Paderborns Citymanager: „Kultur kann den Innenstädten helfen“

Bielefeld. Paderborns Innenstadt liegt Heiko Appelbaum am Herzen. Wenig verwunderlich natürlich für den Citymananager. Aber auch für die Kultur hat er ein Herz. Denn Appelbaum ist überzeugt, &bdquo;dass die Kultur eine zunehmend wichtige Rolle dabei spielt, Innenstädte für die Zukunft attraktiver aufzustellen“, wie er es im neunten Holzhausgespräch über die Lage der Kultur in OWL ausdrückt. Alle Innenstädte unterlägen derzeit einem massiven Wandel, betont Appelbaum und fügt an: &bdquo;Der Einzelhandel allein reicht im Zusammenspiel mit der Gastronomie und Dienstleistungsangeboten nicht mehr aus, um die Menschen in die Innenstädte zu locken." Die Stadt als Erlebnisraum sei stattdessen gefragt, nicht mehr allein die Einkaufsstadt. Und in diesem Zusammenhang spiele die Kultur eine doppelte Rolle. Zum einen sei es wichtig, die vorhandene Kulturszene und die Kulturorte wie Theater, Museen, Galerien, Kunstwerke im öffentlichen Raum direkt mit einzubeziehen ins Citymanagement, &bdquo;um mit ihnen als Besuchermagneten stärker zu wuchern“. Anderseits gelte es neue temporäre Kulturbeiträge in die Innenstädte zu bringen und damit für zusätzliche Strahlkraft zu sorgen. &bdquo;Kultur in ihrer ganzen Vielfalt und Vielschichtigkeit kann so zu einem wichtigen Helfer der Innenstadt-Entwicklung werden“, fasst der 49-Jährige zusammen. &bdquo;Wer an der Kultur spart, spart an der Citybelebung“ In Paderborn hätten sie zum Beispiel ein Kulturtaxi etabliert, das Bands eine mobile Bühne in der City biete. &bdquo;So können wir für kulturelle Belebung an verschiedenen Stellen in der Innenstadt sorgen.“ Und auch mit den &bdquo;Wandelkonzerten“ bei der &bdquo;Langen Nacht der Kirchen“ hätten sie eine deutlich höhere Besucherfrequenz am Abend in der City erzielen können. &bdquo;Genau solche Angebote wollen wir noch viel stärker ausbauen, um die City noch mehr zum Erlebnisraum zu machen.“ Dazu sei ihm alles, &bdquo;was Leben in die Stadt bringt, insbesondere aus dem Bereich der Kultur sehr willkommen“, sagt Appelbaum, der seit vier Jahren als Citymanager in Paderborn aktiv ist. Andersherum betrachte er es auch als aktive Kulturförderung, dass das Citymanagement wiederum Kulturschaffenden bezahlte Auftritte vermitteln könne. Appelbaum: &bdquo;Eine klassische Win-win-Situation für beide Seiten.“ Aus diesem Grund hat er auch einen Appell an die Politikerinnen und Politiker der Paderstadt mit ins Holzhaus gebracht: &bdquo;In Paderborn ist der städtische Haushalt – wie in vielen anderen Kommunen auch – unter Druck geraten, sodass Kürzungen drohen. Ich möchte daher an die Verantwortlichen in unserer Stadt plädieren, die städtische Kulturförderung nicht herunterzufahren, denn wir brauchen eine vielfältige und lebendige Kulturszene eben auch zur Belebung unserer Innenstadt.“ Wer an der Kultur spare, spare in letzter Konsequenz an der Entwicklung und Belebung der City, &bdquo;denn die Kultur ist ein wichtiger Katalysator für die Entwicklung derselbigen“, ist sich Appelbaum sicher. Das sollten alle bedenken, die über den städtischen Haushalt beraten und beschließen werden, fügt er an. Gegen temporäre Kunstaktionen im Leerstand Auch in Kooperationen mit anderen Kommunen und deren Kulturinstitutionen sieht Appelbaum gute Möglichkeiten, gemeinsam etwas für die jeweiligen Städte zu tun. &bdquo;Wir sollten viel stärker OWL übergreifend denken und weniger in Konkurrenz zueinander verharren“, appelliert er. Er sei sich sicher, dass Kooperationen die Kommunen viel eher voranbringen werden beim Aufbruch in die Zukunft als Konkurrenzdenken. Kein großer Freund ist Appelbaum von temporärer Leerstandsbespielung durch Künstlerinnen und Künstler, &bdquo;weil das beiden Seiten nicht gerecht wird“. Passanten gingen oft einfach vorbei, nähmen die Orte nicht als Kunstorte wahr, was frustrierend für die Kunstakteure sei. &bdquo;Andererseits empfinde ich es als eine Art Missbrauch der Künstler zu Dekozwecken, sie und ihre Kunst nur zu präsentieren, um Leerstände zu kaschieren.“ Und letztendlich hätten solche Aktionen überhaupt keinen nachhaltigen Effekt. Daher versuche er es lieber, Galerien dauerhaft in die City zu locken. Eine Zuhörerin des Holzhausgesprächs macht den Citymanager darauf aufmerksam, dass es auch wichtig sei, in den Kommunen &bdquo;konsumfreie Räume“ zu schaffen, &bdquo;in denen Menschen sich aufhalten können, ohne dass sie immer gleich Geld ausgeben müssen“. &bdquo;Das ist in der Tat ein wichtiges Thema, das wir in den politischen Raum tragen müssen. Noch sind wir da aber am Anfang in Paderborn“, räumt der Citymanager ein, wendet sich schließlich der Kulturszene in OWL als Ganzes zu. &bdquo;Die nehme ich als sehr lebendig und vielfältig war, habe aber den Eindruck, dass wir sie nicht offensiv genug verkaufen, sodass sie oft unter dem Radar bleibt. Wir können in OWL insgesamt ruhig ein wenig stolzer auf uns und die Kultur hier sein und das auch öffentlich zum Ausdruck bringen.“ Einen Wunsch hat Appelbaum zum Schluss des Gesprächs noch: &bdquo;Es wäre schön, wenn mal wieder weniger Krise wäre im Land und allgemein mehr Ruhe und eine weniger nervöse Stimmung herrschen würde.“

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