Das Ziel: 1 Million Follower

Gedenkstätte Auschwitz erreicht mit Geschichten der Opfer Hunderttausende

Eine Million Follower auf Twitter bis zum 27. Januar zu erreichen - dieses Ziel hat sich der offizielle Account der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau gesetzt. Wird das klappen?

Die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau leistet Aufklärungsarbeit auch auf Twitter. | © Pablo Gonzalez / AFP

09.01.2020 | 09.01.2020, 13:37

Bonn (KNA). "Es ist der wichtigste Twitter-Account, dem ich jemals gefolgt bin", sagt der US-amerikanische Schauspieler Mark Hamill, bekannt als Luke Skywalker.

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Pawel Sawicki ist für den Auftritt der Gedenkstätte Auschwitz in den Sozialen Medien verantwortlich. Auf Twitter werden jeden Tag in englischer und polnischer Sprache kurze Biografien von in Auschwitz Ermordeten mit einem Bild vorgestellt. Da lächelt einem die junge Lieselotte Erdmann aus Saarbrücken zu, die im Juli 1943 in das KZ deportiert wurde. Sie hat nicht überlebt. Oder der polnische Jude Moszek Warm, der am 20. März 1942 im Alter von 27 Jahren im KZ starb.

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Das 12-jährige Mädchen Germaine Steinlauf, das in Nizza geboren wurde und am 13. Februar 1944 in den Gaskammern umgebracht wurde. Und auch Pater Maximilian Kolbe, der für einen Mitgefangenen in den Tod ging. Bei diesen Biografien wird auf korrekte Sprache geachtet.

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Die Macher erklären, wenn man genau wisse, wie ein Mensch ums Leben kam, also erschossen, erhängt oder vergast worden sei, dann werde das auch so gesagt. Wenn nicht, dann benutze man den Begriff "verstorben" (perished). Zum Bildungsauftrag gehört auch, falsche Fakten über das ehemalige Konzentrationslager, zum Beispiel in Romanen oder Sachbüchern, zu korrigieren.

Faktenchecks

Bei vielen Followern hat das Buch "Der Tätowierer von Auschwitz" der australischen Autorin Heather Morris einen tiefen Eindruck hinterlassen. Wanda Witek-Malicka vom Auschwitz Memorial Research Center hat dazu einen Faktencheck geschrieben - der Ungenauigkeiten und Fehler aufzeigt und berichtigt.

Wenn also Follower dem Account @AuschwitzMemorial von diesem Buch berichten, dann erhalten sie als Antwort den Faktencheck. Es gibt auch eine Liste mit Empfehlungen zur weiterführenden Lektüre von dem Leiter des Forschungszentrums, Piotr Setkiewicz.

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In dem Account werden außerdem tagesaktuelle inakzeptable Vorgänge benannt: beispielsweise, dass der Streamingdienst Spotify es zulässt, dass Benutzer sich unter dem Namen von ehemals hochrangigen Nazis und selbst Adolf Hitler registrieren lassen und Playlists mit Namen wie "Auschwitz Train Sing Along" erstellen können. Diese tief verstörende Entdeckung hat die Zeitung "The Times of Israel" veröffentlicht - und das wurde von dem Account @AuschwitzMemorial verlinkt.

Es steht zu erwarten, dass Spotify eher früher als später reagieren wird, denn der Account generiert momentan viel Aufmerksamkeit. Im Hinblick auf den 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers war bereits ein erster Aufruf um die Jahreswende, entsprechend 750.000 Follower zu erhalten, positiv verlaufen.

Die neuen und alten Follower setzten dann ein neues, hohes Ziel, nämlich rechtzeitig eine Million Menschen für den Account zu interessieren. Ungefähr 80.000 Follower fehlen noch. Es ist nicht einfach, sich jeden Tag neu den Posts auszusetzen. Viele der Follower bringen es immer wieder auf den Punkt: Dem Account zu folgen, schmerzt.

INFORMATION


Besucher-Rekord

Mehr als 2,3 Millionen Menschen haben im vergangenen Jahr das ehemalige NS-Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz besucht - mehr als je zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Besucherzahl um 170.000 gestiegen, teilte das Museum Auschwitz-Birkenau mit.

Die meisten Besucher kamen aus Polen, aus Deutschland waren es 73.000. Fast 400.000 Polen sowie etwa 200.000 Briten und 120.000 US-Bürger seien unter den Besuchern der Auschwitz-Gedenkstätten gewesen, erklärte das Museum im südpolnischen Oswiecim.

Am 27. Januar gedenkt das Museum der Befreiung des Vernichtungslagers vor 75 Jahren. Das KZ Auschwitz-Birkenau war das größte deutsche Vernichtungslager im Zweiten Weltkrieg. Mehr als eine Million Menschen, vor allem Juden, wurden dort von den Nazis ermordet. Am 27. Januar 1945 erreichten sowjetische Soldaten das Lager und befreiten rund 7.500 überlebende Häftlinge. Im Zweiten Weltkrieg wurden rund sechs Millionen Polen getötet, darunter drei Millionen polnische Juden.