Paderborn. Am vergangenen Montag ist an dieser Stelle der Ükernbrand thematisiert worden. Wie dem Kolumnisten anschließend mitgeteilt wurde, hat das Unglück des Jahres 1875 eine große Welle der Hilfsbereitschaft hervorgerufen. So gründete sich nur gut einem Monat nach dem Brand, am 18. Oktober 1875, der Vaterländische Frauen-Verein.
Nachdem zunächst Frauen-Vereine aus Höxter und Minden auf dem Ükern mit Geld sowie Kleidung geholfen hatten und die Kaiserin Augusta ebenfalls einen erklecklichen Geldbetrag spendete, fanden auch in Paderborn Frauen aller Konfessionen und Stände zusammen. Der neue Zweigverein des Vaterländischen Frauen-Vereins errichtete bald eine Nähschule und eine "Kleinkinder-Bewahranstalt". Kleidung, Nahrungsmittel sowie Brennstoffe wurden verteilt, Kinderkuren angeboten und eine erste Krankenpflegeausbildung angestoßen.
In den Jahren 1888 und 1889 wurden die Aktivitäten des Frauen-Vereins neu organisiert. Zunächst gründete sich in Westfalen der Provinzialverein vom Roten Kreuz. In Paderborn zählten der Bischof Franz Kaspar Drabe, der Domkapitular und Regens am Priesterseminar Heinrich Schulte sowie der Beigeordnete Heinrich Hesse zu den Motoren der Entwicklung. Nur wenig später machte sich der Paderborner Landrat Walter Jentzsch um die Bildung eines ersten Kreisvereins vom Roten Kreuz verdient.
Mit dem Beigeordneten Hesse hat es noch eine besondere Bewandtnis. Der selbstständige Kaufmann vertrat den Wahlkreis Paderborn-Büren in den Jahren von 1884 bis 1900 im Deutschen Reichstag. Die Wahlergebnisse des Zentrumspolitikers sollen nicht unterschlagen werden. Die 95,59 Prozent, die er bei seiner ersten Wiederwahl im Jahr 1887 erhielt, waren Hesses schlechtestes Ergebnis. Bei seiner letzten Wahl im Juni 1898 konnte er 98,82 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen. Hesse starb 1902 im Alter von 75 Jahren.