Bielefeld. Trotz diverser Initiativen der Kreise, Menschen in OWL für Mobilität ohne Auto zu begeistern, steigt die Zahl der Fahrzeuge in der Region seit Jahren. Während es 2010 rund 1,279 Millionen Fahrzeuge in OWL gab, ist diese Zahl 2015 laut IT NRW auf mehr als 1,37 Millionen gestiegen. Allein bei den Lastwagen lag der Zuwachs bei mehr als 7.000 (von 58.200 im Jahr 2010 auf 65.600 im Jahr 2015.) Dabei stehen Gebrauchtwagen besonders hoch im Kurs.
Die Fahrzeugdichte von 676 Fahrzeugen je 1.000 Einwohner liegt in OWL deutlich über dem Landesdurchschnitt von 633. In den Kreisen Minden-Lübbecke und Höxter erreicht sie sogar 727 beziehungsweise 726 Autos. Warum können Menschen in OWL nicht auf das Auto verzichten, wie umweltfreundlich sind Elektroautos und wie oft mussten die Gelben Engel von ADAC im vergangenen Jahr den Autofahrern in OWL helfen?
Unterschiede in den Kreisen
Mit 250.340 angemeldeten Fahrzeugen weist der Kreis Gütersloh aktuell den höchsten Wert OWL-weit aus. „Die hohe Fahrzeugdichte in unserem Kreis ist unter anderem durch die starke Versiedlung zu erklären", sagt Kreispressesprecher Jan Focken. Darüber hinaus seien viele Menschen im Kreis auf ein Auto angewiesen, zum Beispiel, um den Weg zur Arbeit oder zur Berufsschule zurückzulegen. „Auch die Zahl der Jugendlichen, die am begleiteten Fahren ab 17 teilnehmen, ist überdurchschnittlich hoch," berichtet Focken. Die Tatsache, dass die Fahrzeugdichte im Verhältnis zur Bevölkerungszahl relativ hoch ist, spreche wiederum dafür, dass es viele Haushalte gibt, die mehr als ein Auto besitzen – ein Beweis dafür, dass es vielen Menschen im wirtschaftlich starken Kreis Gütersloh finanziell gut geht.
Auch der Kreis Minden-Lübbecke hat mit 224.856 angemeldeten Fahrzeugen einen sehr hohen Kfz-Bestand. Der mögliche Grund dafür sei die geografische Beschaffenheit des Kreises als überwiegend ländlicher Raum mit großen Entfernungen, sagt Pressesprecherin Mirjana Lenz. Momentan seien im Kreis Minden-Lübbecke SUVs besonders angesagt. „Vor dem Hintergrund der aktuellen Spritpreise besteht kein Trend zu kleineren, sparsameren Wagen", sagt Lenz.
Benzin, Diesel oder Gas
Der Statistik von IT NRW kann man entnehmen, dass rund 68 Prozent aller Autos, die aktuell in OWL angemeldet sind, Benzin verbrennen. Das sind mehr als 784.500 Fahrzeuge. Die Zahl der Pkw mit Dieselmotoren ist hingegen mit 350.507 nicht mal halb so hoch. Knapp 20.000 Fahrzeuge in der Region werden mit Gas getankt. „Die VW-Dieselgate-Geschichte hat sich bis jetzt in der Statistik nicht abgezeichnet", sagt Ralf Collatz, Pressesprecher von ADAC in OWL. „Doch aufgrund der Tatsache, dass die Abgasreinigung bei Dieselmotoren immer aufwendiger wird, sollen Dieselautos in den kommenden Jahren auf dem Markt teurer werden." Die Verbreitung von Hybrid- und Elektroautos sei wiederum durch hohe Neuwagenpreise sowie schlechte Ladeinfrastruktur erschwert, so der ADAC-Experte. Darüber hinaus fehlt den Elektromobilen bis heute ein einheitliches Bezahlsystem, mit dem die Autobesitzer ihre Stromrechnung an der Tanksäule begleichen könnten.
Elektroautos
Anfang 2015 waren in OWL nach Angaben vom Kraftfahrt-Bundesamt 343 Elektromobile und 1.845 Hybridfahrzeuge angemeldet. Das sind mehr als doppelt so viele E-Autos als im Jahr davor. (+ 56 Prozent). Die meisten Elektromobile waren zu dieser Zeit in Bielefeld angemeldet (71); die wenigsten in Höxter (18). Zum Vergleich: Deutschlandweit waren im Januar 2015 knapp 19.000 E-Autos zugelassen. Umgerechnet sind das zwar lediglich 0,04 Prozent aller deutschen Pkw. Doch im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil an Elektrofahrzeugen in Deutschland um 56 Prozent gestiegen. Übrigens: Wie aktuelle Forschungen zeigen, sind Elektroautos weniger umweltfreundlich als bisher angenommen. Laut einer Studie des Heidelberger Umwelt- und Prognose-Instituts verursachen diese Fahrzeuge unterm Strich ungefähr gleich hohe CO2-Emissionen wie normale Benzin- oder Diesel-Pkw. Denn der Fahrstrom für Elektrofahrzeuge wird immer noch durch herkömmliche Kraftwerke produziert.
Pannen in OWL
Wie ADAC Ostwestfalen-Lippe auf Anfrage mitteilt, mussten die Gelben Engel im vergangenen Jahr 72.892 Mal bei den Straßenpannen in OWL einspringen. „Obwohl wir 2015 weder einen extrem heißen Sommer noch einen extrem kalten Winter hatten, ist es eine Steigerung gegenüber 2014 mit 70.071 Pannen", berichtet Pressesprecher Ralf Collatz. In der kalten Jahreszeit seien Probleme mit der Batterie besonders häufig. Im Sommer wiederum bereiten die Kompressen, die Schläuche sowie die Kühlanlage Schwierigkeiten. „Moderne Autos haben viel mehr Elektronik an Bord als noch vor ein paar Jahren", sagt Collatz. „Das ist einer der Gründe, warum die Batterie heute statistisch gesehen bereits nach drei bis vier Jahren verschleißt." Früher lag die durchschnittliche Lebensdauer der Batterie nach Angaben des ADAC bei rund acht Jahren. Obwohl dem ADAC Ostwestfalen-Lippe bis jetzt keine Meldungen über Pannen bei E-Autos in der Region vorliegen, seien die Straßenwachtfahrer auf den Fall der Fälle vorbereitet. „Unsere Hochvolttechniker haben alle notwendigen Qualifikationen", betont Collatz.