
Auch wenn Politiker das immer abstreiten: Natürlich macht es einen Unterschied, wo ein Minister oder eine Ministerin wohnt. Wer ganz nah an der Torte sitzt, kann für seine Heimatregion leichter mal ein süßes Stückchen abschneiden. Das äußert sich dann zum Beispiel in Fördergeldern oder Pilotprojekten, in deren Genuss die Region kommt. Insofern ist es für Ostwestfalen-Lippe von besonderem Interesse, dass gleich zwei Politiker aus OWL die Zukunft der Bundesregierung mitverhandeln.
Carsten Linnemann (CDU) aus Paderborn und Achim Post (SPD) aus Espelkamp sitzen mit am Tisch, wenn SPD und CDU in Rekordzeit essenzielle Fragen zur Zukunft des wichtigsten Landes in der EU klären.
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Beide Personalentscheidungen sind konsequent. Linnemann war nicht nur stets loyal zu seinem Parteichef, vor allem in einer Zeit, in der das andere nicht waren. Der Paderborner hat durch das Erstellen des Grundsatzprogramms auch die politische DNA der Merz-CDU herausgearbeitet. Beides spricht dafür, dass Linnemann im nächsten Kabinett einen wichtigen Posten bekleiden dürfte – wenngleich es dem Generalsekretär nicht gelungen war, sein selbst gestecktes Wahlziel von mehr als 30 Prozent für die Union zu erreichen.
Auch in OWL werden die extremen Ränder stärker
Post verfügt derweil als Finanzexperte und als Mann der zweiten Reihe seit Jahren über großen Einfluss in Berlin, den er als Chef der NRW-SPD seit eineinhalb Jahren ausgebaut hat.
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Wie sich Linnemann und Post, und mit ihnen ihre Parteien, in den nächsten Wochen schlagen werden, wird auch Auswirkungen auf die Kommunalwahlen im Herbst haben. Sie müssen es angesichts eines wachsenden extremen Randes auch in OWL schaffen, Vertrauen zurückzugewinnen. Dazu haben sie jetzt die Möglichkeit.