Kreis Lippe (dpa/anwi/jad). Terror-Ermittler sind am Dienstag gegen mehrere Beschuldigte wegen der Bildung einer mutmaßlich rechtsradikalen bewaffneten Gruppe vorgegangen. Mehrere Objekte seien durchsucht worden, wie die Generalstaatsanwaltschaft Celle mitteilte. In NRW gab es demnach Durchsuchungen im Kreis Lippe. In Niedersachsen waren Einsatzkräfte demnach in der Region Hannover sowie im Landkreis Hildesheim, in Baden-Württemberg im Landkreis Pforzheim unterwegs.
Die richterlich angeordneten Durchsuchungsbeschlüsse gegen insgesamt acht Beschuldigte resultieren aus gemeinsam geführten Ermittlungen der Zentralstelle Terrorismusbekämpfung der Generalstaatsanwaltschaft Celle mit dem Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen, heißt es in der Mitteilung weiter.
Die Beschuldigten sind zwischen 32 und 57 Jahre alt und werden verdächtigt, beruhend auf einer mutmaßlich rechtsradikalen Gesinnung, eine bewaffnete Gruppe gebildet zu haben.
Rechtsradikale Gruppe im Besitz von Kriegswaffen?
Gegen vier der Beschuldigten bestehe zudem der Verdacht, unerlaubt Kriegswaffen und andere vollautomatische Schusswaffen zu besitzen. Bereits Ende April seien bei einem Einsatz des LKA Niedersachsen eine Pistole mit zugehöriger Munition bei einem der Beschuldigten beschlagnahmt worden.
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Am Dienstag seien 13 Objekte durchsucht worden. Ziel sei es, derartige Waffen zu finden und sicherzustellen und an Informationen über Aktivitäten und Pläne der Gruppe zu gelangen. An dem Einsatz, der am Dienstagmorgen weiter andauerte, sind Spezialkräfte verschiedener Polizeien beteiligt.

Durchsuchungen bei Mitgliedern der Gruppe „Nordbund“
Schwerpunkte der Razzien sind nach Informationen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) mehrere Orte in Niedersachsen. Ziel der Durchsuchungen sind mutmaßliche Mitglieder der rechtsextremen Gruppe „Nordbund“.
In Springe fand die Durchsuchung auf einem Grundstück mit Verbindung zu dem Neonazi Alexander S. statt. S. ist seit Jahren in der Szene aktiv und erlangte auch als Kampfsportler Bekanntheit. Bereits 2021 hatte eine Antifa-Broschüre aufgedeckt, dass S. Teil der rechtsextremen Gruppe „Nordbund“ war. Das Netzwerk vereint seit Jahren aktive Rechtsextremisten, darunter frühere Mitglieder des 2000 verbotenen Neonazi-Netzwerks „Blood & Honour“.
„Nordbund“ soll Bundeswehrsoldaten rekrutiert haben
Brisant: Die Broschüre legt nahe, dass die Gruppe auch Angehörige der Bundeswehr rekrutiert haben soll. Der Militärische Abschirmdienst (MAD) leitete 2022 eigene Ermittlungen ein und nahm Berichten von „Bild“ und „T-Online“ zufolge Soldaten ins Visier, die als Personenschützer hochrangige Offiziere und die damalige Verteidigungsministerin begleiteten. Einige wurden von ihren Posten abgezogen.
In Hildesheim wurde nach RND-Informationen ein Tattoostudio durchsucht, das Johannes K. gehören soll. K. ist seit den 1990er Jahren in der Neonazi-Szene aktiv und galt zuletzt als zentrale Figur der Gruppe „Nordbund“.