
Paderborn. Missionieren möchte sie nicht. "Aber ich zeige anderen Menschen schon gerne, wie lecker vegane Gerichte sein können", sagt Carina Chmielinski. Für die NW wird die 24-Jährige, die in ihrer Ernährung komplett auf tierische Produkte verzichtet, in der Serie "Kochen mit und ohne Fleisch" vegetarische und vegane Rezepte vorstellen.
2005 hat Carina Chmielinski aufgehört, Fleisch zu essen. "Mir hat es einfach grundsätzlich nicht mehr geschmeckt", sagt sie. Vor zweieinhalb Jahren hat sie dann damit angefangen, sich mit veganer Ernährung zu beschäftigen - aus ethischen Gründen.
Dass Produkte aus Massentierhaltung nicht infrage kommen, ist nachvollziehbar - aber was ist mit den Menschen, die Hühner im Garten oder Kühe auf der Weide halten und deren Eier und Milch verzehren? "Natürlich kann jeder zu sich nehmen, was er möchte, aber ich habe mich dafür entschieden, keine tierischen Produkte zu essen", sagt sie. "Auch wenn es artgerechte Haltung ist - es gehört einfach den Tieren, die Milch ist für die Kälber, der Honig für die Bienen."
Vitamin B12 fehlt
Was alles zu dieser Entscheidung gehört, wird im Gespräch mit ihr klar. Neben dem Verzicht auf Milchprodukte wie Käse, Joghurt oder Eis achtet Carina Chmielinski bei allen anderen Lebensmitteln darauf, dass sie vegan sind. Essig etwa, klarer Apfelsaft oder Weißwein: "Das wird meist durch Gelantine geklärt."Für "Kochen mit und ohne Fleisch" kocht Carina Chmilinskie vegane und vegetarische Gerichte. Dazu wird der Paderborner Harald Lembke fleisch- und fischhaltige Gerichte servieren.
Sorgen um ihre Gesundheit macht sich die junge Frau, die Englisch und Spanisch an der Universität Paderborn studiert, nicht. "Man kann alles mit anderen Lebensmitteln ausgleichen, Calcium, Eiweiß, Zink - es gibt Tabellen im Internet, wo das genau nachzulesen ist." Eisen sei etwa in allen grünen Lebensmitteln enthalten wie Spinat, Erbsen oder Petersilie. "Wenn man sich ausgewogen ernährt, ist das kein Problem."
Das einzige, was nicht aus pflanzlichen Produkten zu gewinnen ist, sei Vitamin B12. "Manchen Sojamilchsorten ist es aber zugesetzt", sagt Chmielinski. "Ich benutze Zahnpasta mit B12 - das ist noch mal etwas anderes als das Gefühl, Tabletten zu nehmen."
Vegane Bolognese als Alternative
Auch bei Kleidung, Schuhen und Kosmetik achtet sie darauf, dass keinerlei tierische Bestandteile vorhanden sind. "Ich trage zwar noch meinen Ledergürtel auf, kaufe sonst aber nur lederfreie Schuhe und Kosmetika, die nicht an Tieren getestet worden sind."Das Gefühl, auf etwas verzichten zu müssen, hat sie nicht. "Das Verlangen nach Fleisch habe ich schon manchmal", sagt sie. "Aber wenn man ehrlich ist, sind es bei Fleischgerichten meist die Gewürze, die entscheidend sind - das Fleisch pur würde auch nicht besonders schmecken."
Und schließlich gebe es inzwischen ausreichend Alternativen, vegane Bolognese, Bouletten und sogar Bratwürste. Auch in Paderborner Supermärkten sind solche Produkte zu finden. Das Angebot in der Gastronomieszene ist nach Ansicht von Chmielinski allerdings noch verbesserungswürdig. "Man kann in den Restaurants zwar vegan essen, aber es gibt kein rein veganes Restaurant."
Dabei sei die vegane Szene in der Stadt recht groß, "mein Freund und ich organisieren seit fast zwei Jahren einmal im Monat einen Brunch, zu dem regelmäßig 40 bis 50 Leute kommen, und es gibt einen festen Stammtisch." Seit Carina Chmielinski zur Veganerin wurde, beschäftigt sie sich mit leckeren veganen Rezepten und experimentiert herum.
Inzwischen gibt sie auch Back- und Kochkurse an verschiedenen Volkshochschulen in der Region, die sehr gut angenommen werden. "Es macht mir auch großen Spaß, für Freunde zu kochen - das Feedback ist immer sehr positiv", sagt die 24-Jährige. Und obwohl Chmielinski nicht missionieren will und niemanden verurteilt, der anders ist, hat ihre Einstellung zu veganer Kost auch in ihrem Umfeld etwas verändert: "Meine Bekannten gehen inzwischen bewusster mit dem Thema Ernährung um."