Fünf Gründe, den ESC zu gucken – die Redaktion gibt Tipps
Der Eurovision Song Contest findet in diesem Jahr zum 68. Mal statt. Gastgeber vom 7. bis zum 11. Mai ist Malmö. Für Deutschland tritt Isaak Guderian aus Espelkamp an.
Schon seit 1956 wird der Eurovision Song Contest jährlich von der Europäischen Rundfunkunion veranstaltet. In diesem Jahr jährt sich der Auftritt von Abba zum 50. Mal und der deutsche Teilnehmer kommt aus OWL. Wem das noch nicht genug Gründe sind, am 11. Mai das Finale einzuschalten, für den sind hier noch ein paar weitere:
Die Musik ist oft nicht so meins. Meistens schalte ich erst zur Punktevergabe ein und frage mich dann: Wie kann es sein, dass dieser Song zwölf Punkte bekommt? Viel spannender finde ich die Show an sich. Jedes Land präsentiert den ESC auf seine ganz eigene Weise und ich bin immer wieder fasziniert, mit was für einer Leichtigkeit die Moderatoren durch den Abend führen. Unvergessen das Show-Opening aus dem Jahr 2015, als Conchita Wurst über den Köpfen des ESC-Publikums schwebte. Und dann ist da noch Barbara Schöneberger – unsere deutsche ESC-Ikone, die spät am Abend noch einmal für richtig gute Laune sorgt.
Ich muss ehrlich gesagt sagen, dass mich die Musik in der Regel gar nicht so heftig tangiert. Dafür aber das ganze Drumherum, das finde ich total spannend: Das betrifft das Showprogramm, wie die Gruppen gekleidet sind, was die neueste Mode ist, wie unterschiedlich die Länder so daherkommen und ob da irgendwelche Trends erkennbar sind, sowohl musikalisch wie auch zeitgeistmäßig. Dabei bin ich seit Abbas Song „Waterloo“ 1974. Die verehre ich bis heute und von denen habe ich alle Labels, die man so bekommen konnte und kann.
Zum ESC habe ich eine On-off-Beziehung. In meiner Kindheit gehörte er einfach dazu. Abbas „Waterloo“ (1974) ist unvergessen, ebenso „Dschinghis Khan“ (1979) mit dem gleichnamigen, fragwürdigen Song. Die deutsche Gruppe setzte Maßstäbe für schräge Auftritte und Kostüme. Selbst die Punktevergabe war ein Vergnügen: Das französische „Royaume-Uni, douze points“, Vereinigtes Königreich, zwölf Punkte, rollte beim Aussprechen so schön im Mund. Irgendwann ließ mein Interesse nach. Jahrelang ignorierte ich den ESC. Dann schaltete ich wieder ein. Nicht immer, aber immer öfter. Musikalisch trifft das meiste nicht meinen Nerv, aber egal. Auf das Gesamtpaket kommt es an. Was zählt, ist die wilde Mischung, das Wechselbad der Gefühle. Jeder ESC hat öde Momente und erhabene. Die pompöse Nummer kann ebenso Gänsehaut auslösen wie das intime Solo. Manche Auftritte sind so gaga, dass sie schmerzen. Aber bunt und unterhaltsam ist es immer. Mein Tipp: Bloß nicht vorher schauen, was die Länder am Start haben. Anschalten und überraschen lassen. Am besten mit Freunden.
So viele Länder und so eine tolle Stimmung – den ESC habe ich schon immer gerne geguckt. Auch heute noch ist er für mich Nostalgie pur, auch wenn ich ihn nicht mehr im Bademantel gucke und es auch nicht einer der wenigen Abende ist, wo Chips erlaubt sind. Es gibt heute nur noch wenige feste Fernsehtermine, über die sowohl vor der Ausstrahlung als auch danach gesprochen wird, das erzeugt auch abseits des Bildschirms ein tolles Zusammengehörigkeitsgefühl. Wenn es dann noch Songs in die Playlist schaffen und so immer wieder gute Laune hervorrufen, ist der Abend perfekt. Auf meiner Playlist ist zum Beispiel noch „Think About Things“ vom isländischen Sänger Daði Freyr. Er und seine Band Gagnamagnið sollten damit 2020 Island beim Eurovision Song Contest in Rotterdam vertreten; der wurde ja damals aber leider pandemiebedingt abgesagt.
Gerade in Zeiten internationaler Konflikte tut es gut, zu sehen, dass man über Grenzen hinweg nicht nur schießen, sondern auch quietschbunte Partys feiern kann. Aber auch ganz ab davon, ist der ESC seit Jahren ein Garant für eine Hochglanz-Show, über die man sich noch Tage später im Büro, unter Freunden oder im Café unterhält – und natürlich auch darüber, dass viele der Songs, Performances und vor allem auch die Kostüme mal wieder entweder knallhart am guten Geschmack vorbeigingen oder aus voller Überzeugung haarsträubend schlecht waren. Und wenn es dann am Ende wieder „Allemagne, zeropoints“ heißt und sich am nächsten Tag die Klatschblätter und die üblichen Verdächtigen in Talkshows oder über ihre Social-Media-Kanäle über das Versagen der deutschen Bands das Maul zerreißen, hat sich das Einschalten auf jeden Fall wieder gelohnt. Doch bei allem Geunke: Einige der Songs sind auch bärenstark, weshalb man sich nach der Sendung auch ganz gepflegt über die Musik des ESC unterhalten kann – oder auch über Ohrwürmer, die auf wundersame Weise oft sogar noch Jahre später noch im Kopf geblieben sind, wie bei mir der Song „Tout l’Uinvers“, mit dem die Schweiz 2021 Platz drei belegt hat.