Dieter Bohlen hört auf. Na endlich. Noch ein paar letzte Folgen "Deutschland sucht den Superstar" mit ihm, dann ist der Poptitan weg vom Jurypult. Ab der nächsten Staffel sitzt an seiner Stelle ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin. Wie übrigens künftig auch beim "Supertalent". RTL hätte aber lieber die Chance nutzen sollen, DSDS gleich komplett zu beerdigen.
Knapp zwei Jahrzehnte hat die Show bereits auf dem Buckel. Im Herbst 2002 startete das Format in Deutschland. Damals galt noch Einschaltpflicht. Was bei DSDS passierte, war Gesprächsthema auf den Schulhöfen und in den Büros. Bis zu 15 Millionen Menschen sahen zu. Solche Einschaltquoten schafften sonst nur Fußball-Länderspiele oder "Wetten, dass..?". Der Song "We Have a Dream" und das Gewinnerlied von Alexander Klaws, "Take Me Tonight", liegen noch immer im Ohr.
Schnell verpuffte der DSDS-Hype auf ein Normalmaß. Gewinner wie Mark Medlock, Pietro Lombardi, Luca Hänni oder Beatrice Egli sind heute zwar noch einigermaßen ein Begriff. Doch die letzten Jahre hat die Sendung dann ihre Relevanz als Castingshow für Sängerinnen und Sänger verloren. Aneta Sablik, Marie Wegener, Merlin Hoffmann, Davin Herbrüggen - wer kennt sie noch? Und wem ist aufgefallen, dass Merlin Hoffmann ausgedacht und gar kein Gewinner ist? Die wahren Gesangstalente gehen schon lange zu "The Voice of Germany".
DSDS-Stern ist verblasst
Bislang ist die aktuelle Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" die schwächste. Der DSDS-Stern ist verblasst, da passt der Ärger mit Xavier Naidoo und Michael Wendler nur zu gut ins Bild. Dieter Bohlen blieb dem einstigen Show-Überflieger trotzdem treu. Jahr für Jahr gab er seine Sprüche ab ("Ich hab' vorhin ein Schnitzel gegessen mit Gurkensalat. Und der Gurkensalat war musikalischer als Du"), ließ das äußere Erscheinungsbild insbesondere von Kandidatinnen stark in Bewertungen einfließen und sah Dutzende Co-Juroren kommen wie gehen. Selbst der Weichzeichungsfilter auf seiner Haut versteckte aber nicht, dass die Sendung gealtert ist - nicht zum Guten.
Dass der Poptitan seine Sendung verlässt, wird für einen Schnitt sorgen. DSDS werde mit einer komplett neuen Jury frische Impulse setzen, kündigt RTL an. Der Kölner Sender macht damit den gleichen Fehler wie das ZDF. Die Mainzer ließen "Wetten, dass..?" nach Thomas Gottschalks Abgang weiterleben und holten Markus Lanz. Der blieb bekanntlich nicht lange. "Wetten, dass..?" war halt verknüpft mit Thomas Gottschalk.
Und DSDS ist verknüpft mit Dieter Bohlen, er ist das Gesicht der Show, stand immer im Mittelpunkt. Er prägte die Sendung, die bis heute davon lebt, dass Möchtegern-Sänger sich gnadenlos überschätzen. Schwer vorstellbar, wie sich die angeschlagene Show ohne ihr Aushängeschild auf Dauer halten soll.
Mit großem Brimborium hätte RTL beim Finale am 3. April nicht nur Bohlen, sondern auch der Castingshow selbst "Goodbye" sagen können. Doch so verpasst der Kölner Sender eine würdige Verabschiedung ins TV-Archiv.