"War mir zu boshaft": Gütersloher Supertalent-Kandidat über Bohlen-Aus

Gütersloh. Seit Donnerstagmittag steht fest: Dieter Bohlen (67) steigt völlig überraschend aus den TV-Sendungen &bdquo;Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) und &bdquo;Das Supertalent" aus. Das hatte der Privatsender RTL bekannt gegeben. Ein Gütersloher, der den Pop-Titan vor etlichen Jahren kennen gelernt hat und mit seiner Stimme begeisterte, ist der Italiener Gino Badagliacca. Der gebürtige Sizilianer schaffte es 2007 bis ins Finale von &bdquo;Das Supertalent". Heute lebt der 81-Jährige als Rentner in der Gütersloher Hochstraße, wo er am Donnerstagnachmittag von Bohlens RTL-Aus erfährt. Betroffen macht ihn die Nachricht allerdings nicht, eher im Gegenteil. "Gott sei Dank, dass er aufhört" &bdquo;Mittlerweile sage ich: Gott sei Dank, dass er aufhört. Es ist doch alles nur noch Show in einer Seifenopern-Gesellschaft und dabei hat Dieter Bohlen aus meiner Sicht zuletzt nicht immer eine gute Figur gemacht. Wenn jemand schlecht gesungen hat, ist er doch oft ausgelacht worden. Es war viel Häme im Spiel und Bohlen war mir zuletzt zu boshaft. Dabei hat jeder Mensch seine Würde und er persönlich kann doch gar nicht singen", findet Badagliacca. Nach fast 20 Jahren wird die "DSDS"-Jury samt Dieter Bohlen ausgewechselt. Schon das Finale der 19. Staffel am 3. April wird Bohlens letzte große Show sein. Auch "Das Supertalent" bekommt laut Sender schon ab der nächsten Staffel eine neue Jury. Bohlen hat ihm etwas versprochen Er hätte sich gewünscht, dass ihn der Pop-Titan und Chef-Juror mal einmal anrufe, sagt Gino Badagliacca. &bdquo;Einfach nur, um zu fragen, wie es geht oder vielleicht, um gemeinsam eine Sendung zu machen", lacht Badagliacca, der im Finale von &bdquo;Das Supertalent" vor 14 Jahren mit einer Arie von Puccini bei Bohlen für Gänsehaut gesorgt hat. Am Ende landete er auf Platz vier. &bdquo;Damals hatte er mir versprochen: 'Ich komme dich mal in deiner Pizzeria besuchen, wenn ich in Gütersloh bin'. Da warte ich bis heute drauf." Allerdings hat Gino Badagliacca seine Pizzeria in der Spiekergasse ja nun auch schon seit etlichen Jahren nicht mehr. Auf seine Fernseh-Vergangenheit wird der Italiener noch angesprochen, wenn er in Gütersloh unterwegs ist: &bdquo;Öfter ja. Leute, die mich damals gewählt haben und für mich angerufen haben, haben das nicht vergessen." "Er hat gesagt, mit so einem Furz kommst du hier nicht durch" Vor allem nicht sein &bdquo;Nessun Dorma", dass er im Bewerbungsvideo auf der Freilichtbühne im Mohns Park geschmettert hat und mit der er auch die RTL-Jury beeindruckte. Zunächst sollte er vor Bohlen & Co. jedoch ein &bdquo;Ia ia"-Esellied aus seiner sizilianischen Heimat zum Besten geben, was er eigentlich gar nicht wollte. Dieter Bohlen hätte spöttisch kommentiert: &bdquo;Er hat gesagt, mit so einem Furz kommst du hier nicht durch. Als ich danach Nessun Dorma gesungen haben, waren alle restlos begeistert. So singt ein Italiener, hat er gesagt", erinnert sich Badagliacca. Auch daran, als er einmal mit 39 Grad Fieber auf der Bühne stand, über eine trockene Kehle geklagt und ihm Bohlen daraufhin sein Wasserglas gereicht hätte. Im Berliner Schillertheater hätte er sich schließlich für das Finale qualifziert, am Ende wurde es Platz vier. Lesen Sie auch: Bachelor, Bauer sucht Frau und CO. - Kreis Gütersloh 2020 im TV-Fieber Gütersloh ist seine Heimat Die Puccini-Arie &bdquo;Nessun Dorma" schmettert Gino Badagliacca heute nicht mehr. &bdquo;Ab und zu, wenn wir mit Freunden beim Essen zusammen sitzen, singe ich mal ein Sole Mio, aber jetzt ist ja Corona. Jetzt bin ich meist zuhause mit meiner Frau Christine. Was soll man sonst tun", sagt Gino Badagliacca. Der Italiener ist am 1. August 1961 nach Gütersloh gekommen, also vor genau 60 Jahren. Ob