Heimat

100.000-Volt-Stammtisch am 100-jährigen Trafoturm in Holsen

Im Salzkottener Ort kommen an einem Bauwerk der heimischen Industriegeschichte heutige und frühere Einwohner zusammen.

Marlies und Johannes Sandbothe (r.) empfingen im Holsener Trafoturm unter anderem Paderborns Bürgermeister Michael Dreier (l.). | © Johannes Büttner

05.10.2022 | 05.10.2022, 01:37

Salzkotten-Holsen. Der Trafo-Turm in Holsen ist keine besondere Schönheit, auch hat er seine Funktion als Umspannwerk längst verloren. Und dennoch ist er eine Besonderheit. Er bietet Vögeln und Insekten ein Zuhause, im Erdgeschoss befindet sich ein Museum und der Trafoturm ist zum beliebten Treffpunkt geworden. Das es so gekommen ist, haben in erster Line Johannes und Marlies Sandbothe bewerkstelligt. Die Eigentümer des Turms waren es auch, die anlässlich des 100-Jährige Bestehens des Turms eine zweitägige Jubiläumsfeier ausgerichtet haben. Unterstützung fanden sie dafür im Ort.

Waren es am ersten Tag besonders Aktionen für Familien, die das Fest prägten, startete der zweite Tag mit einem besonderen Highlight: Teilnehmer die allesamt mit Strom, mit Holsen oder mit Trafotürmen zu tun haben oder hatten, trafen sich Sonntagvormittag zu einem „100.000-Volt-Stammtisch“ am Turm. Unter ihnen Paderborns Bürgermeister Michael Dreier, Salzkottens stellvertretender Bürgermeister Norbert Menke, Holsens ehemaliger Schützenoberst Josef Flottmeier und Trafoturm-Experte Michael Sonfeld.

Er erinnere sich gerne an Kindheit und Jugend in Holsen, sagte Michael Dreier. Hier habe er Fußball gespielt und viele Freunde gefunden. Auch habe die Elektrizität sein Leben mitgeprägt: 1976 begann er in Delbrück seine Ausbildung zum Elektroinstallateur. Während Josef Flottmeier mit Geschichten rund um Dorf und Turm die Runde erfreute sowie Norbert Menke Grüße und Urkunde der Stadt überreichte, berichtete Michael Sonfeld von der „zweiten Chance“ für alten Trafotürme, von denen in NRW noch viele genutzt werden.

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Ein preußisches Gesetz regelte den Bau

Mittels Freileitungen sei zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Strom im ländlichen Raum angekommen, sagte Sonfeld: „Teil dieses Systems war als Anker-, Schalt-und Umspannpunkt die Turm-Transformatik.“ Mit der Entwicklung kam nicht nur Licht ins Dunkel, sondern es gingen auch Sorgen in der Bevölkerung mit dieser „Energiewende“ einher, so der Experte. Verfechtern der neuen Technik wollten sie möglichst funktionell, preisgünstig und schnell realisiert sehen, Heimatschützer befürchteten eine Verschandlung der Landschaft und eine Gefährdung der Bürger. Ein preußisches Gesetz regelte später, dass sie ins Landschaftsbild passen mussten.

Marlies und Johannes Sandbothe haben sich mit der Erhaltung des Holsener Turms einen Traum erfüllt und den Ort um eine Attraktion bereichert. Als Zeichen der Anerkennung haben sie Fördermittel des Landes erhalten.