Nach 34 Jahren ist Schluss für den Ortsheimatpfleger eines Salzkottener Ortsteils

Salzkotten-Upsprunge. Wer über die Geschichte, die Vereine, die Häuser oder auch Eigenarten Upsprunges etwas wissen will, der fragt Norbert Schulte. Der 79-Jährige kennt seinen Heimatort wie kein Zweiter. Aber es ist ihm nicht alles zugeflogen – nach und nach hat er geforscht, nachgefragt und nachgehakt. Und alles fein säuberlich aufgeschrieben und dokumentiert. Für die Nachwelt und für seinen Heimatort, wie er betont. &bdquo;Denn das ist die Aufgabe eines Ortsheimatpflegers“, sagt Schulte. Stolze 34 Jahre lang hatte er dieses Ehrenamt inne und sehr viel in dem fast 2.000-Einwohner-Dorf bewirken können. &bdquo;Ich habe es immer sehr gerne gemacht, aber mit 80 Jahren will ich es nicht mehr machen, hatte ich mir fest vorgenommen.“ Er ist sich treu geblieben – wenn Schulte am 19. Mai dieses Alter erreicht, dann wird seine Nachfolgerin vielleicht zu den Gratulanten gehören: Doris Fecke wurde im Februar für die Dauer von sechs Jahren ins Amt berufen. Die gebürtige Paderbornerin lebt seit mehr als 30 Jahren in Upsprunge und will nun die erfolgreiche Arbeit von Schulte fortführen. Und sie wird dafür auch sein umfangreiches Archiv nutzen können. Vor 58 Jahren startete Schulte schon als Chronist Denn im Laufe der Jahrzehnte hat er viele Aufsätze zur Heimatpflege oder zu Orts- und Vereinsgeschichten aufgeschrieben und auch die Ortschronik von 1817 weitergeführt. Damit fing es vor 58 Jahren an. 1966 wurde Norbert Schulte schon Chronist der Gemeinde und ab 1975 dann der Ortschaft Upsprunge. &bdquo;Ich bin da so reingerutscht“, erinnert sich Schulte noch genau. Als Verwaltungsangestellter des damaligen Amtes Salzkotten-Boke war er oft Schriftführer bei Sitzungen. Da habe der Bürgermeister Josef Ettler gemeint, er könne auch Chronist werden. Bis 2009 blieb er es, insgesamt 44 Jahre lang. Und zwischendurch vermischte sich seine Arbeit als Chronist mit der als Ortsheimatpfleger. Diesen Job übernahm der Ur-Upsprunger 1989 von Josef Vogt. Dank seines guten Netzwerkes, der tiefen Verwurzelung im Ort und das schon ausgeübte Amt des Chronisten fiel es ihm nicht schwer, sich einzuarbeiten. Dabei erforschte er viele unterschiedliche Geschichten im Ort. Wie die der Ziegeleien und Kalköfen, der alten Gaststätten oder auch von Familien. &bdquo;Für so manchen habe ich die Vorfahren zum Teil bis ins Jahr 1700 ermitteln können. Da ist schon Interessantes zu Tage gekommen“, so Schulte, der viele Seiten der alten Kirchenbücher dafür wälzen musste. Seit 15 Jahren ist der ehemalige Stadtoberverwaltungsrat nun Pensionär und hatte daher &bdquo;mehr Zeit, so manche Arbeit für Upsprunge zu übernehmen“, erklärt er. Gute Zusammenarbeit mit den Schützen und den Vereinen in Upsprunge Aber auch schon vorher war er aktiv an der Organisation von Heimatnachmittagen und dem großen 775-jährigen Ortsjubiläum im Jahr 1991 beteiligt. Auch bei der 800-Jahrfeier, den historischen Märkten oder der Vorbereitungen der Wettbewerbe &bdquo;Unser Dorf soll schöner werden“ hatte Norbert Schulte seine Hände im Spiel. Upsprunge wurde 2005 Kreissieger des Dorfwettbewerbs und holte 2006 Silber auf Landesebene. Auch viele Unterhaltungs- und Pflegearbeiten im Dorf initiierte er und packte mit an. &bdquo;Wenn man als Ortsheimatpfleger Einfluss nehmen will, dann muss man gut mit den Vereinen, der Schützenbruderschaft und der Stadt vernetzt sein. Denn die Ziele, die man sich gesteckt hat, die kann man nur gemeinsam durch eine gute Zusammenarbeit erreichen“, weiß Schulte, dass er sich in den ganzen Jahren immer auf viele Upsprunger verlassen konnte. So gewann er auch oft die Schützen für Projekte. Vor allem der Erhalt und auch Wiederaufbau der Wegekreuze lag ihm immer am Herzen. Aktuell kämpft er um drei Kreuze, die der Landesbetrieb Straßen NRW an der Landesstraße entfernen will. &bdquo;Auch wenn ich jetzt nicht mehr Ortsheimatpfleger bin, kümmere ich mich darum“, sagt er. Bei einem Kreuz hatte er bereits Erfolg – es wird auf ein Privatgrundstück versetzt. Viele Zeitzeugen leben nicht mehr Stolz ist er auch, über sein Buch über die kirchlichen und weltlichen Bräuche seines Dorfes. Dafür hat er sich von 2013 bis 2015 von vielen älteren Upsprungern alte Überlieferungen erzählen lassen und aufgeschrieben. &bdquo;Viele Zeitzeugen leben schon nicht mehr. So konnte ich aber, was in der 1920er bis 1940er Jahren Brauch war, festhalten.“ In den 34 Jahren als Ortsheimatpfleger habe er auch nie den Drang gehabt, mal hinzuschmeißen. &bdquo;Ich merkte ja, dass man viel für seinen Heimatort erreichen kann. Und dank der Unterstützung der Vereine ist es mir nie schwer gefallen.“

Meistgelesen