Mit Kindern zur Demo – wann, wenn nicht jetzt?

Anneke Quasdorf
23.01.2024 | 07.02.2025, 16:38

In Bielefeld ist die nächste große Demo gegen rechts geplant. Es wird die erste Demo meiner Kinder sein. Wir werden vorher Plakate malen, wir werden vorher viele Gespräche führen. Und alles Weitere werden wir sehen.

Ein Gespräch mit meinem Sohn brachte mich zu der festen Überzeugung, dass wir genau jetzt mitmachen müssen, jetzt und zu keinem anderen Zeitpunkt. Wir waren beim Fußball, er zeigte begeistert auf ein neues Kind, von dem er schon oft erzählt hatte und sagte: „Da ist Leon, Mama, siehst du, wie gut der spielt??“ Ich kannte Leon noch nicht und fragte: „Welcher ist das denn noch mal?“ Mein Sohn verdrehte genervt die Augen: „Boah, Mama, sieht man doch – der mit den orangenen Schuhen.“ In der Tat war Leon das einzige Kind mit orangefarbenen Schuhen in der Halle. Er war aber auch das einzige Kind mit schwarzer Hautfarbe. Fiel mir sofort auf – mein Sohn nimmt das nicht mal wahr.

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Ich werde ihm diesen Blick auf Menschen und diese Unbedarftheit nicht erhalten können. Ich kann aber dafür sorgen, dass er sicher spürt, wenn andere einen falschen Blick haben. Und ich kann ihm beibringen, für seine Überzeugungen einzutreten. Mit Sicherheit ist der Besuch einer Demo ein beeindruckendes, forderndes Erlebnis für ein kleines Kind. Er wird die Dynamik, die Wucht, die Emotionen spüren. Genau darum geht es mir: Es sind Eindrücke, die ihm viel besser in Erinnerung bleiben werden, ihn stärker prägen werden als jedes Bild aus einem gut gemachten, liebevoll illustrierten Kinderbuch.

Ich habe entschieden, dass ich das wichtiger finde als die Sorge vor gefährlichen Situationen. Und über den Lärm mache ich mir gar nicht erst Sorgen. Wenn Kinder den Besuch eines gut gefüllten Spaßbades oder Trampolinparks an einem Samstagnachmittag gut überstehen, rechne ich mir auch gute Chancen für einen Protestmarsch aus.