Am höchsten jüdischen Feiertag

Zwei Tote bei Angriff vor Synagoge in Manchester – Polizei geht von Terrorismus aus

Zwei Menschen werden bei dem Angriff am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur vor einer Synagoge in Manchester getötet. Auch der Angreifer kommt ums Leben. Es gibt zwei Festnahmen.

Manchester: Bewaffnete Polizeibeamte am Rande eines Vorfalls in der Synagoge der Heaton Park Hebrew Congregation. Die Polizei stuft die Tat als Terrorismus ein. | © Peter Byrne/PA Wire/dpa

02.10.2025 | 02.10.2025, 17:49

Manchester. Der Angriff auf Menschen vor einer Synagoge in Manchester mit zwei Todesopfern am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur hat in Großbritannien großes Entsetzen ausgelöst. König Charles III. zeigte sich „zutiefst schockiert und betrübt“ über die Tat. Premierminister Keir Starmer brach seine Teilnahme am Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft in Kopenhagen ab, um eine Krisensitzung in London zu leiten.

Wie die Polizei mitteilte, war ein Auto am Morgen in eine Gruppe von Menschen vor der Synagoge im Norden Manchesters gelenkt worden, ein Mann wurde zudem durch ein Messer verletzt. Auf Bildern vom Ort des Geschehens waren zahlreiche Rettungswagen und schwer bewaffnete Polizisten zu sehen.

Die Ermittler gehen mittlerweile von einer Terrortat aus. Das teilte ein Sprecher der Polizei in London mit. Der mutmaßliche Täter sei von Beamten erschossen worden. Zwei weitere Personen seien festgenommen worden, sagte der Sprecher.

Angreifer vor Synagoge in Manchester ist tot

Zwei Menschen sind bei dem Angriff laut Polizei getötet worden. Drei weitere Menschen wurden verletzt und befinden sich in einem ernsthaften Zustand. Zunächst war von insgesamt vier Verletzten die Rede.

Auch der mutmaßliche Angreifer starb. Eine Bestätigung dafür ließ zunächst aus Sicherheitsgründen stundenlang auf sich warten. Befürchtet wurde, er könne einen Sprengstoffgürtel getragen haben, weshalb ein Bombenentschärfungsteam im Einsatz war.

Es bestehe keine weitere Gefahr für die Öffentlichkeit, teilte die Greater Manchester Police später mit. Trotzdem wurden die Menschen aufgerufen, die Umgebung der Synagoge zu meiden.

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Messe-Attacke in Manchester

Charles und Camilla sind „zutiefst schockiert“

Der britische König Charles und Königin Camilla seien „zutiefst schockiert und betrübt von der Nachricht über den furchtbaren Angriff in Manchester, vor allem an so einem bedeutenden Tag für die jüdische Gemeinschaft“, zitierte die britische Nachrichtenagentur PA eine Mitteilung des Palasts. Ihre Gedanken und Gebete seien bei all denen, die von dem entsetzlichen Vorfall betroffen seien.

Auch der britische Premierminister Keir Starmer zeigte sich entsetzt. „Die Tatsache, dass sich dies am Jom Kippur ereignete, dem heiligsten Tag im jüdischen Kalender, macht es umso furchtbarer“, sagte der Labour-Politiker einer Mitteilung zufolge. Er reiste vorzeitig vom Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPC) in Kopenhagen ab, um eine Sitzung des nationalen Krisenstabs Cobra zu leiten.

Starmer sagte zusätzlichen Polizeischutz für Synagogen im ganzen Land zu. „Wir werden alles tun, um unsere jüdische Gemeinschaft zu schützen“, sagte er am Flughafen in Kopenhagen.

Erinnerungen an Angriff auf Synagoge in Halle

Die Tat weckt Erinnerungen an den Anschlag auf die Synagoge in Halle (Saale). Ebenfalls am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur verübte ein damals 27-jähriger Rechtsterrorist am 9. Oktober 2019 einen Anschlag auf die Synagoge. Da die massive Eingangstür seinem Angriff standhielt, konnte ein Massaker unter den mehr als 50 dort versammelten Menschen verhindert werden.

Stattdessen erschoss der Angreifer eine 40-jährige Passantin und einen 20-jährigen Mann in einem Döner-Imbiss. Bevor er gefasst wurde, verletzte er auf der Flucht weitere Menschen. Der Rechtsterrorist, der die Tat live ins Internet streamte, bekannte sich zu antisemitischen und rassistischen Motiven. 2020 wurde er zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt.

Angriff am höchsten jüdischen Feiertag

Jom Kippur ist der höchste jüdische Feiertag, der im gregorianischen Kalender von Jahr zu Jahr auf unterschiedliche Daten im September oder Oktober fällt. In Israel kommt das öffentliche Leben nahezu vollständig zum Stillstand: Geschäfte, Restaurants und Behörden bleiben geschlossen, der Flug- und Straßenverkehr ruht weitgehend. Gläubige verbringen den Tag mit Fasten, Gebeten und der Bitte um Vergebung.

Auch säkulare Israelis schätzen die Ruhe, viele nutzen die leeren Straßen zum Radfahren und Spazierengehen. Auch in Großbritannien und weltweit sind Synagogen an dem Tag gut besucht.