In vielen Orten in der Region werden am Osterwochenende wieder große und kleine Feuer brennen. Unter anderem sollen sie auch den Winter verabschieden. Doch ist dieser Brauch angesichts der Feinstaubdebatte zum Beispiel noch zeitgemäß? Unsere Autorinnen streiten darüber
Erst knistert es leise. Dann, mit einem lauten Wusch, lodern die Flammen empor, erhellen romantisch den Abendhimmel. Die Umstehenden wärmen sich am Feuer auf, genießen die Geselligkeit. Währenddessen verbrennen im Inneren des großen Reisig- und Holzhaufens Tiere qualvoll. Hasen und Igel, die dort eigentlich Schutz vor Feinden und der Kälte gesucht haben. Mäuse, die nicht mehr rechtzeitig flüchten können. Insekten, denen sehr schnell sehr heiß unter den Flügeln wird. Osterfeuer sind eine tödliche Gefahr für kleine Wildtiere!
Und sie sind für uns Menschen ein kurzweiliges Vergnügen, das aber langfristige Folgen hat, nicht nur für die Tiere. Jährlich sorgen die vielen Osterfeuer dafür, dass die Feinstaubgrenzwerte überschritten werden. Dieses Brauchtum verschmutzt unsere Umwelt. Es ist doch schizophren: Wir beschweren uns lautstark über uns auferlegte Durchfahrtsverbote und machen uns Gedanken über Messstationen wie die am Bielefelder Jahnplatz, die die Feinstaubbelastung in den Innenstädten erfassen – gleichzeitig blasen wir gedankenlos mit scheinbar unantastbaren Traditionen innerhalb kürzester Zeit drei- bis fünfmal mehr Feinstaub in die Luft als sonst – und nehmen Umweltverschmutzung billigend in Kauf. Hauptsache wir sind Feuer und Flamme und können wie unsere Vorfahren um den lodernden Haufen herumtanzen. Da brennt nicht nur das Holz, sondern auch der Schnaps in der Kehle beim grenzenlosen Besäufnis im Schein der Flammen.
Die Lösung: weniger, aber dafür streng kontrollierte Osterfeuer. Dann werden auch nicht heimlich der Verpackungsmüll und die alten Autoreifen des Nachbarn mit verbrannt. Und die Reisighaufen müssen vor dem Anzünden umgeschichtet werden, damit Tiere eine Chance auf Flucht haben. Das Ergebnis: Saubere Luft, lebende Tiere und weniger stinkende Rauchzeichen, die ein Lüften an Ostern fast unmöglich machen,