
Teflon gilt als Wundermittel. Als ein besonders glattes Material, das Schmutz und Flecken abweist – und an dem nichts kleben bleibt. So wie bei Hendrik Wüst. Der NRW-Ministerpräsident zeigt weder Ecken noch Kanten. Er wirkt glatt wie Teflon – und hat damit bemerkenswerten Erfolg. Der ist umso erstaunlicher angesichts der miesen Lage im Land.
Wüst und seine CDU sind laut neuster Umfrage am Rhein so stark wie seit 20 Jahren nicht. Die NRW-CDU kommt auf 41 Prozent, die SPD auf 16. Mehr als jeder zweite Befragte ist mit der Arbeit des Ministerpräsidenten zufrieden. Wüsts persönliche Werte klettern seit Amtsbeginn vor drei Jahren nahezu konstant nach oben.
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Parteifreunde schmunzeln deshalb anerkennend, Beobachter reiben sich verwundert die Augen – und die Opposition schäumt vor Wut. Denn Wüst zeichnet sich in Düsseldorf nicht in erster Linie als streitbarer und gewissenhafter Landesvater aus. Er setzt vielmehr auf eine Methode, die zuletzt unter Angela Merkel bekannt wurde. Wüst vermeidet Stellungnahmen zu kontroversen Themen. Er will seine Wähler nicht mit den Krisen der Zeit nerven, sondern lieber in Ruhe lassen.
Wüst setzt auf asymmetrische Demobilisierung
Der Plan dahinter: Auch die Wähler der politischen Konkurrenz sehen gleichgültig und gelangweilt von einem Wahlgang ab. Das nennt sich asymmetrische Demobilisierung. Gelungen ist Wüst das zuletzt vor zweieinhalb Jahren. Bei der Landtagswahl hatte es die SPD nicht geschafft, ihre Stammwähler ausreichend zu mobilisieren. Wüst setzt diesen Kurs bis heute entspannt fort.
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Kritiker sehen in ihm einen Politiker, der mehr Präsident ist als Regierungschef. Und der sich lieber beim Karotten-Schneiden auf Instagram ablichten lässt, als den erschöpften Menschen im Sozialwesen des Landes unter die Arme zu greifen. Tatsächlich versteht Wüst es noch immer, sich perfekt in Szene zu setzen.
Deshalb agiert er aber nicht gleich inhaltsleer. Politiker, die regelmäßig mit ihm arbeiten, beschreiben Wüst als verlässlich und vorbereitet. Als einen, der die Unterlagen selber gelesen hat und der sich im Zweifel schützend vor seine Leute stellt. So wie gerade vor die taumelnden Grünen.
Wüsts Beliebtheit lässt sich anders erklären
Das begründet aber nicht Wüsts Beliebtheit. Die lässt sich vor allem damit erklären, dass er auch nach drei Jahren nicht mit negativen Dingen in Verbindung gebracht wird. Um Fettnäpfchen machen Wüst und sein Team bislang verlässlich einen Bogen. Das wird aber schwieriger, wenn die Probleme größer werden. Und das werden sie derzeit gefühlt in allen Bereichen. Von Kita bis Pflege, von Wirtschaft bis Kommunen. Vieles ist Landessache, also Wüsts Sache.
Teflon gilt trotz vieler Vorteile als schnell zerkratzbar. Bei zu hoher Hitze stoßen giftige Gase aus. Wüst ist davon aktuell weit entfernt. Doch auch sein Geschäftsmodell mit schönen Bildern und wenig Kontroversen wird nicht ewig tragen.