Das Risiko von Wildunfällen steigt in diesen Tagen deutlich an. Davor warnt der Deutsche Jagdverband. Vor allem während der Morgen- und Abenddämmerung ist Vorsicht geboten. Das gilt besonders auf Straßen durch Wälder und dort, wo Felder und Wälder aneinandergrenzen. Auch auf neu gebauten Straßen sei die Gefahr größer.
Ein Rat ist, vorsorglich langsamer zu fahren: Ist man mit 80 statt 100 km/h unterwegs, verkürzt sich der Bremsweg schon um 25 Meter, wenn plötzlich ein Wildtier auf der Straße auftaucht. Und es kommt auf jeden Meter und jedes km/h weniger an, wenn es wirklich zum Unfall kommt: Kracht das Auto zum Beispiel mit noch 60 km/h in ein 60 Kilogramm schweres Wildschwein, wirken Kräfte von dreieinhalb Tonnen auf das Fahrzeug, so der Verband.
Taucht ein Wildtier plötzlich vor dem Auto auf, gilt dennoch: nicht unkontrolliert ausweichen, sondern voll bremsen und das Lenkrad dabei gerade halten. Steht ein Wildtier bei Dämmerung oder in der Dunkelheit auf der Fahrbahn, sollte ein eventuell angemachtes Fernlicht ausgeschaltet werden, um die Tiere nicht zu blenden. Notfalls bis zum Stillstand abbremsen. Hupen kann Tiere vertreiben – aber immer ist mit Nachzüglern zu rechnen.
Gefahr durch Wald und entlang von Wiesen und Feldern
Am größten ist das Risiko auf Streckenabschnitten mit Wald, Wiesen und Feldern. Das gilt speziell für Straßen, die erstmals neu durch Waldgebiete führen. Tiere nutzen am liebsten ihre gewohnten Wege. Am höchsten ist die Gefahr für Begegnungen mit Wildtieren laut dem Automobil-Club Verkehr (ACV) in der Zeit zwischen 6 und 8 Uhr sowie 17 und 20 Uhr.
Oft warnen auch Schilder vor Wildwechselgefahr. Doch auch, wenn es kein entsprechendes Schild gibt: Wer einen Hochsitz oder gar reflektierende Wildwarner entlang der Strecke sieht, befährt diese Abschnitte besser mit erhöhter Aufmerksamkeit, gedrosseltem Tempo und bremsbereit.
Generell gilt besonders in den genannten Bereichen: Tempo runter, bremsbereit bleiben und die Straßenränder im Blick behalten. Speziell bei schlechter Sicht etwa bei Regen oder Nebel ist nochmals erhöhte Vorsicht angesagt. So können tiefstehende Sonne, Nebel oder Regen zu längeren Reaktionszeiten führen. Und: Nasse und durch Laub rutschige Straßen verlängern den Bremsweg.
Der Grund für das steigende Wildunfallrisiko im Herbst ist, dass viele Tiere intensiv auf Nahrungssuche sind, um sich auf die kargen Wintermonate vorzubereiten, so die Fachleute. Auf dem Weg zu Futterplätzen müssten sie oft Straßen überqueren. Hinzu kommt, dass bei Wildschweinen und Damhirschen auch Paarungszeit ist: Im Oktober und November seien diese beiden Arten darum besonders aktiv.
Was Autofahrer nach einem Wildunfall tun sollten
- Ruhe bewahren und besonnen agieren: Warnblinker anmachen, Warnweste anziehen und die Unfallstelle mit Warndreieck sichern.
- Hilfe leisten: Wurden Menschen verletzt? Dann Erste Hilfe leisten und den Notruf 112 alarmieren.
- Tiere nicht anfassen: Tote Tiere nicht ohne Handschuhe anfassen und auch zu noch lebenden Abstand halten, sie könnten etwa ausschlagen.
- Polizei verständigen: Diese kann den verantwortlichen Jäger benachrichtigen. Der kümmert sich darum, das Wild zu bergen oder hält nach verletzten und geflüchteten Tieren Ausschau. Auf diesem Weg auch unbedingt nach einer Wildunfallbescheinigung für die Versicherung fragen. Typische Wildschäden bezahlt in der Regel eine eventuell abgeschlossene Kaskoversicherung.
- Kein Tier mitnehmen: Der ACE rät, Wildtiere niemals mitzunehmen – auch nicht aus gut gemeinter Barmherzigkeit, um etwa einen Tierarzt aufzusuchen. Denn ansonsten droht eine Strafverfolgung wegen Jagdwilderei.