er nie Heimweh nach Sizilien gehabt hat? &bdquo;Heimweh hat man immer nach seiner Heimat. Aber meine Heimat ist in Gütersloh, ich liebe Gütersloh. Meine Enkel und Urenkel leben hier, ich habe hier alles, mein Haus, mein Auto, mein Schwimmbad", sagt er. Irgendwann wolle er noch einmal in seinen Geburtsort Termini Imerese bei Palermo. &bdquo;Mich verabschieden, einen Stein vom Strand holen und dann ist Schluss", sagt Badagliacca, der 2019 noch einmal einen Versuch bei &bdquo;The Voice senior" (Sat.1) in Angriff nehmen und das &bdquo;Ave Maria" oder &bdquo;Largo" von Händel singen wollte. Die Verantwortlichen hätten ein englisches Weihnachtslied besser gefunden, &bdquo;aber ich kann gar kein Englisch." Bislang kein Statement von Bohlen selbst Ob sich der Privatsender RTL von dem Pop-Titan getrennt hat - oder ob der 67-Jährige von sich aus kürzer treten möchte, ist derzeit übrigens noch unklar. Ein offizielles Statement von Bohlen selbst liegt aktuell noch nicht vor. RTL teilte lediglich mit, dass "alle Beteiligten im Vorfeld informiert" worden seien. Unterhaltungschef Kai Sturm: "Wir bedanken uns ausdrücklich bei der aktuellen Jury und insbesondere bei Dieter Bohlen als langjährigem Chefjuror. Mit klaren Urteilen und feinem Gespür für musikalischen Mainstream im allerbesten Sinne ist er maßgeblich am langjährigen Erfolg beider Shows beteiligt." Nach fast zwei Jahrzehnten gemeinsamer Erfolge sei jetzt allerdings der richtige Zeitpunkt für Veränderung und Weiterentwicklung. Tatsächlich sanken die Einschaltquoten vor allem von "Deutschland sucht den Superstar" in den vergangenen Jahren immer mehr. Zu Spitzenzeiten lockte "DSDS" mehr als 12 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme, in vergangenen 17. Staffel lag die durchschnittliche Einschaltquote nur noch noch bei knapp 3,5 Millionen. Einige Teilnehmer aus dem Kreis Gütersloh bei Bohlens Shows erfolgreich Guni Badagliacca ist übrigens längst nicht der einzige, der sich in den vergangenen Jahren dem knallharten Jury-Urteil von Dieter Bohlen gestellt hat. Auch andere probierten ihr Glück - die erfolgreichste unter ihnen: Anna-Maria Zimmermann. 2005 nahm die gebürtige Rietbergerin an der dritten Staffel von DSDS teil - und belegte den sechsten Platz. Danach ging ihre Karriere allerdings steil nach oben. Zimmermann unterschrieb einen Plattenvertrag und veröffentlichte mehrere erfolgreiche Schlager-Songs, unter anderem auch produziert von Dieter Bohlen. Nach einem Streit 2018 beendete die Rietbergerin die Zusammenarbeit mit dem Pop-Titan allerdings. Sie zeigte sich damals öffentlich enttäuscht von Bohlen: Der Produzent soll Songs auch für andere Künstler verwendet haben. &bdquo;Das ist ein Skandal! Ich fühle mich wie Dieters Resterampe", sagte sie. Eine weitere Zusammenarbeit schloss sie schon damals aus. "Wir haben oft gequatscht - auch mit Dieter" Andere Ex-Teilnehmer der Castingshow lassen ein etwas besseres Haar an Bohlen. Nicole Frolov versuchte im vergangenen Jahr ihr Glück bei DSDS und brachte den Pop-Titan mehr als einmal zum Staunen. "Du hast mir in dieser Gruppe mit Abstand am besten gefallen. Du hast eine gute Stimme und siehst gut aus. Du hast es echt verdient, hier zu singen - weil du es einfach kannst", urteilte er 2020. Trotzdem reichte es für Frolov nicht für die Live-Shows, kurz vorher schied sie aus. Lesen Sie auch: Ehrliche Einblicke - 16-jährige Kandidatin über Dieter Bohlen und ihre Zeit bei DSDS Die Jury - und auch Dieter Bohlen - seien immer für die Kandidaten da gewesen, sagte Frolov nach der Show - nicht nur, wenn die Kameras anwaren. &bdquo;Wir konnten sie jederzeit ansprechen und sie haben uns Tipps gegeben. Wir haben oft gequatscht, auch mit Dieter. Man hat sie von einer ganz privaten Seite kennengelernt."

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