Kultur

Digital stöbern im Werk von Jörg Drews

Eine neue Website lädt dazu ein, die Texte des Bielefelder Literaturwissenschaftlers, Autors und Rezensenten zu entdecken.

Literaturwissenschaftler Jörg Drews im Bielefelder Kunsthallenpark im Jahr 2002. | © Veit Mette

Stefan Brams
03.02.2021 | 03.02.2021, 13:29

Bielefeld. Wer sich in diesen Tagen des Lockdowns nach neuem Lesefutter sehnt und wer vorm Lesen digitaler Texte nicht zurückschreckt, dem sei die von Christiane Heuwinkel und Christian Ring verantwortete Website https://joerg-drews.de empfohlen.

Diese hervorragend gestaltete und aufbereitete Seite erinnert an den Autor, Feuilletonisten, Rezensenten, Literaturvermittler, Mitbegründer des Bielefelder Colloqiums Neue Poesie und langjährigen Professor für Literaturwissenschaft an der Universität Bielefeld, Jörg Drews (1938– 2009). Eine Seite, die zum Stöbern, Lesen und Recherchieren ermuntert. Eine Seite, die vor allem eins leistet: Sie stellt uns eine Fülle von Texten des Arno-Schmidt-Kenners zur Verfügung, sodass interessierte Leser über Stunden abtauchen und bereichert wieder auftauchen können.

 Anschaulich geschriebene Texte

Es lohnt sich, denn der Hochschullehrer hatte eine herausragende Eigenschaft – er konnte sehr anschaulich schreiben und verstieg sich nicht in schwurbelnde Texthöhen wie so manch anderer Wissenschaftler. Empfohlen seien zum Beispiel seine „Kreuz- und Querzüge durch meine Bibliothek". Ein Fundus.

Über ihre Motivation zu dieser Erinnerungsseite schreibt Heuwinkel: „Die Idee, eine Webseite für Jörg Drews aufzubauen, entstand im Bewusstsein, wie sehr unser Rechercheverhalten inzwischen vom Internet bestimmt ist." Drews veröffentlichte neben seinen „Stammhäusern" Süddeutsche und Badische Zeitung, den Zeitschriften Merkur, Protokolle und manuskripte gern auch in kleineren, entlegeneren Publikationen. „Die Sorge war, dass er so trotz seiner umfangreichen Publikationstätigkeit und immer noch aktuellen Themen und Autoren:innen langsam aus dem Fokus der Wahrnehmung geraten könnte."

Mehr als 130 Texte

Diese Sorge dürfte durch das neue Onlineangebot abgeschwächt worden sein, sind doch mehr als 130 Kritiken und Aufsätze nun digital verfügbar. „Das ist erstmal nur eine Spitze des Eisbergs", schreibt Heuwinkel und verweist auf noch viel mehr vorhandenes Material, das folgen könnte.

Wer die Seite aufruft, stößt auf die Oberrubriken „Sichtung & Klarheit. Rezensionen", „Das zynische Wörterbuch", „Bielefelder Colloquium Neue Poesie", „Leben im Werk. Biographisches", „Dichter beschimpfen Dichter" und „Leben im Karton. Foto und Film". Sie machen die Orientierung auf der Startseite einfach.

Schmunzeln geht auch

Und wer gezielt nach Drews’ Positionierung zu einzelnen Autorinnen und Autoren sucht, der findet deren Namen alphabetisch angeordnet von Achternbusch bis Wühr ebenfalls gleich ganz vorne. Ein Schlagwortverzeichnis und die Suchfunktion machen den schicken Auftritt perfekt, der einlädt, sich durch die Textwelten treiben zu lassen. Auch reichlich Bildmaterial ist zu entdecken.

Schmunzeln mit Jörg Drews geht auch. Heuwinkel hat eine Auswahl an Einträgen aus Drews’ „Dichter beschimpfen Dichter" und „Das zynische Wörterbuch" zur Verfügung gestellt. Schon allein diese sind einen Ausflug auf die Website wert. Über das Lesen heißt es im „Zynischen Wörterbuch" aus dem Mund von Georg Christoph Lichtenberg übrigens: „Es gibt wirklich sehr viele Menschen, die bloß lesen, damit sie nicht denken brauchen." Auf dieser Website ist das anders. Versprochen.

Zur Website geht es unter:https://joerg-drews.de