Geschwindigkeit anpassen: Hohes Unfallrisiko durch Wildwechsel im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Manchmal kracht es in der Dunkelheit ganz unvermittelt, weil die Tiere direkt ins Auto laufen. Wildschwein, Reh, Fuchs und Co. verenden dann oft qualvoll, der Autofahrer hat meist nicht nur einen gehörigen Schreck, sondern auch einen hohen Schaden am Wagen: Es ist Herbst und damit wieder die Zeit der Wildunfälle. Polizeisprecher Jörg Niggemann mahnt, die Gefahr nicht zu unterschätzen. Durchschnittlich drei Wildunfälle werden täglich von der Polizei im Kreis Höxter aufgenommen. Im Herbst und Frühjahr mehr, im Sommer und Winter etwas weniger. Denn jetzt sind die Tiere auf der Suche nach Futter und sicheren Überwinterungsplätzen. In konkreten Zahlen: 1.206 Wildunfälle wurden im vergangenen Jahr im Kreis Höxter gemeldet – das ist fast jeder dritte Unfall der Statistik. Immerhin: Die Gefahr, dass Menschen dabei verletzt werden, ist vergleichsweise gering: Fünf Schwer- und vier Leichtverletzte bei Wildunfällen wurden 2023 registriert. Zuletzt kam ein Biber im April auf einer Straße im Kreis Höxter ums Leben Während verendete Waschbären und Hasen am Straßenrand dabei schon fast zum gewohnten Bild gehören, hat in diesem Sommer der Landesbetrieb Straßen NRW die Autofahrer überrascht, als an der Bundesstraße 64 plötzlich ein Schild aufgestellt wurde, das vor dem Biberwechsel an den Godelheimer Seen warnt. Und zwar speziell zwischen 19 Uhr abends und 7 Uhr morgens. Ob die Biber denn auch die Schilder lesen können und sich daran halten, fragte so mancher User auf einschlägigen Social-Media-Plattformen scherzhaft. Zumindest aber zeigen die Hinweisschilder bisher Wirkung. &bdquo;Im Bereich der B64, wo auch das Biber-Schild steht, hat es den letzten Totfund eines Bibers in diesem Jahr am 26. April gegeben“, gibt Kreissprecher Thomas Fuest auf Anfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“ zu Protokoll. Also lange, bevor die Schilder aufgestellt wurden. Zudem leben Biber inzwischen in vielen Bereichen des Kreises. So wurde im März ein Biber auf der B64 bei Istrup von einem Auto erfasst und tödlich verletzt. So viel Aufmerksamkeit wie für den gefährdeten Biber wünscht sich die Polizei auch für die anderen Tiere. Das springende Reh auf dem Verkehrsschild, das vor Wildwechsel warnt, steht ebenso für den kleinen Igel wie den kapitalen 14-Ender. Und die stehen nicht nur im Wald plötzlich auf der Straße. Wildunfälle oftmals auch Geschwindigkeitsunfälle Mit Wildwechsel sei auch an Acker- oder Weideflächen zu rechnen, warnt die Polizei Höxter und unterstreicht: &bdquo;Verkehrsunfälle mit Wildtieren sind oft auch Geschwindigkeitsunfälle. Bei angepasster Geschwindigkeit verringert sich der Brems- und Anhalteweg deutlich, so dass eine Kollision mit dem Tier oft vermieden werden kann.“ Heißt: Nachts, sowie in der Dämmerung und bei schlechter Sicht einfach etwas langsamer fahren. &bdquo;Geben Sie sich und dem Tier eine Chance“, heißt es im Aufruf der Polizei. Auch der Automobil-Club Verkehr warnt wieder vor den erhöhten Gefahren. Um das Bewusstsein für die Gefahren zu schärfen, startete der ACV in der Vergangenheit die Kampagne &bdquo;Tiere kennen keine Verkehrsregeln“. Dazu gab es eine eindrucksvolle Berechnung, die die Schwere einer Kollision zwischen Pkw und Wildtier verdeutlicht: Der Aufprall eines Rothirsches bei 60 km/h hat die Wucht von fünf Tonnen – vergleichbar mit dem Gewicht eines ausgewachsenen Elefanten. Dies zeigt, wie gravierend die Folgen eines Zusammenstoßes sein können. Das ist wichtig zu wissen für die Autofahrer Dabei kann die Gefahr eines Wildunfalls zumindest deutlich reduziert werden. Besonders wichtig: Auf keinen Fall sollte man abrupt ausscheren oder die Spur wechseln, um einem Tier auszuweichen. Dies kann schwerwiegendere Unfälle verursachen, besonders bei Gegenverkehr.Wachsamkeit in der Dämmerung und bei schlechter Sicht: Besonders zwischen 6 und 8 Uhr sowie 17 und 20 Uhr ist die Gefahr von Wildtierbegegnungen hoch. Auch bei Nacht oder Nebel ist erhöhte Vorsicht geboten. Gefahrenzonen erkennen: Besonders unübersichtliche Waldgebiete und Feldränder sind gefährliche Abschnitte. Vorsicht auf neuen Straßen: Straßen, die durch zuvor unberührte Waldgebiete führten, bergen ein erhöhtes Risiko, da Tiere bevorzugt ihre gewohnten Wege nutzen. Geschwindigkeit anpassen: In Gefahrenzonen sollte die Geschwindigkeit reduziert werden, um eine längere Reaktionszeit und einen kürzeren Bremsweg zu ermöglichen. Richtiges Verhalten bei Tieren am Straßenrand: Die Geschwindigkeit deutlich verringern und das Fernlicht ausschalten, um die Tiere nicht zu blenden. Betritt das Tier die Fahrbahn, hupen und weiter abbremsen. Mit weiteren Tieren rechnen: Wildtiere sind häufig in Gruppen unterwegs. Wird ein Tier gesichtet, sollte auch mit Nachfolgern gerechnet werden. Das sollten Autofahrer nach der Kollision beachten Und sollte es dennoch zu einem Zusammenstoß kommen, ist besonnenes Handeln entscheidend, so der ACV, der eine kleine Handlungsanleitung formuliert hat: Ruhe bewahren: Warnblinker einschalten, um nachfolgende Fahrzeuge zu warnen. Unfallstelle sichern: Warnweste anlegen und das Warndreieck aufstellen. Hilfe leisten: Bei Personenschäden Erste Hilfe leisten und den Notruf 112 verständigen. Infektionsgefahr beachten: Tote Tiere nicht ohne Handschuhe anfassen und zu lebenden Tieren Abstand halten. Polizei oder Jäger benachrichtigen: Jeder Wildunfall sollte gemeldet werden, auch wenn kein sichtbarer Schaden entstanden ist oder das Tier weggelaufen ist. Die Polizei oder ein Jäger kann eine Wildunfallbescheinigung für die Versicherung ausstellen. Schäden am Fahrzeug, die durch typische Wildtiere verursacht wurden, werden in der Regel von der Kaskoversicherung übernommen. Übrigens: Wildtiere von der Unfallstelle mitzunehmen, ist verboten. Sie unterliegen – obwohl sie das selbst nicht wissen – dem Jagdrecht. Wer also ein solches Tier einfach ins Auto packt, begeht eine Straftat. Andere Tiere – wie der Biber – haben häufig einen strengen Naturschutzstatus. In diesem Fall ist nicht der Jäger, sondern die Untere Naturschutzbehörde des Kreises zuständig. Sie muss sich dann um die Beseitigung des Tieres kümmern.

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