Immer mehr Menschen beziehen Sozialhilfe

Ob Arbeitslosigkeit, eine dauerhafte Krankheit oder finanzielle Schwierigkeiten im Alter – in vielen Lebenssituationen sind Menschen, die vorübergehend ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenen Kräften bezahlen können, auf Zuschüsse aus der Staatskasse angewiesen.In OWL ist die Anzahl der Empfänger von sogenannten Mindestsicherungsleistungen 2014 im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen und lag bei 9,1 Prozent. Den mit Abstand größten Zuwachs (46,7 Prozent) gab es dabei in der Gruppe der Menschen, die Regelleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beziehen.Vor welche Herausforderungen stellt die aktuelle Entwicklung die Sozialhilfeträger in der Region, warum sind immer mehr Rentner von der Altersarmut bedroht und wie viel Geld wurde in OWL im vergangenen Jahr für unterschiedliche Arten der Sozialhilfe ausgegeben. Altersarmut Die Leistung zur Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung soll dazu dienen, um die sogenannte verschämte Armut im Alter zu bekämpfen. 25.849 Menschen in OWL waren 2014 auf diese Leistung angewiesen. Das ist um 4,2 Prozent mehr als im Jahr davor, so IT NRW. &bdquo;Die Zahl der Rentner, die von Altersarmut bedroht sind, steigt auch in Bielefeld“, sagt Andrea Dammann vom Sozialamt.Doch mit 3,7 Prozent liege der Zuwachs hier noch unter dem Landesniveau von fünf Prozent.Meike Delang ist Pressesprecherin im Kreis Lippe. Nach ihren Einschätzungen wird es künftig aufgrund des demografischen Wandels immer mehr Empfänger der Leistung zur Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung geben. &bdquo;Es gibt schlicht und ergreifend eine wachsende Zahl an Senioren“, so Delang. Hinzu käme, dass Frauen älter werden als Männer – und wenn die Rente des verstorbenen Ehemanns wegfällt, müssen sie häufig auf die Grundsicherung zurückgreifen.Außerdem geht gerade jetzt die Generation in Rente, in der die Frauen noch für die Kindererziehung zu Hause blieben und keiner Erwerbstätigkeit nachgingen. &bdquo;Gerade diese Frauen sind oft auf Grundsicherung angewiesen, weil ihnen Zeiten der Erwerbstätigkeit für eine ausreichende Rente fehlen“, sagt Delang.Ausgaben steigen Die Nettoausgaben aller OWL-Kommunen für die Leistungen der Sozialhilfe lagen 2014 bei knapp 239 Millionen Euro. Das ist um 7,7 Prozent mehr als im Jahr davor. Landesweit gaben die Träger netto rund 6,9 Milliarden Euro für Sozialhilfe aus, so IT NRW. Günter Garbrecht ist Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales im NRW-Landtag. &bdquo;Der größte Ausgabenblock bei den Kreisen und kreisfreien Städten und beim überörtlichen Sozialhilfeträger Landschaftsverband Westfalen-Lippe war die Eingliederungshilfe für Behinderte“, sagt er. Die Finanzierung dieser Hilfeart deckte laut Garbrecht im vergangenen Jahr mit rund 31 Millionen Euro 55,9 aller Nettoausgaben der Träger ab.&bdquo;Die Zahl der Menschen mit Behinderung nimmt nach wie vor deutlich zu“, so der Experte. Nicht nur die absolute Zahl der Menschen mit Behinderung, sondern auch deren Anteil an der Gesamtbevölkerung ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen.“Mehr als 112 Millionen Euro wurden in OWL 2014 für Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung ausgegeben. &bdquo;Zu berücksichtigen ist jedoch, dass diese Kosten ab 2014 zu 100 Prozent vom Bund übernommen werden“, betont Garbrecht. 2013 lag die Beteiligung des Bundes in diesem Bereich bei 75 Prozent.Für Erwerbsunfähige In Bielefeld und allen OWL-Kreisen außer Lippe gab es 2014 wesentlich mehr Empfänger der Hilfe zum Lebensunterhalt außerhalb von Einrichtungen als im Jahr davor. Die Erklärung gibt Judith Schmitz, Leiterin der Abteilung Soziales beim Kreis Gütersloh. Nach einer Entscheidung des Sozialgerichts wurden alle Hartz-IV-Empfänger, die einen Rentenantrag gestellt haben, in die Kategorie &bdquo;Hilfe zum Lebensunterhalt“ umgeleitet. Doch Ende 2014 wurde diese Entscheidung revidiert, so dass betroffene Menschen künftig wieder die Hartz-IV-Leistungen, und nicht die Hilfe zum Lebensunterhalt beziehen werden.Asylbewerber 9.286 Menschen in OWL bezogen 2014 Regelleistungen nach dem Asylbewerbergesetz. Damit hat sich diese Zahl im Vergleich zu 2013 nach Angaben von IT NRW nahezu verdoppelt. &bdquo;In 2015 werden wir mit einer wesentlich höheren Steigerungsrate zu tun haben“, betont Landtagsabgeordneter Günter Garbrecht.Für die Träger der Sozialhilfe bedeutet diese Entwicklung unter anderem eine steigende finanzielle Belastung. &bdquo;Neben der Zahlensteigerung haben sich auch die Leistungen des Landes und des Bundes vervielfacht“, so Garbrecht. Andrea Dammann leitet die Abteilung für wirtschaftliche Hilfen im Bielefelder Sozialamt. &bdquo;Die Versorgung der geflüchteten Menschen stellt für die Stadt Bielefeld – wie auch für alle anderen Kommunen – eine große Herausforderung dar“, sagt sie. &bdquo;Die vom Bund zugesagte finanzielle Entlastung der Kommunen ist zu begrüßen, wird aber nicht ausreichen, um den zusätzlichen finanziellen Aufwand zu decken“.

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