Für Corona-Video

Entsetzen über Düsseldorfer Zusammenarbeit mit Farid Bang

Um jungen Menschen die Einhaltung der Corona-Regeln nahezubringen, hat die Stadt Düsseldorf ein Video mit einem Musiker gedreht. Dass sie dafür den Rapper Farid Bang ausgewählt hat, sorgt für anhaltende Kritik.

Farid Bang beim Autokultur-Konzert im Juni in Hannover. | © picture alliance/Geisler-Fotopress

23.07.2020 | 23.07.2020, 09:27

Düsseldorf (epd/lnw). Die Zusammenarbeit der Stadt Düsseldorf mit dem umstrittenen Rapper Farid Bang sorgt weiter für Diskussionen. Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) zeigte sich „entsetzt". Die NRW-Antisemitismusbeauftragte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) nannte die Wahl eines Musikers, der Antisemitismus propagiere und immer wieder auch mit gewaltverherrlichenden und frauenfeindlichen Texten provoziere, „schwer zu ertragen". Die Stadt hatte den Rapper beauftragt, junge Menschen in einem Video dazu anzuhalten, die Corona-Regeln zu beachten. Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) sagte, der Rapper helfe beim Erreichen der richtigen Zielgruppe.

Stamp sagte der Düsseldorfer Rheinischen Post: „Ich bin entsetzt, dass der Oberbürgermeister einer weltoffenen und vielfältigen Stadt wie Düsseldorf ausgerechnet einen solchen Rapper hoffähig macht." Farid Bang zum Vorbild für Kinder aus Einwandererfamilien zu stilisieren, sei eine Unverschämtheit und trage zu negativen Klischees bei, sagte der FDP-Politiker.

"Fatales Zeichen an das jüdische Leben"

Leutheusser-Schnarrenberger sagte der Rheinischen Post, die Aktion sei ein Affront gegen alle, die sich für eine offene und tolerante Gesellschaft einsetzten. „Bei aller Wertschätzung für die Freiheit der Künste: Für das, was Farid Bang vertritt, ist kein Platz im öffentlichen und demokratischen Leben in Nordrhein-Westfalen!" Die Kooperation mit dem Rapper sei zudem „ein fatales Zeichen an das jüdische Leben in unserem Land". Auch andere Politikerinnen und Politiker aus Düsseldorf kritisierten die Zusammenarbeit.

Laut Stadt hat sich Geisel vor den Dreharbeiten ausführlich mit dem Musiker unterhalten und über die Antisemitismusvorwürfe gesprochen, die 2018 unter anderem wegen der Liedzeile „mein Körper ist definierter als von Auschwitzinsassen" in dem Song „0815" aufgekommen waren.

Die Rapper-Freunde Kollegah und Farid Bang hatten einen Skandal ausgelöst, weil das Lied mit dem „Echo" ausgezeichnet wurde. Der Musikpreis wurde nach Kritik an den Rap-Texten abgeschafft. Nach dem Eklat trennte sich die Bertelsmann Music Group (BMG) von den Rappern.

Bang habe sich jetzt nochmal dafür entschuldigt. „Nichts liegt mir ferner, als die Erinnerung an die Holocaust-Opfer zu verhöhnen", sagte der Rapper der Stadt Düsseldorf zufolge.

Zielgruppe ist "die Einhaltung der Regeln nicht mehr so wichtig"

Bang „hilft uns dabei, genau die Zielgruppe zu erreichen, denen die Einhaltung der Corona-Regeln in den letzten Wochen ganz offenbar nicht mehr so wichtig war", sagte Geisel. Das Verhalten der jungen Altstadtbesucher sei zuletzt auch gegenüber Einsatzkräften ein Problem gewesen. Am vergangenen Wochenende habe es etwa Flaschenwürfe gegen Polizisten und Spuckattacken auf Mitarbeiter des städtischen Ordnungs- und Servicedienstes gegeben.

Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf erklärte, sie verstehe die Bedeutung einer zielgerichteten Ansprache bestimmter Gruppen, vor allem beim Thema Coronavirus. „Eine Vorbildfunktion von Farid Bang in diesem Zusammenhang vor dem Hintergrund seiner Texte und Aussagen kann und muss jedoch sicherlich kontrovers diskutiert werden."