
Die NRW-SPD hat Grund zur Freude. Zumindest für ein paar Stunden. Der Parteitag in Münster hat gezeigt, dass der mächtigste Landesverband verstanden hat, wie schlecht es um ihn steht – und was er dagegen tun muss. Wahlergebnisse und Stimmung waren gut. Einige Spitzenpolitiker wirkten nahezu euphorisiert. Dazu gibt es aber keinen Grund.
Denn der Partei ging es selten so schlecht wie aktuell. Sie liegt am Boden. Seit vielen Monaten. Dass sie sich nur gemeinsam wieder aufrichten kann, hat sie erkannt. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht: Das interessiert die Wählerschaft wohl kaum. Die will nicht wissen, wie die Stimmung innerhalb einer Partei ist. Sondern welche Antworten diese liefert. Und ob sie es schafft, die Probleme im Land zu lösen.
NRW-SPD will wieder die Menschen der Mitte ansprechen
Ob die NRW-SPD das kann, ist offen. Diese Frage muss sie erst noch beantworten. Mit klaren Inhalten. Es zeichnet sich ab, dass die SPD im Westen wieder auf die Themen setzen will, die sie früher stark gemacht hat: soziale Gerechtigkeit, Kümmerer der Arbeitnehmer, Stärkung der Industrie, höhere Besteuerung der Reichen. Die SPD will also vor allem wieder die "malochende Mitte" in den Blick nehmen.
Das könnte funktionieren, weil die SPD hier hohe Kompetenzwerte hatte. Doch auch CDU und Grüne haben diese Themen längst im Blick. Und bieten ähnliche Antworten. Es braucht also Unterscheidbarkeit. Die SPD in NRW hat jetzt ein paar Monate Zeit, ihr Profil zu schärfen. Wenn im nächsten Jahr die EU-Wahl ansteht, kommt es zum ersten Stimmungstest in der Bevölkerung. Dann wird die Partei sehen, ob sie auf dem richtigen Weg ist. Und ob die Euphorie von Münster berechtigt war.