Paderborn. An dieser Stelle ist aus gegebenem Anlass auch mehrfach über Paderborner Ereignisse des geschichtsträchtigen Jahres 1968 berichtet worden. In Erinnerung geblieben ist auch abseits der Politik die filmreife Flucht dreier Gangster, die am 12. Juli 1968 die Polizei und die Bevölkerung in Atem hielt.
Die drei als "langmähnig" beschriebenen Männer hatten an diesem Freitagnachmittag eine Tankstelle in Horn-Bad Meinberg überfallen und waren auf der Bundesstraße 1 mit ihrem gestohlenen Mercedes 230 SL (150 PS) den damals untermotorisierten Streifenwagen der Marke Volkswagen entkommen. In Marienloh errichtete die Polizei eine Straßensperre. Die wurde in Hollywood-Manier durchbrochen. Ein Polizeibeamter feuerte noch drei Schüsse ab, traf dabei den Kofferraum und die Stoßstange.
Sprung in den Straßengraben
Die Räuber bogen dann von der B1 nach rechts in Richtung Diebesweg ab. Dort war inzwischen eine weitere Straßensperre errichtet worden. Der Sportwagen aber raste mit geschätzten 140 Stundenkilometer auf das Hindernis zu und umfuhr es halsbrecherisch. Ein Polizist konnte nur durch den Sprung in den Straßengraben sein Leben retten. Anschließend verlor sich an der Paderborner Nordstraße die Spur der Räuber.
Später wurde bekannt, dass das Trio in Schloß Neuhaus zunächst noch neue Nummernschilder stahl, den Wagen umrüstete und in aller Seelenruhe in die damalige Bahnhofsgaststätte in Schloß Neuhaus einkehrte. "Trotz der Beatle-Frisuren schöpften die anderen Gäste keinen Verdacht", heißt es im zeitgenössischen NW-Bericht.
Fünf Tage später konnte der Fahrer des Wagens in Wasserburg am Inn nach einer erneuten Verfolgungsjagd festgenommen worden. Es handelte sich um einen 20-Jährigen aus Hamburg. Dieser wurde später wegen versuchten Mordes - als solcher wurde das Durchbrechen der Straßensperren gewertet - zu einer langen Haftstrafe verurteilt.