Ersthelfer werden zu Helden

Mehrere Menschen sterben in brennendem Tesla – Verriegelung wird zur Falle

Ein Retter berichtet von den schwierigen Bedingungen beim Brand eines Elektroautos in Toronto.

Die Feuerwehr in Toronto ist auf Brände von Elektroautos vorbereitet. | © picture alliance / Bildagentur-online/Schoening

Talin Dilsizyan
12.11.2024 | 14.11.2024, 11:15

Toronto. Nach einem schweren Unfall sind in Toronto vier Menschen in einem Tesla gestorben. Die Schilderung eines Fahrers der kanadischen Post zu dem Geschehen am 24. Oktober wirft nun Fragen über die Technik des Wagens auf, die für die Mehrzahl der Insassen zum Verhängnis geworden sein könnte.

Wie unter anderem der Sender „CBC“ berichtet, befanden sich drei Männer im Alter von 26, 29 und 32 Jahren, eine 25-jährige Frau sowie eine 30-jährige Frau in dem Auto. Laut Polizei war der Fahrer mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs. Er verlor plötzlich die Kontrolle über seinen Wagen. Auf dem Lake Shore Boulevard East nahe der Cherry Street stieß das Elektroauto zunächst gegen eine Leitplanke und schleuderte danach gegen einen Betonpfeiler. „Das Fahrzeug fing nach dem Aufprall sofort Feuer“, teilte die Polizei mit.

Ersthelfer schildert dramatische Situation

Rick Harper, ein Fahrer der kanadischen Post, sah das brennende Fahrzeug und hielt an. Er eilte mit einem Feuerlöscher aus seinem Lkw zu dem Wrack. Dort schlugen bereits einige Helfer gegen die Windschutzscheibe des Tesla, um die Insassen zu befreien, jedoch vergeblich. „Hast Du eine Stange? Da ist noch jemand drin“, habe ihn einer von ihnen gefragt. Wie der 73-Jährige „CBC“ weiter erzählt, hatten die Flammen noch nicht den hinteren Teil des Wagens erreicht. Aber die Türen gingen nicht auf.

Er nahm eine Stange aus seinem Lkw und schlug damit gegen eines der Heckfenster. Dann gab er sie einem Mann weiter, dem es schließlich gelang, das Glas zu zerstören. Die beiden Helfer können so eine Frau vom Rücksitz herausholen. „Niemand ahnte in dem Moment, dass sich noch mehr Personen in dem Auto befanden“, sagt Harper. Es sei sehr dunkel und verraucht gewesen und die Flammen loderten immer höher. Nur die 25-jährige Frau hat dank des Einsatzes der beiden Ersthelfer überlebt. Im Krankenhaus musste sie nur wegen leichter Verletzungen behandelt werden.

Im Tesla gefangen

„Sicherlich hängt die Intensität des Feuers unmittelbar mit den Batteriezellen im Tesla zusammen“, sagt der stellvertretende Leiter der Feuerwehr in einer ersten Analyse. Es habe aber natürlich auch schon viele „schreckliche Brände“ in Verbrennern gegeben. Jim Jessop weist darauf hin, dass das Löschen von Bränden bei Elektroautos sehr viel mehr Wasser erfordere. Nach Informationen des „Toronto Star“ arbeiten Ermittler noch immer daran, die Ursache für den Unfall im Oktober zu klären. Es stellt sich zudem die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass sich die elektronischen Türen des Tesla Model Y in der Situation nicht von innen öffnen ließen.

Bei bestimmten Fahrzeugen des Models Y gibt es für den Fall, dass der Akku bereits zu leer sein sollte oder bei einem Unfall die Stromversorgung nicht mehr sichergestellt ist und deshalb die Tür klemmt, eine Notentriegelung, die auch Passagiere hinten nutzen können. Unter einer Abdeckung im Türfach befindet sich ein „mechanischer Entriegelungszug“, den man hochziehen kann, um die Tür zu öffnen. Je nach Fahrzeug kann diese Notentriegelung durch Filz so gut überdeckt sein, dass sie leicht übersehen werden kann.

Weg ins Freie je nach Fahrzeug komplex

Es reichen nicht unbedingt die eigenen Finger aus, um an den rettenden Haken zu gelangen. Wie aus verschiedenen Videos hervorgeht, kommt man besser mit einem Schraubenzieher an den Entriegelungszug. Zudem stellt sich die Frage, ob Menschen in Panik fähig sind, über diese Option ins Freie zu gelangen. Im vergangenen Jahr wies der Fall eines 73-Jährigen, der bei großer Hitze in Arizona stundenlang nicht mehr aus seinem Tesla kam, darauf hin, dass es Nachholbedarf bei der Information über die Entriegelung im Notfall gibt.

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