Meinung

Hendrik Wüst verzichtet auf die Kanzlerkandidatur – aber nur für den Moment

Die Ankündigung des NRW-Ministerpräsidenten ist keine Überraschung. Das Kapitel kann er dennoch als Erfolg verbuchen, meint unser Autor.

CDU-Chef Friedrich Merz und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst kommen beide aus NRW. | © IMAGO/Rainer Unkel

Ingo Kalischek
17.09.2024 | 17.09.2024, 05:46

Da war er wieder, der große Hendrik-Wüst-Moment. Selbst seine Verzichtserklärung in der K-Frage timt er so, dass er davon profitiert – und vor die Lage kommt. Denn sein Verzicht ist keine Überraschung.

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Zwar hatte sich Wüst im vergangenen Jahr mit ein paar gut gesetzten Nadelstichen zum Merz-Rivalen entwickelt und fortan viel Zuspruch erfahren. Doch zuletzt lief das Rennen um die K-Frage immer stärker auf die zwei Parteichefs hinaus: Friedrich Merz und Markus Söder. Der Name Wüst fiel immer seltener. Das ist dem NRW-Ministerpräsidenten natürlich nicht entgangen. Jetzt beendet er die Spekulationen lieber selber, bevor es andere tun.

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Dennoch kann Wüst dieses Kapitel in jederlei Hinsicht als Erfolg verbuchen. Die bundesweite Präsenz im Zuge der K-Frage hat seinen Marktwert kräftig gehoben. Darauf und auf seine guten Umfragewerte hat Wüst nun zur Sicherheit auch noch mal hingewiesen – damit das auch jeder weiß. Zugleich galt das öffentliche Interesse somit ein Jahr lang eher dem Bundespolitiker als dem Landesvater Wüst. Auch das war für ihn kein Nachteil.

Zeit von Wüst auf Bundesebene kann noch kommen

Mit seiner Unterstützung für Merz stellt sich Wüst jetzt auf den letzten Metern öffentlich hinter den Mann, der ohnehin von Anfang an qua Amt die besten Chancen in der Union hatte. Ein Kanzlerkandidat Merz dürfte nun also nur noch eine Frage von Tagen sein. Der 49-jährige Wüst hat in seiner Erklärung derweil unmissverständlich klargemacht, dass er nur vorerst aus dem Rennen aussteigen wird.

Es ist gut möglich, dass seine Zeit auf Bundesebene in ein paar Jahren noch kommen wird. Und dass sie sich in der Union dann an Wüsts Verhalten in diesen Tagen erinnern werden. Doch ein Polit-Profi wie Wüst weiß auch aus eigener Erfahrung, wie schnell und unberechenbar das politische Geschäft ist. Vielleicht holen ihn jetzt erst einmal die Mühen der Ebene ein – als Regierungschef in NRW.

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