Bielefelder Berater gibt Männern über 50 wichtige Tipps in der Midlife Crisis

Bielefeld. Hagen T. hat so einiges erlebt und gewuppt in seinem Leben: Jobs mit großer Verantwortung, ein Vierteljahrhundert Ehe inklusive Scheidung, drei erwachsene Kinder. Jetzt geht er stramm auf die Sechzig zu – und kommt irgendwie so gar nicht mehr klar. Chaos scheint seinen Alltag zu überlagern und Kleinigkeiten werden zu Herausforderungen. Hagen (Name geändert) braucht Hilfe, sagt er. Offenbar gut über sich selbst informiert, zählt er seine fünf zentralen Probleme auf. &bdquo;Ein sehr angespanntes Verhältnis zu meinem Sohn, eine schwierige Kommunikation mit allen drei Kindern, ich fühle mich nur noch als ihr Dienstleister, sie nehmen meine Ratschläge nicht ernst und offenbar arbeitet meine Ex-Frau noch immer gegen mich.“ &bdquo;Man-O-Mann“ möchte man meinen – und genau an die Männerberatung hat er sich gewendet. Typische Männerprobleme ab 50 durch Sozialisation geprägt &bdquo;Herr Süfke, gibt es diese fünf typischen Männerprobleme ab 50? Und was könnten die Lösungen dafür sein?“ So schnell diese Fragen in dem Beratungsraum der Teutoburger Straße auch ausgesprochen sind, so schnell dreht sich das Gespräch. &bdquo;Ich kenne die Person ja nicht, deren fünf Probleme Sie mir vorgetragen haben“, sagt Männerberater Björn Süfke und steht verständlicherweise für eine Ferndiagnose nur bedingt zur Verfügung. Er erkenne hier allerdings wiederkehrende typische Ursachen für Orientierungslosigkeit und Hilflosigkeit. Es kommt, was kommen muss, und Süfke kommt mit dem klassischen Thema &bdquo;Männer und Gefühle“ um die Ecke. Allerdings wäre der 53-Jährige nicht professioneller Männerberater, würde er es nicht schaffen, dieses gefühlt abgelutschte Thema mit klaren Fakten aufzubohren. Lesen Sie dazu auch: Wenn Väter ihre Kinder schlagen: Bielefelder Experten bieten Anti-Gewalt-Training Das Aufbohren beginnt niedrigschwellig. &bdquo;Wir Männer, die heute in den 50ern sind, wuchsen mit einem klaren Männerbild auf. Gefühle wurden eher abtrainiert, frei nach dem Motto ’Indianer kennen schließlich keinen Schmerz’“, sagt er und weist darauf hin, dass die Helden der Kindheit durchweg Gewalttäter waren. Ob Colt Seavers oder Superman – sie waren zugegeben für die gute Sache unterwegs, aber doch als Haudrauf-Helden im Einsatz. Eine klare Prägung oder wie die Experten sagen: die Sozialisation. Zugang zu fünf Gefühlen statt nur einmal zu Ärger Ok, Herr Süfke – aber wie könnten Sie nun mit Hagen T. verfahren? Sein Ansatz: Gefühle wieder erkennen, fördern, um diese zuzulassen. &bdquo;Denn der Sinn der Gefühle ist, Orientierung zu geben“, sagt er und zählt die gesuchten Gefühle auf: Angst, Scham, Schuld, Trauer und Ärger. &bdquo;Viele Männer, die zu uns kommen, sind ärgerlich. Ärgerlich über die Kinder, die Frau. Ärger ist bei vielen Männern das einzige Gefühl, das geblieben ist. Oder anders formuliert – das einzige Gefühl, das Männer noch zulassen dürfen.“ Darum wäre der zentrale Beratungsansatz mit Hagen, den Zugang zu diesen fünf Gefühlen freizulegen, um eben die fünf Probleme des Hagen T. lösen zu können. Welchen dicken Bohrer braucht es also, um daran zu kommen? &bdquo;Angst ist für uns eine zentrale Information, Scham und Schuld geben mir den Hinweis, etwas falsch gemacht zu haben und Trauer weist mich darauf hin, dass etwas Wichtiges fehlt“, sagt der Berater und schlägt vor, speziell im Fall Hagen zum Beispiel mit dem grenzüberschreitenden Sohn das Gespräch zu suchen, um &bdquo;vielleicht eine eigene Schuld einräumen und eine Lösung für den Umgang zu suchen. Und auch mal Trauer zuzulassen.“ Männer sollen bei der Bielefelder Beratung Empathie lernen Das klingt zunächst sehr kompliziert. Und Björn Süfke räumt ein, dass dieser Prozess - nach über 50 Lebensjahren – nicht in fünf Stunden erfolgreich abgeschlossen werden kann. &bdquo;Das ist unsere Aufgabe. Eben mit Männern zu arbeiten, die zum Teil sehr ärgerlich, sehr offensiv und in ihrem klassischen Rollenbild in die Beratung kommen“, sagt er und macht auch kein Geheimnis daraus, dass das auch für den Berater manchmal purer Stress ist. Lesen Sie auch: Männer-Schutzhaus Bielefeld überbelegt: 30 Betroffene fanden hier eine sichere Zuflucht Da helfe eigene Empathie. Auch wenn die manchmal auf der Gegenseite, der zu beratenden Seite, fehle. So merke man nach sechs bis sieben Sitzungen, dass der Hilfesuchende gar nicht schlimm sei, wie zunächst angenommen. Was ist denn abschließend eigentlich dieses &bdquo;Empathie“? Die zentrale Aufgabe bei Man-O-Mann sei tatsächlich, Männer zur Empathie zu befähigen: &bdquo;Ich kann nicht empathisch sein, wenn ich nicht über die eigenen Gefühle im Bilde bin“, sagt Björn Süfke. Frei nach dem Motto: &bdquo;Jetzt kann ich manchmal nicht mehr nicht fühlen!“ Klingt für Hagen T. kompliziert? Ist es auch.

Meistgelesen