
Im Juni begegnet man besonders vielen Regenbogenflaggen, denn in diesem Monat sollen weltweit Menschen mit diversen sexuellen Orientierungen und ihre Geschichte gewürdigt werden. Mit bunten Paraden, Partys, Protestaktionen oder speziellen Gottesdiensten soll der „Pride Month“ ein Zeichen für Toleranz setzen und auf die Diskriminierung von unter anderem Homo-, Bi- und Transsexuellen aufmerksam machen.
Auch in Deutschland finden im sogenannten „Pride Monat“ spezielle Aktionen und Veranstaltungen rund um Themen der LGBTQ-Gemeinschaft statt. LGBTQ steht für lesbisch, schwul (gay), bisexuell, transsexuell und queer.
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Was ist der Pride Month?
Im Juni jährt sich ein ganz besonderes Datum in der Geschichte der LGBTQ-Community, das von vielen als Wendepunkt im Kampf um Gleichberechtigung wahrgenommen wird. Am 28. Juni 1969 fand in New York der „Stonewall-Aufstand“ statt. Die US-Polizei durchsuchte in den 1960ern häufig auch mit Gewalteinsatz queere Bars, Besucher wurden wegen „anstößigen Verhaltens“ angeklagt und ihre Identitäten sogar an die Presse weitergegeben. So auch in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni.
Gegen 1.20 Uhr morgens führten US-Polizisten eine Razzia in der Bar „Stonewall Inn“ an der Christopher Street durch. Diese wurde auch von vielen nicht-weißen Menschen frequentiert. Die Besucher der Szene-Bar wehrten sich allerdings gegen das Vorgehen der Polizei und vertrieben sie gewaltsam.
Zum Gedenken an diese historische Nacht wird der Christopher Street Liberation Day in den USA mit einer großen Parade gefeiert. Inzwischen wird der gesamte Monat der LGBTQ-Gemeinschaft gewidmet.
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Wie wird der Pride Month in Deutschlad gefeiert?
In Deutschland läuft die Parade unter dem Namen Christopher Street Day (CSD) und findet zu unterschiedlichen Terminen statt. Diese beschränken sich nicht allein auf den Juni, sondern finden von Mai bis September statt.
In beinahe jeder größeren Stadt in Deutschland gibt es einen CSD, die größten Umzüge finden in Berlin und Köln statt. In Paderborn findet der CSD 2025 am 24. Mai statt. In Bielefeld wird der CSD am Samstag, 8. Juni, gefeiert. In Köln gibt es die Cologne Pride vom 21. Juni bis zum 6. Juli, in Berlin findet der CSD erst am 28. Juni statt.
Regenbogen-Kapitalismus
Armbänder, Schlüsselanhänger, Flaggen, T-Shirts und zahlreiche weitere Accessoires werden im Pride Month mit Regenbogenfarben verkauft, in OWL zum Beispiel von der Stadt Bielefeld. Besonders in den USA werben während des Pride Month auch viele Unternehmen in Regenbogen-Optik.
Daran gibt es auch zunehmend Kritik: Vielen Firmen wird dabei sogenanntes „Rainbow-Washing“ vorgeworfen. Damit ist eine Marketingstrategie gemeint, bei der Unternehmen ihren Logos oder Produkten exklusiv im Juni Regenbogenfarben hinzufügen, um sich als Unterstützer zu inszenieren. Mehr als Optik steckt aber oft nicht dahinter, eine echte Unterstützung für die LGBTQ-Community wird nicht verfolgt.
Das Bekenntnis zum Regenbogen macht einige Unternehmen aber auch zur Zielscheibe von Homophobie. So entschied sich die US-Einzelhandelskette Target, einige Produkte zur Unterstützung der LGBTQ-Szene aus dem Sortiment zu nehmen, nachdem Beschäftigte von konservativen Aktivisten bedroht worden waren. Unter den Produkten waren unter anderem für Transgender-Menschen geeignete Bademode, eine Tasse mit dem Aufdruck „Gender Fluid“, was eine flexible Geschlechtsidentität umschreibt, und bedruckte T-Shirts, die mit den Ausdrücken proud und pride (stolz und Stolz) auf den „Pride Month“ anspielen.
Konservative Aktivisten hatten sich in den Geschäften gefilmt und sich über die Regenbogen-Produkte lustig gemacht. Die britische Firma, die die Produkte für Target herstellt, wurde in rechten Medien als „satanisch“ beschimpft. Kaliforniens demokratischer Gouverneur Gavin Newsom beklagte eine „systematische Attacke auf die Homosexuellen-Szene im ganzen Land“ und kritisierte den Schritt von Target. Damit liefere die Kette die LGBTQ-Szene „den Extremisten aus“.
Pride Month: Die wichtigsten Termine im Überblick
Außer dem Gedenken an Stonewall am 28. Juni fallen weitere wichtige Ereignisse aus der LGBTQ-Geschichte in diesen Monat. Am 12. Juni zum Beispiel wird dem Attentat auf den queeren Nachtclub „Pulse“ in Orlando, Florida gedacht. Am 12. Juni 2016 wurden dort 49 Menschen getötet und 53 Menschen verletzt. Es gilt als das größte Massaker gegen queere Menschen in der Geschichte der USA.
Darüber hinaus gibt es noch weitere bedeutsame Daten im Pride Kalender, die aber nicht im Juni liegen. Der Kunstform des Drag ist zum Beispiel der Internationale Drag Tag am 16. Juli gewidmet. Der Harvey-Milk-Day wird jedes Jahr am 22. Mai, dem Geburtstag von Harvey Milk gefeiert. Der US-amerikanische Aktivist war der erste offen homosexuelle Politiker in Kaliforniern. Er wurde 1978 ermordet. Der Gedenktag soll über Milks Leben aufklären und Aktionen gegen die Diskriminierung von queeren Menschen fördern. Um auf die Situation von Menschen mit HIV und AIDS aufmerksam zu machen, gibt es den Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember.
Mit Material von AFP.