Warnung vor Nachlässigkeit

RKI-Chef: Trotz Corona-Impfungen Verhaltensregeln weiter einhalten

Lothar Wieler rief in einer Pressekonferenz in Berlin dazu auf, nicht zu verreisen, möglichst wenige Menschen zu treffen - und wenn, dann nur dieselben Menschen und im Freien.

RKI-Chef Lothar Wieler. | © Reuters

30.12.2020 | 30.12.2020, 12:44

Berlin (dpa). Nach dem Start von Covid-19-Impfungen in Deutschland hat das Robert Koch-Institut (RKI) vor Nachlässigkeit beim Einhalten der Verhaltensregeln gewarnt. „Trotz der Impfung müssen wir uns in den nächsten Monaten alle weiterhin an die AHA+L-Regeln halten und unsere Kontakte einschränken", sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Mittwoch in Berlin. Die AHA+L-Regeln stehen für Abstand halten, Hygiene, Alltagsmasken und Lüften. Er rief dazu auf, nicht zu verreisen, möglichst wenige Menschen zu treffen - und wenn, dann nur dieselben Menschen und im Freien. „Lassen Sie uns dem Virus gemeinsam den Wind aus den Segeln nehmen."

Es werde noch Monate dauern, bis so viele Menschen geimpft sind, dass auch die Zirkulation des Virus in der Bevölkerung reduziert werde, sagte Wieler. Einerseits müsse der Impfstoff in ausreichender Menge verfügbar sein, andererseits dauere es, das Mittel zu verabreichen. Auch nach der Impfung der ersten Gruppen seien nicht alle geschützt, kein Impfstoff sei perfekt, betonte der RKI-Chef. Es sei zudem unklar, in welchem Umfang die Impfung Ansteckungen verhindern könne.

Der Tageshöchststand bei den gemeldeten Corona-Todesfällen in Deutschland ist aus Sicht des Robert Koch-Instituts (RKI) wohl auch durch Nachmeldungen bedingt. „Die plausibelste Erklärung ist die, dass es eben verzögerte Meldungen sind von Todesfällen", sagte RKI-Chef Lothar Wieler am Mittwoch in Berlin. Über die Feiertage seien die Zahlen von Neuinfektionen und Gestorbenen relativ gering gewesen. Wieler bekräftigte, eher auf Wochenwerte zu blicken statt auf den Stand an einzelnen Tagen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sieht angesichts steigender Totenzahlen keinen Grund zur Entwarnung. "Ich sehe nicht, wie wir in dieser Situation zurückkehren können in den Modus vor dem Lockdown", sagt er. Man sei von Normalität noch sehr weit entfernt. Daher gelte es auch, an Silvester Kontakte zu verringern. Es werde wohl das "ruhigste Silvester", an das sich Deutschland erinnern könne.

Die Zahl der gemeldeten Todesfälle hatte am Mittwoch zum ersten Mal die Marke von 1.000 überschritten. Außerdem wurden 22.459 Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet. Vergangenen Mittwoch (23.12.) waren 24.740 Neuinfektionen und der bisherige Höchststand von 962 Todesfällen gemeldet worden. Das Robert Koch-Institut hatte vor den Weihnachtstagen mitgeteilt, dass die aktuellen Zahlen nur bedingt mit den Werten der Vorwoche vergleichbar seien, da es über die Feiertage mit einer geringeren Zahl an Tests und auch weniger Meldungen von den Gesundheitsämtern rechnete.