
Es geht um mehr als nur um die Meinungsfreiheit. Auch wenn die enorm wichtig ist. Es geht um die Demokratie insgesamt. Das ist größer. Zu demokratischen Grundregeln, die in der Verfassung verbrieft sind, gehört auch die Meinungsfreiheit als ein kleiner, gleichwohl wichtiger Teil. Aber unsere Demokratie ist mehr.
Nachdenklich stimmt in dem Zusammenhang, dass die „Welt am Sonntag“, eine renommierte Wochenzeitung aus dem Springer-Konzern, Elon Musk Platz für einen üppigen Meinungsbeitrag einräumt. Dessen Tenor: Nur die AfD könne Deutschland vor dem Untergang retten. Was für ein Unsinn. Nichts gegen Meinungsfreiheit, aber sachlich begründet sollte die Meinung sein.
Was mischt sich der Techmilliardär aus den USA in den deutschen Wahlkampf ein? Weil er hier investiert hat? Das geht nicht und es ist armselig, dass die Springer-Presse dafür Platz frei räumt. Um das Desaster wenigstens etwas gerade zu rücken, hat der künftige Chefredakteur des Blattes eine flaue Gegenrede verfasst. Die wirkt aber wie ein Schuldeingeständnis.
Demokratie bleibt auf der Strecke
In der Redaktion, so ist zu lesen, ist Streit über Musks Beitrag. Die Chefin des Meinungsressorts hat gekündigt, zu Recht. Und eine junge Redakteurin darf im Online-Kanal des Blattes schreiben, warum sie den Artikel nicht veröffentlicht hätte. Sehr seltsam, aber nur ein kleiner Schimmer vom großen Ganzen.
Noch mal: Es geht um mehr. In den USA pilgern die Inhaber der Tech-Giganten Amazon und Facebook gerade zu Donald Trump, schmeicheln sich beim künftigen US-Präsidenten ein, weil sie ihre Geschäftsinteressen sichern wollen.
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Wenn sich aber politische Macht und wirtschaftlicher hochpotenter Reichtum zusammentun, bleiben die normalen Menschen und damit unser Staat und die Demokratie auf der Strecke. Elon Musk (Tesla, X), Marc Zuckerberg (Facebook) und Jeff Bezos (Amazon) scheren sich nicht um Demokratie und normale Leute mit Durchschnittseinkommen, sondern ausschließlich um ihren eigenen wirtschaftlichen Erfolg und ihre Hunderte Milliarden.

Musk will EU zersetzen
Warum spricht sich Musk für die AfD aus? Weil sie die Europäische Union untergraben, zersetzen will. Die EU setzt den Tech-Konzernen enorm zu, verlangt Wettbewerbsgleichheit und Steuern in Milliardenhöhe. Das passt Musk und Konsorten natürlich nicht. Freuen wir uns, dass wir die EU samt Wettbewerbshütern haben.
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Wenn dann noch namhafte Medien wie die „Welt“ diesem Gedankengut der Hypermilliardäre Platz geben, beteiligen sie sich an der Zersetzung des Staates und der EU. Das ist nicht Aufgabe der Medien. Es geht nicht nur um Meinungsfreiheit. Es geht um mehr. Machen wir uns nichts vor: Die Superreichen greifen nach der Macht, um noch reicher zu werden.