Paderborn

Degenhardt über Pfaffen-Lied in Paderborn erzürnt

Musik: Der Band Boppin'B wird vom früheren Erzbischof Blasphemie vorgeworfen

Leser fragen, die NW erklärt. | © NW

06.11.2017 | 06.11.2017, 10:30

Paderborn. Die Rock'n'Roll-Band Boppin'B ist seit dem Jahr 1985 im Geschäft und hat mehr als 5.000 Auftritte absolviert. Die Musiker führen ein Tourtagebuch; Sänger Markus Gleim hat über sein Leben als Profimusiker das Buch "Der Dorfelvis" geschrieben. Auch in Paderborn sind Boppin'B gern gesehene Gäste, spielten auf dem Libori- und Frühlingsfest sowie in der Kulturwerkstatt.

Wer die Aufzeichnungen der Musiker liest, darf für die Stadt Paderborn eine erstaunliche Entwicklung feststellen. Die hat mit dem traditionellen Rausschmeißer der Band zu tun. Das letzte Stück der Zugabe ist stets das "Lied vom Pfaffen", eine Volksweise aus dem 19. Jahrhundert, die nach ihrer Anfangszeile auch als "Es wollt ein Bauer früh aufstehen" bekannt ist. Die katholische Kirche kommt in dem Volkslied wahrlich nicht gut weg.

Und als Boppin'B dieses Stück im Jahr 1991 zu Libori auf dem Franz-Stock-Platz zum Besten gaben, blieb das nicht ohne Reaktion. "Die katholische Kirche in Paderborn war erzürnt über das Lied und über den Text. Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt schrieb einen offenen Brief und prangerte uns der Blasphemie an. Natürlich stellte man uns diesen Brief auch noch persönlich zu", schreibt Gleim in seinem "Dorfelvis" und kann sich auch noch an die Reaktion des Publikums erinnern: "Gerade in Paderborn wurde bei diesem Stück lauter und herzlicher gelacht als in mancher anderen Stadt."

Der Kirchenbann aber konnte die Erfolgsgeschichte der Musikgruppe nicht aufhalten. Im Jahr 2016 drehten sie beim Frühlingsfest vor dem Rathaus die Regler mächtig auf, spielten das Pfaffen-Lied erneut als Zugabe und notierten tags darauf im Tour-Tagebuch: "Bis zum Schreiben dieser Worte ist noch keine Reaktion bei uns eingegangen. Ich denke, mit dem neuen Bischof ist ein klein wenig mehr Leichtigkeit im hier und jetzt eingekehrt".