den Parteivorsitz – bildete den Auftakt zu einem Mitgliedervotum bei der Jungen Union. Die insgesamt 110.000 Mitglieder der Nachwuchsorganisation haben nun zwei Wochen Zeit, abzustimmen, wer von den Dreien aus ihrer Sicht der beste Vorsitzende wäre. Das Ergebnis dürfte erstmals einen Blick auf die wahre Stimmungslage in der CDU, zumindest in einem Teil der Partei, zulassen. Ist Merz, obwohl er beim Kandidaten-Pitch in Berlin eher blass blieb, immer noch der Top-Favorit des CDU-Nachwuchses? Oder haben der dynamische Röttgen und der sehr praktisch und lebensnah argumentierende NRW-Ministerpräsident Laschet bei den jungen Konservativen aufgeholt?

Nur Röttgen sprach über Veränderungen

Laschet punktete immer wieder mit Beispielen seiner konkreten Politik in NRW. Und bei einer der zentralen Forderungen der JU, der Bildung eines Bundesdigitalministerium, konnte er darauf verweisen, dass es ein solches Ministerium in NRW bereits gebe.

Einzig Röttgen ließ durchblicken, in welche Richtung er die CDU verändern möchte. „Unsere Partei ist auf die Herausforderungen der nächsten zehn Jahre nicht wirklich vorbereitet", sagte der frühere Bundesumweltminister. „Die CDU muss anders werden: Interessanter, digitaler, jünger, weiblicher", sagte der Mann, der 2012 vergeblich versuchte, NRW-Ministerpräsident zu werden. Am Abend vorher hatte er bei Oliver Welke in der ZDF-"heute show" gesagt, er habe eine Kandidatin für das Amt der Generalsekretärin gefunden. Ihren Namen verriet er aber nicht.

Spahn mit besten Werten

In einer neuen Umfrage erhält allerdings keiner der drei Bewerber die besten Werte, sondern Jens Spahn, der gar nicht antritt, aber im Team mit Laschet stellvertretender Vorsitzender werden will. Für Spahn sprachen sich 22 Prozent, für Merz 19, für Laschet 17 und für Röttgen 8 Prozent aus. Eine wirklich gute Basis, also einen großen Vorsprung, zumindest in den Umfragen, hat also keiner der Genannten. Gewählt wird der neue Vorsitzende allerdings nicht von CDU-Anhängern oder gar der ganzen Bevölkerung, sondern von den 1.001 Delegierten des CDU-Bundesparteitages, also den Funktionsträgern der Partei.