Schwarz

Auch mal an andere denken

Manieren sind immer gut. Aber zeugt nach Knigge auswendig gelerntes Höflichkeitsverhalten von Anstand – oder gar Respekt? Oder braucht es viel mehr, um dem anderen zu zeigen, dass man ihm wohlgesonnen ist. Unsere Autoren sind sich nicht einig

05.10.2018 | 05.10.2018, 20:00
Lennart Krause. - © Oliver Krato
Lennart Krause. | © Oliver Krato

Egoistischer geht es doch gar nicht mehr, als anderen vorzuwerfen, dass sie gute Manieren haben. Liebe Kollegin, denken Sie doch auch mal an andere! Und werten Sie eine nette Geste wie das Türaufhalten nicht ab, denn es steckt nicht nur eine gute Absicht dahinter, nein, Männer, die klassische Gentleman-Gesten beherzigen, sind wichtig für den Fortbestand der Menschheit!

Oder haben Sie einen Vorschlag, wie der Mann sein Interesse zeigen soll, wenn er nicht mit netten Gesten auf sich aufmerksam machen darf? Soll er vielleicht in seinem Auto sitzen und im Vorbeifahren hupen? Oder auf der Straße lässig hinter der Frau herpfeifen? Oder gar coole Sprüche von sich geben, die mit „Hey, Puppe" oder ähnlichem anfangen? Nein, das soll er garantiert nicht. Denn das wäre das Gegenteil von gutem Benehmen.

Und wie soll es nach der Kontaktaufnahme weitergehen? Soll der Mann rücksichtslos am Tisch hocken und seine Verabredung möglichst stark ignorieren, damit sie sich ja nicht bevormundet fühlt?

Mit mir ist das nicht zu haben. Denn: Ein Gentleman zu sein und im Alltag Menschen mit Respekt und Höflichkeit zu begegnen ist keine Entweder-Oder-Frage. Es ist viel eher eine Kombination, die zwingend zusammengehört. Denn nur wenn ich Menschen generell mit Respekt und Höflichkeit behandle, kann die Empathie in mir so wachsen, das ich merke, wann welche Handlung angebracht ist. Womit wir endgültig bei meiner Ausgangsthese angekommen sind: Gentleman-Gesten sind wichtig für den Fortbestand der Menschheit. Denn Empathie ist es schließlich, die dafür sorgt, dass Mann und Frau zusammenfinden und sich ineinander verlieben können. Doch Empathie ist leider keine Einbahnstraße, weshalb auch die Frau so empathisch sein sollte zu erkennen, dass eine aufgehaltene Tür eine liebgemeinte Geste und keine Herabwürdigung darstellt!