Handyregelung an Schulen

Wir brauchen ein striktes Social-Media-Verbot für Kinder

Das Land NRW empfiehlt nun offiziell die Begrenzung von Smartphones an Schulen. In den Augen unserer Autorin löst diese Regelung das gewaltige Grundproblem nicht im Mindesten.

Viele Schulen haben schon jetzt Handyverbote eingeführt. In den Augen unserer Autorin reicht diese Begrenzung bei Weitem nicht aus. Sie fordert ein Social-Media-Verbot. | © Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

Anneke Quasdorf
25.03.2025 | 26.05.2025, 08:02

Nun kommt es also doch, das häufig geforderte Signal des Schulministeriums: Statt die Regelung der Handynutzung den Schulen selbst zu überlassen, spricht das Land NRW nun offiziell die Verpflichtung für Schulen aus, hier Vorgaben zu machen.

Auf der einen Seite ist dieser Schritt nötig und längst überfällig. Ohne konsequente Regelungen und Verbote für Smartphones wäre ein normaler Schulalltag nicht mehr zu leisten. Deshalb haben die meisten Schulen aufgrund fehlender verbindlicher Vorgaben durch das Schulministerium längst eigene Regeln entwickelt. Nun erhalten Schulleitungen und Lehrkräfte – wenn auch reichlich spät – endlich offizielle Rückendeckung dafür und können den Umgang an der ein oder anderen Stelle sicherlich mit mehr Schlagkraft durchsetzen.

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Doch all das reicht nicht im Mindesten. Denn die Begrenzung eines Geräts für die Dauer des Schultags kann niemals kompensieren, woran es in vielen Elternhäusern beim grundlegenden Umgang mit digitalen und sozialen Medien mangelt: Aufklärung, Begrenzung und damit auch Schutz. Viele Kinder sind vor Handy, Tablet, Fernseher und Co. weitestgehend sich selbst überlassen.

Katastrophale Zustände bei Kindern und Jugendlichen

Australien hat in diesem Jahr eingeführt, was auch wir deshalb brauchen: ein striktes Social-Media-Verbot. In Down-under gilt das für alle unter 16, vielleicht ist eine nach Plattform und Alter gestaffelte Regelung aber sinnvoller, um das Problem zu lösen. Wobei der Begriff „Problem“ eine gewaltige Untertreibung ist für die katastrophalen Zustände, die im Hinblick auf viele Kinder und Jugendliche und digitale und soziale Medien herrschen.

Ein Viertel von ihnen hat laut der aktuellsten Studie einen riskanten oder krankhaften Konsum. Die meisten Kinder nutzen dafür sehr früh Plattformen, für die sie viel zu jung sind. Viele kommen dabei schon in der Grundschule in Kontakt mit Gewalt und Gewaltverherrlichung, Sex und Folter, sehen Pornos und Hinrichtungen.

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Die mögliche Folge all dessen: Suchterkrankungen, Abbruch sozialer Bindungen, Leistungsabfall, Abstumpfung. Eigentlich gibt es bei Kindern und Jugendlichen kaum eine ungute Entwicklung der vergangenen Jahre, die Experten nicht zu einem Großteil auf den Einfluss von Sozialen Medien zurückführen.

Social-Media muss ein Schulfach werden

Doch natürlich ist auch ein Verbot nur Teil der Lösung. Der sichere Umgang, die Dosierung, die technische Beherrschung von und mit digitalen Geräten und sozialen Medien ist mittlerweile ebenso wichtig, wie lesen, schreiben und rechnen zu können. Längst gebührt diesem Stoff ein eigenes Schulfach, und zwar ab der ersten Klasse. Das Argument „Was soll Schule denn noch alles leisten“ zählt hier nicht. Denn es war immer schon Aufgabe von Schule, die grundlegenden Kulturtechniken zu vermitteln und diese Ausbildung nicht im privaten, familiären Feld zu lassen.