Rom (AFP). Nach der Verschärfung der Corona-Maßnahmen in Malta sind in dem Mittelmeerland hunderte junge Sprachschüler aus EU-Ländern unter Quarantäne gestellt worden. Die 17-jährige Französin Eva sagte der Nachrichtenagentur AFP in einem Telefonat am Dienstag, sie und ihre Mitbewohnerinnen im Wohnheim einer Sprachschule seien aufgefordert worden, sich für zwei Wochen zu isolieren.
Anders als in den meisten anderen EU-Ländern ist es in Malta nicht möglich, die Quarantäne durch einen negativen Corona-Testnachweis zu verkürzen. Eine ihrer Mitbewohnerinnen habe am Samstag eine E-Mail der maltesischen Behörden mit der Aufforderung erhalten, sich wegen eines Kontakts mit einem Corona-Infizierten in Quarantäne zu begeben, sagte Eva. Sie und die dritte Mitbewohnerin ihres Wohnheimzimmers seien daraufhin von der Wohnheim-Verwaltung angewiesen worden, ebenfalls eine 14-tägige Quarantäne einzuhalten. Zwar sei die als Kontaktperson eingestufte Mitbewohnerin inzwischen negativ auf Covid-19 getestet worden - an der Situation ändere dies aber nichts.
Kritik an maltesischen Behörden
Evas Vater Eric beklagte, dass die maltesischen Behörden eine sogenannte Freitestung nicht zuließen. Seine Tochter habe darum gebeten, einen Corona-Test machen zu dürfen. Daraufhin sei ihr gesagt worden, dass auch ein negatives Testergebnis nichts an der Quarantäne-Pflicht ändern würde, sagte er. Wie das italienische Außenministerium mitteilte, befinden sich rund 150 junge Italiener in einer ähnlichen Situation wie Eva. Die italienische Botschaft in Malta habe bei den örtlichen Behörden versucht zu erreichen, dass junge Italiener mit negativen Corona-Tests die Ausreise nach Italien gestattet werde.
Aurélie Alliot, dessen 17-Jähriger Sohn sich in Quarantäne befindet, erläutert gegenüber BFM TV, dass sie nur die Information erhalten habe, dass er ein "Kontaktfall" wäre, obwohl der PCR-Test negativ ausgefallen sei. Sie habe die Befürchtung, dass ihr Sohn, da alle zusammen untergebracht seien - jene, die Kontakt zu positiv auf Covid-19 Getesteten hatten und jene, die keinen Kontakt zu solchen Schülern hatten - sich nach zwei Wochen Quarantäne auf Malta doch mit dem Virus infiziert haben könnte. Schüler Charles schildert, dass er wie die anderen Betroffenen erschöpft ist. "Wir haben es alles satt (..) und würden uns im Kreise unserer Familien viel sicherer fühlen und bitten darum, nach Hause fahren zu dürfen."
Grenzschließung für Nicht-Geimpfte
"Nach derzeitigem Stand" halte Malta jedoch an den bisher geltenden Regeln fest. Bereits am Montag hatte die EU-Kommission angekündigt, auf Malta einwirken zu wollen, um Reisenden auf der Mittelmeerinsel die Rückkehr in ihre Heimatländer mit einem gültigen PCR-Test zu ermöglichen. In Malta tritt am Mittwoch eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen in Kraft. Einreisen dürfen in das Land dann nur noch vollständig gegen das Coronavirus Geimpfte. Die maltesische Regierung hatte die Grenzschließung für Nicht-Geimpfte am Freitag mit einem starken Anstieg der Infektionszahlen begründet.
Viele der Infektionen waren demnach auf Englisch-Sprachschulen zurückzuführen. Seit Samstag sind alle Englisch-Sprachschulen in Malta geschlossen. Malta hat eine der höchsten Corona-Impfquoten in Europa: Rund 80 Prozent aller Erwachsenen sind bereits vollständig geimpft.