
In den Gesprächen mit Ärzten und Klinikgeschäftsführern wird deutlich, dass die meisten von ihnen die NRW-Krankenhausreform und damit eine massive Umstrukturierung der Krankenhauslandschaft befürworten. Sie sehen aufgrund der zunehmenden Spezialisierung in der Medizin die Notwendigkeit, Behandlungen an weniger Standorten zu konzentrieren, um die Versorgung der Patienten zu verbessern. Und zwar auch dann, wenn es um Einschnitte in den eigenen Kliniken geht.
Darüber sprechen die meisten jedoch nur hinter vorgehaltener Hand. Geht es in offiziellen Aussagen um Einschnitte, heißt es plötzlich, dass die Versorgung der Bevölkerung gefährdet sei, wenn Angebote gestrichen würden. Mitunter werden sogar gezielt Ängste vor Unterversorgung geschürt, obwohl es in aller Regel nur um längere Wege zum passenden Krankenhaus geht. Eine Veränderung, die zumutbar ist, weil sie die gefährliche Gelegenheitsversorgung in vielen Kliniken beenden wird.
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Das Verhalten ist unredlich, aber mit Ausnahme der Angst als Instrument der Macht nachvollziehbar. Zum einen, weil es unwahrscheinlich ist, dass das NRW-Gesundheitsministerium auch nach langjähriger Vorbereitung alle Aspekte in diesem komplexen System bedacht hat. Zum anderen, weil sich die Krankenhäuser in einer nie dagewesenen wirtschaftlichen Not befinden. Bundesweit schreiben mehr als 80 Prozent der Kliniken rote Zahlen. Eine Entwicklung, die zu Insolvenzen führt und damit zu einem ungeplanten Rückgang an Kliniken. Der ist grundsätzlich dringend nötig, muss jedoch geplant werden, damit nicht dort Kliniken fehlen, wo sie dringend benötigt werden.
Zusammenhang zwischen Fallzahlen und Behandlungsqualität
Das führt dazu, dass die Kliniken weiter um jeden Patienten kämpfen und sich gegen die Streichung von Angeboten wehren, vor allem in so lukrativen Bereichen wie dem Einsatz künstlicher Gelenke.Fest steht aber, dass das Risiko für Komplikationen sinkt, wenn Patienten auf erfahrene Spezialisten treffen. Der Zusammenhang zwischen hohen Fallzahlen und guter Behandlungsqualität ist erwiesen. Die Verbesserung der Behandlungsqualität muss im Fokus dieser Reform stehen.
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Möglich ist das jedoch nur, trotz aller Fortschritte auch in NRW, wenn die geplante Krankenhausreform auf Bundesebene die Voraussetzungen dafür schafft, vor allem mit Blick auf die Finanzierung. Inzwischen wurde die Reform zwar im Bundestag verabschiedet, doch zentrale Reformbausteine fehlen. So wissen die Krankenhäuser nach wie vor nicht, wie die versprochene finanzielle Sicherheit aussehen soll. Viel Zeit bleibt nicht, denn die Verluste, die die Kliniken jedes Jahr schreiben, erreichen Dimensionen, die immer weniger Träger noch länger schultern können.