
Wenn Friedrich Merz nicht aufpasst, kann er schnell der/die zweite CDU-Vorsitzende sein, der an der Frage „Wie soll die Union umgehen mit der AfD?“ scheitert. Annegret Kramp-Karrenbauer bekam 2019/20 ihre Ost-Parteifreunde in Thüringen nicht unter Kontrolle in Sachen Zusammenarbeit mit der AfD und stürzte darüber. Jetzt murmelt Merz etwas davon, dass auf kommunaler Ebene Zusammenarbeit mit der AfD möglich ist. Gegen alle Parteitagsbeschlüsse der CDU. Inzwischen holt er den Satz zurück, nachdem er einen Aufschrei der Empörung aus den eigenen Reihen geerntet hat, bis hin zum CSU-Chef Markus Söder. Mühsam assistiert ihm sein neuer Generalsekretär Carsten Linnemann aus Paderborn auf dem Rückweg. Zu Recht, denn die innerparteilichen Reaktionen gleichen einer Palastrevolte.
Das alles ist bitter, denn es macht deutlich, wie groß der machtpolitische Einfluss dieser in großen Teilen rechtsradikalen Partei AfD im Umfrage-Hoch inzwischen ist. Sie muss eigentlich selbst gar nichts mehr machen. Bis weit in demokratische, bürgerliche Kreise ist eine Stimmabgabe für die inhaltslosen Rechtsaußen nicht mehr igitt. Hauptsache gegen das Gewurschtel der Regierungsampel und das Irrlichtern der Union samt ihrem Vorsitzenden.
Statt sich Gedanken über eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit der AfD zu machen, sollte sich die CDU besser mit inhaltlichen Konzepten befassen. Gegen das Gebäudeenergiegesetz des grünen Ministers Robert Habeck zu wettern, ist das Eine und hat in der Vergangenheit vielleicht gereicht. Heute erwarten die Wählerinnen und Wähler konkrete Alternativen. Der Souverän weiß auch, dass die Union in 16 Jahren Angela Merkel einen großen Beitrag dazu geleistet hat, dass Deutschland den Zenit überschritten hat und in vielen Bereichen im Abstieg begriffen ist. Deshalb sollte die CDU ihren Markenkern wiederentdecken: Wirtschaftspolitik vor dem Hintergrund des christlichen Menschenbildes, soziale Marktwirtschaft. Ein sehr gutes Jahrzehnt lang lief es für Deutschland wirtschaftlich extrem exzellent. Das wird aus vielerlei Gründen schwieriger, Wirtschaft wird wieder ein Thema. Zuwanderung, Integration, Bildung, Gesundheitssystem, Infrastruktur, Digitalisierung. Darum sollte sich Friedrich Merz kümmern, nicht um die AfD.