Steinbruch-Planer überraschen Bürger in Niederntudorf

Salzkotten. Die Nachricht des Abends wurde eher beiläufig verkündet. Kommt die umstrittene Erweiterung des Steinbruchs Stelbrink in Niederntudorf, sollen dort täglich deutlich weniger Lastwagen fahren als angenommen. Neu ist: Das Betreiberunternehmen beabsichtigt, statt 220 täglichen Fahrten, nur 140 zu beantragen. Als Grund führt das Firma Reese aus Rinteln an, dass die Herstellung von Recyclingschotter, die auch in Tudorf vorgesehen ist, mittlerweile in deutlich geringeren Mengen geplant werde. Ursache ist, dass der Markt zu wenig Bauschutt und Beton zum Brechen hergibt, wie Firmenchef Philipp Reese gegenüber der NW erläutert. Reese und diverse seiner Gutachter, die das Ausbauprojekt für die Niedersachsen betreuen, waren Gäste des Salzkottener Bau- und Planungsausschusses. Planer Wolfram Guhl (Büro Kortemeier und Brokmann, Herford) stellte das Vorhaben vor und betonte vor allem die vom Unternehmen geplanten Ausgleichsmaßnahmen, die auch die aufgebrachten Dorfbewohner beschwichtigen sollen. Die Lokalpolitiker berieten in der Mensa der Gesamtschule vor rund 50 Zuhörern aus Tudorf zwei anstehende Verfahrensschritte. Wenig überraschend, aber mit Enttäuschung von den anwesenden Tudorfern aufgenommen, beschloss der Ausschuss, im Genehmigungsverfahren das so genannte gemeindliche Einvernehmen zu erteilen. Nur die Grünen-Fraktion stimmte dagegen. Salzkottens Bauamtsleiter Martin Westermeier hatte zuvor erläutert, dass das Einvernehmen nur bei bauplanungsrechtlichen Bedenken versagt werden könne. CDU-Mehrheit lehnt Vorschlag ab Gefragt ist die Stadt zudem, als so genannte &bdquo;Trägerin öffentlicher Belange“ eine Stellungnahme im Verfahren nach Bundesimmissionsschutzgesetz abzugeben. Über die Inhalte der Stellungnahme ist im Bauausschuss debattiert worden. Die Grünen hätten gerne allgemeine Bedenken hinsichtlich des Verlusts der Naherholungsfunktion rund um Tudorf formuliert gesehen. Obwohl auch SPD und FDP diesen Ansatz unterstützen, reichten sieben Stimmen nicht gegen elf aus der CDU-Fraktion, die dieses Ansinnen ablehnt. Kritische Hinweise der Grünen auf die Dimensionierung des Abbaus (Fläche wächst von 3 auf 8,6 Hektar) und die Entfernung der Ausgleichsflächen (Aufforstung in Büren) wurden von keiner anderen Fraktionen unterstützt. Angenommen hat der Ausschuss einstimmig die Formulierung, wonach der &bdquo;überwiegende An- und Abfahrtsverkehr“ über eine neu gestaltete Zufahrt in Richtung Süden erfolgen soll, um das Dorf vom Lkw-Verkehr zu entlasten. Die Zufahrt soll entsprechend beschildert und baulich so ausgestaltet werden, dass ein Abbiegen nach rechts in Richtung Niederntudorf unterbunden wird. Die Zufahrt ist im Verfahren schon zweimal geplant worden. Zunächst hätte sie gegenüber der Firma MHI Asphalt liegen sollen. Hier hatte Straßen NRW aber ein Veto eingelegt. Detailliert hat Guhl auch die Planung zur Verfüllung der Fläche vorgestellt, wenn der Abbau 2045 beendet wäre. Verfüllt würde mit unbelastetem Bauschutt und einer Deckschicht Mutterboden demnach ein Volumen von 700.000 Kubikmetern. Das entspräche 10.350 40-Fuß-Seecontainern. Laut Guhl würde aber nicht der komplette Steinbruch aufgefüllt. Nach Abbauende würde im Zentrum ein Talraum verbleiben, den Flora und Fauna bevölkern könnten. Auswirkungen auf das Grundwasser schließen die Unternehmensgutachten genauso aus wie Folgen für die seltenen Quellschwemmkegel. SPD-Fraktionschef Michael Sprink betont, dass die Zustimmung seiner Fraktion zum gemeindlichen Einvernehmen keine Festlegung in Sachen Grundstücksverkauf an Reese sei. Für die Erweiterung ist das Unternehmen – wie berichtet – darauf angewiesen, dass die Stadt eine ihrer Flächen an den Steinbruchbetreiber veräußert. Darüber wird der Stadtrat separat abstimmen. Unterdessen beginnt auf Antrag von Anwohnern beim LWL die Prüfung, ob die Umgebung als &bdquo;historische Kulturlandschaft“ eingestuft wird, was einen Grundstücksverkauf erschweren könnte. Termin im Oktober Die Stellungnahmen aller Bürger und Institutionen im Verfahren nach nach Bundesimmissionsschutzgesetz werden am Dienstag, 25. Oktober, bei Erörterungstermin mit dem Kreis ab 9.30 Uhr in der Niederntudorfer Kleeberghalle öffentlich gemacht. Der Kreis als Genehmigungsbehörde muss danach abwägen, ob triftige Gründe gegen das Vorhaben sprechen oder wie die Genehmigung möglicherweise angepasst wird.

Meistgelesen